[13.10.2015] Besuch im Mexican

Discordia

B! scheuert
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Enio stand vor dem Mexican. Es war schon ein Weilchen her, dass er Alexander einen Besuch abgestattet hatte. Es schien eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein. Eigentlich ein Witz für einen Unsterblichen aber in Finstertal verging die Zeit nunmal auf bizarre Weise schneller als sonst irgendwo. Womöglich mußte man für ein Jahr hier sich 20 Jahre Alterungsprozess gutschreiben lassen. Jemand sollte das mal untersuchen... dringend.

Der Brujah hatte Alexanders SMS beantwortet und ihm mitgeteilt, dass er auf dem Weg zu ihm sei. Er hatte den Weg am Dom vorbei genommen. Es war immer noch merkwürdig an dem alten Bauwerk vorbeizufahren. Zuviel war darin passiert und es gab immer noch Erinnerungen in Enios Kopf die manchmal so wirkten als wären sie nicht die seinen. Was unter Umständen sogar möglich war. Aber egal... Vergangenheit!

Der Italiener trat an die Tür des Mexican und sprach einen der Türsteher an bevor er irgendein Wort an ihn richten konnte und sich womöglich noch über Enios unzureichende Garderobe auslassen konnte. „Mein Name ist Pareto. Ich habe einen Termin mit Herr Stahl.“
 
Nickend wies der angesprochene Türsteher auf den Bereich rechts des Kassenbereichs. Hier war, für den unbedachten Besucher kaum zu erblicken, eine professionell eingefasste Tür in der Wand verborgen. Für Enios wachsame Augen schnell zu erblicken, geht jeder feierwütige Teeny ohne zu zögern an dieser vorbei.

Was jedoch nicht zu erblicken war, war der Öffnungsmechanismus. Dieser befand sich nämlich lediglich in inneren der verborgenen Räumlichkeiten.
Eine der wenigen Kameras im Eingangsbereich übertrug ein Livebild in die Überwachungszentrale - die unzähligen verborgenen Kameras natürlich ebenfalls. Alexander hatte, nach der Attacke des Setiten auf der Tanzfläche vorgesorgt und das Sicherheitssystem aufstocken lassen.

Was ebenfalls nur auf Grund Enios übernatürlicher Wahrnehmung zu hören war, war das Summen, welches das Türschloss entriegelte. Enio drückte die Tür auf und merkte sogleich, dass es sich hier nicht um diese Presspappe handelte, aus welcher übliche Türen gemacht waren. Eine 62mm starke Vollblatttür aus Stahl, 3fach gefälzt, schottete den Sicherheitsbereich vom Kassenbereich ab. Zusätzlich befand sich ein weiterer Mitarbeiter der Security in dem Raum. Von der Statur her konnte er mit dem Bruhja mithalten und das ausgebeulte Sakko wies darauf hin, dass er bewaffnet war.
Mit aufmerksamen Blick musterte er Enio, schenkte ihm ein leichtes, kaum wahrnehmbares Nicken und wies mit der linken auf eine geöffnete Tür, welche sich im Hintergrund befand.

Durch die Tür trat soeben Alexander und nickte Enio ebenfalls zu.

"Nabend" grüßte der Ventrue den Bruhja blieb stehen.

"Komm rein und setz dich doch, Enio" bot er ihm an und trat einen Schritt zur Seite, sodass Enio an Alexander vorbei in das Büro blicken konnte.

Der Blick fiel direkt auf die große Glasfront, welche einen Überblick auf die Tanzfläche der Hauptarea gewährte. Von hier aus konnte man beinahe den gesamten Bereich Einblicken. Was nicht erblickt werden konnte, wurde von den Kameras erfasst und auf die 5x10 Monitore messende Überwachungswand übertragen, welche auf der gegenüberliegenden Seite der Glasfront an der Wand befestigt war.

Ein großer schwarzer Klotz nahm die Mitte des Raumes ein. Es musste sich um einen abstrakten Schreibtisch oder ähnliches Handeln, denn es standen zwei rote Ledersessel davor. Ein großer schwarzer Ledersessel zierte die gegenüberliegende Seite.

Die Wände des ca. 8 x 10 Meter messenden Raumes waren allesamt aus mattiertem Glas, welches ein sanftes Licht abstrahlte.

"Darfs etwas zu trinken sein?" fragte Alexander den Brujah und übte leichten Druck auf eine Stelle an der Wand aus. Mit einem leisen zischen fuhr eine ca. 60 x 60cm große Fläche heraus und gab den Blick auf eine Minibar frei.
 
Enio lies den Einlass genügsam über sich ergehen. Er sah sich um während er warten mußte und überlegte sich wie lange es eigentlich schon her war als er das letzte Mal das Mexican betreten hatte. Es kam ihm sehr lange vor und im Grunde waren es auch schon einige Jahre. Es war womöglich ein Fehler nicht etwas geselliger zu sein. Jedenfalls in Enios Situation. Er war doch kein verdammter Nosferatu, der sich verstecken mußte und sich kaum unmaskiert in der Öffentlichkeit blicken lassen konnte. Natürlich war er oft beschäftigt aber das waren andere auch und die fanden trotzdem noch irgendwie Zeit sich im Unleben der Kainitischen Gesellschaft herumzutreiben. Der Brujah hatte sich allgemein rar gemacht und war vielleicht noch eingebrödlerischer geworden als er es sowieso schon war.

Enios aufmerksames Auge sah sich die Tür an durch die er trat. Er war beeindruckt und ein Teil in ihm schätzte gerade ab wie lange er wohl brauchen würde um sich da durch zu arbeiten. Solche Gedanken gehörten irgendwie zur Routine. Es war beruhigend. Der Italiener schaute sich auch nach Kammeras um und anderen Überwachungselementen. Er konnte es nicht vermeiden aber er fing an den erkennbaren Sicherheitsstandart des Mexicans mit dem des Black Hammers zu vergleichen. Warum auch immer...

Enio konnte durchaus auf beachtliche Fortschritte zurückblicken. Vor allem seit die Asiaten angefangen hatten ihre verdammten Füße in seine Tür zu stecken. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund kam Enio auf die Idee, dass Alexanders Mexican wohl doch noch eine Stufe besser ausgestattet war als das Hammer. Na zumindest in mancherlei Hinsicht.

Enio begrüßte Alexander als dieser ihn empfing. Wie immer mit einem relativ distanzierten Kopfnicken. Der Ventrue war das ja wohl gewohnt. Zumindest bekam er noch ein „Danke“ heraus als Alexander ihn hereinbat. Der Brujah-Ahn mußte unweigerlich durch die große Glasfront blicken als er den Raum betrat. Es lies sich so gut wie nicht vermeiden. Ob das wohl Spiegelglas war? Es erschien Enio nicht wichtig genug um nachzufragen. Manchmal mußte man gewisse Dinge einfach im Raum stehen lassen und warten ob sie sich irgendwann selbst offenbarten. Der Turiner war nicht neugierig.

Enio mußte zugeben, dass Alexander Stil hatte. Der Raum war sicherlich nicht Enios Geschmack aber das änderte nichts daran, dass er warscheinlich vielen anderen gefallen würde und man irgendwie beeindruck sein sollte. Dem Brujah jedenfalls merkte man nichts an. Alexander hätte sich warscheinlich sehr gewundert, wenn Enio jetzt angefagnen hätte mit ihm Smal-Talk zu betreiben und ihn nach seinem Möbeldesigner gefragt hätte.

„Danke nein... ich möchte nichts.“ Natürlich war das nur auf das Getränk bezogern. Natürlich wollte der Brujah etwas. Warum hätte er sonst hierher kommen sollen?

„Wie sieht es bei dir momentan aus? Hast du seither schon mal wieder etwas von den Asiaten gehört? Hat bei dir jemand versucht einen Fuß in die Tür zu bekommen oder dich oder dein Personal irgendwie bedroht oder sowas?“ Nein der Brujah-Primogen hielt sich wirklich nicht lange mit Blabla auf. Er kam schnell zur Sache.
 
Als Enio verneinte, ließ Alexander die Konsole wieder in der Wand verschwinden und trat hinter den Schreibtisch.

"Ich scheine nicht von Interesse für die Mafia zu sein. Seit unserem letzten Gespräch, beim Ball des Prinzen, habe ich keinerlei Vorkommnisse dieser Art zu verzeichnen. Insgesamt ist es die letzte Zeit sehr ruhig gewesen. Selbst mein Personal ist verwundert über diese andauernde Ärgerflaute, welche gerade herrscht."

Alexander drehte sich zu Enio um und blickte ihn nun direkt an
"Gehe ich recht mit der Annahme, dass es sich bei dir ebenfalls nicht zugespitzt hat? Sonst wärst du ja kaum jetzt erst hier aufgetaucht." Man könnte den Satz als Provokation sehen, aber so war er überhaupt nicht gemeint. Alexander brachte ihn rein auf der Sachebene ins Gespräch ein
 
Enio hatte nirgens eine Provakation gehört und es so aufgefasst wie es Alexander gesagt hatte. Nüchtern und trocken. Bei Gespräche dieser Art wie der Ventrue und der Brujah sie eben gerade führten gab es nichts zu interpretieren. Entweder man sagte was man dachte und zwar so wie man es dachte oder war besser ruhig. Eine Richtlinie, die leider sehr wenig andere Kainskinder befolgten.

„Freut mich zu hören, dass es bei dir keine Vorkommnisse gab und eine gewisse Ärgerarmut das einzige ist was dein Personal wundert. Ruhige Zeiten sind selten in Finstertal und man muß sie geniesen.“ Enio würde viel für ruhige Zeiten geben. Im Grunde war es ja im Vergleich zu den Anfangszeiten in Finstertal tatsächlich relativ still geworden aber das nutzte dem Italiener überhaupt nichts. Man hatte zwar die eine oder andere Apokalypse überstanden und war durch die verdammte Zeit gereißt aber man bekam in jahrelanger Kleinklafüselarbeit keinen durchbrechenden Erfolg zustande wenn es darum ging bei einer Verbrecherorganisation der Sterblichen auch nur einen Schritt weiter zu kommen. Es war lächerlich aber auch irgendwie nachvollziehbar. Die Kainskinder hatten nunmal ihre Grenzen und die fingen meistens da an wo die Sonne aufging und Sterbliche Rund um die Uhr agieren konnten.

„Du täuscht dich leider Alexander. Bei mir hat sich die Angelegenheit zugespitzt... und zwar ordentlich. Am Anfang hat alles so ausgesehen als ob man das in den Griff bekommen könnte und ich war sehr geduldig und hab in Ruhe recherchiert. Aber ab einem gewissen Punkt ist die Sache tödlich nervig geworden und hat der Formulierung ‚Auf der Stelle treten‘ eine neue Dimension gegeben.

Aber bevor ich dir den ganzen Mist in Einzelheiten erzähle und deine Zeit stehle muß ich vorher wissen... ob du immer noch Interesse hast mir zu helfen und der Sache nachzugehen. Deine Kontakte ins Spiel zu bringen und an Stellen zu stochern wo du vielleicht noch nie gestochert hast. Und das obwohl ich dir jetzt sage, dass das gefährlich werden könnte. Nicht gleich direkt für dich – da mache ich mir sowieso nicht viel Sorgen – aber für deinen Club und deinem menschlichen Personal, deine Kontakte und alles was da dran hängt. Denn eines kann ich dir sagen Alexander... wenn du da dran bohrst kann gut passieren... das es zurückbohrt und vielleicht viel tiefer als man sich vorstellen will.“ Enio hatte sicher keinen Hang zum dramatischen oder zu übertheatralischen Erzählungen. Soweit sollte der Ventrue ihn kennen. Wenn Enio ihn warnte dann war sicherlich was dran und man sollte gut darüber nachdenken. Aber es machte einen vielleicht ja auch ein bißchen neugierig. War die untote Existenz denn nicht sowieso langweilig wenn man sich nicht vernünftig zu beschäftigen wußte. Man mußte ja nicht gleich im Djihad mitmischen. Kleinere Sorgen reichten manchmal schon um die Nacht interessant zu gestalten.
 
Es konnte gefährlich werden...soso...Gefahr ist mein zweiter Vorname! kam es Alexander in den Kopf. Ein befreundeter Personenschützer hatte das immer gesagt und heilige Scheiße - der hatte oft in der Klemme gesteckt.

"Das hört sich nach Spaß an! Ich muss ehrlich zugeben - mir ist es in letzter Zeit einfach zu langweilig hier geworden. Wir haben hier zuviel Scheiße erlebt, als dass plötzlich einfach alles aufhören könnte und sich jeder Drecksack auf die faule Haut legen könnte." an der ernsten Miene Alexanders war klar zu erkennen, dass er das ernst meinte. Wer ihn kannte, und da zählte er Enio auf Grund der vergangenen Schlachten hinzu, wusste, dass er lediglich dem Namen nach ein Ventrue war. Hätte sein damaliger Erzeuger, dieser Wichser, gewusst, wen er sich da in den Clan holte, hätte er dem jungen Stahl wahrscheinlich schnell die Birne zerdrückt, bevor die Wandlung abgeschlossen war. Wer dachte, Alexander würde im Hintergrund agieren, während andere bis zum Hals in der Scheiße steckten, der täuschte sich. Oft genug hatte man Alexander mit seiner Remmington im Anschlag in erster Reihe gesehen, wenn es gegen Formwandler, Werwölfe oder sonstiges übernatürliches Gezücht ging. Auch ein Treffer aus einer großkalibrigen Präzisionswaffe hatte ihm bereits die Lichter auspusten sollen. Noch gut konnte er sich an die hinterhältige Attacke Zieglowskis erinnern. Zu gern hätte er in dessen Gesicht geblickt, als für den Waffenschieber klar wurde, dass sein Ziel das 12,4 x 99mm Geschoss mit der Brust abgefangen hatte er keinen Kratzer davon getragen hatte. Üblicherweise knackte so ein Geschoss Panzerungen...

"Ich denke, wir sind aufgeklärt genug um zu wissen, dass wir in größeren Dimensionen denken müssen, als unsere sterblichen Untergebenen. Ich will damit nicht sagen, dass ich leichtfertig mein Personal verschleudern würde, aber wenn es einer größeren Sache dient, dann muss man einfach Kollateralschäden hinnehmen. Wie dir aufgefallen sein wird, habe ich meine Schutzmaßnahmen in den letzten Jahren ein wenig erhöht. Habe mir ein wenig Hilfe von einem damalig hier ansässigen Kainiten geholt. Er ist für die ausgezeichnete Sicherung des Cafés verantwortlich und ein hervorragender Sicherheitsexperte."

Alexander ging nun doch zurück zu der in der Wand versenkten Minibar, öffnete diese mit leichtem Druck gegen die Fläche und entnahm sich eine Flasche Burbon. Er schenkte sich ein wenig davon ein und versetzte diesen mit etwas dunkelroter Vitae aus einer Kristallkaraffe. Sofort war der Geruch des hervorragenden Jahrgangs allgegenwärtig. Kurz rüttelte das Monster unter der Oberfläche an den rostigen und teilweise verbogenen Gitterstäben. Alexander war jedoch frisch genährt und somit war es kein Problem für ihn sein Tier wieder zurück zu drängen.

"Ich kann dir noch immer nichts anbieten?" sollte Enio wiederum ablehnen, prostete Alexander dem Bruhja kurz zu und bat ihn dann, weitere Einzelheiten preis zu geben. "Ich bin ganz Ohr. Und ich kann dir versichern, dass ich keinen Rückzieher machen werde!"
 
Stahl reagierte so wie Enio es gehofft hatte. Er war etwas neugierig geworden und voller Tatendrang. Der Brujah wußte ja letztendlich nicht in wie weit Alexander in anderen dringenden Dingen eingebunden war und vielleicht ganz andere Prioritäten hatte als Enio zu helfen. Blieb dabei zu hoffen, dass der Ventrue auch wirklich eine Hilfe war. Enio war jedenfalls nicht mehr wählerisch. Er hatte lange genug versucht alleine hinter das Geheimnis zu kommen, das die verdammten Schlitzaugen betraf. Seine Ergebnisse waren niederschmetternd und frustrierend gewesen. Womöglich war so ein frischer Wind, den Alexander Stahl momentan in der Angelegenheit mitbrachte, genau das was man momentan benötigte. Das und die gute alte Verschlagenheit und Fähigkeit im Informationmensammeln der Nosferatu.

Enio winkte erneut auf Alexanders Angebot ab. Er war nicht hungrig aber wer genau hinsah konnte bemerken, dass Enio sowieso sehr selten in Gesellschaft anderer Kainskinder trank. Nur eine Marotte oder steckte vielleicht etwas interessanteres dahinter?

„Ausgezeichnet. Ich kann in diese Sache wirklich Hilfe gebrauchen. Ich mach schon zu lange alleine daran rum. Viel erreicht habe ich nicht.“ Enio war zwar kein Narzist aber es kam auch nicht so oft vor, dass er so offen Fehler eingestand. „Nachdem die Sache im Black Hammer begann bekam ich erneut besuch in meinem Laden. Die Situation hat sich zugespitzt und ich wußte auch nicht mehr wie ich überhaupt Personal bekommen sollte und vor allem was genau mit dem alten geschehen war. Zumal ja auch mein Geschäftsführer weg war. Egal... es wurde auf jeden Fall kompliziert. Da hatte ich die Idee und habe mich entschieden ein wenig mitzuspielen und ihnen vorzugakeln, dass ich eingeknickt wäre. Es war eigentlich ganz simpel. Ich wollte mich Stück für Stück ein wenig hocharbeiten und über immer höhere Stufen der Hirarchie herausfinden wer bei denen das Sagen hat und wie die Typen ticken. Ich habe angefangen ein wenig nachzuforschen um mehr über sie zu erfahren. Es handelt sich dabei um einen Zweig der Triaden. Dachte mir, dass es ja nicht so schwer sein könnte da einen Fuß in die Tür zu bekommen und bei denen ein bißchen mitzumischen. Du weißt schon... das Übliche.... da ein bißchen beeinflussen, dort ein bißchen Gewalt und hier und da mal ein bißchen Blut verteilen um die Leute ein bißchen gefügiger zu machen.“ Der Tatendrang von Alexander hatte offenbar eine gewisse Redseligkeit in dem Italiener entfacht. Geschah ja nicht allzu oft.

„Aber das war alles gequirllte Kacke, die eine halbe Ewigkeit dauerte und ich im Prinzip fast nichts herausgefunden habe. Ich fasse an der Stelle etwas zusammen. Jeder der prinzipiell bereit war ein wenig mitzuspielen und etwas an der Tür zu horchen, sei es nun durch Mittel wie entsprechende Bezahlung oder auch anderen Mitteln... war innerhalb kürzester Zeit abserviert. Entweder selber umgebracht oder wurde einer seiner nahen Verwandten masakriert. Einem wurde die Zunge herausgeschnitten und ihm an die Stirn genagelt. Er war danach nicht mehr kooperativ. Immerhin habe ich dann irgendwann mal erfahren, dass es sich bei den Asiaten um die sogenannte Triade des grünen Drachen handelt. Bis dahin hat es aber bereits erschreckend viel Opfer gegeben.“ Das war wohl der Teil, der gefährlich werden konnte. Sicherlich lächerlich für Alexander. Der Ventrue würde sich von solchen Kinkerlitzchen nicht verunsichern lassen.

Enio fuhr fort und wiederholte dabei im Prinzip genau das was er Lurker zuvor schon berichtet hatte. „Ich habe weiter geforscht. Die Sache hat mich einiges an Zeit gekostet und ich habe deswegen auch recht oft die Stadt verlassen. Irgendwann habe ich beim Stöbern etwas über eine gewisse Schlüsselfigur erfahren. Es gibt wohl jemand der „Onkel“ genannt wird. Was genau er für eine Position hat und um wen es sich handelt kann ich leider nicht sagen. Aber du wirst es nicht glauben... bis auch nur so weit war sind Jahre vergangen. Glaub mir wenn ich dir sage, dass ich nicht so schlecht bin wenn es darum geht etwas herauszufinden oder zumindest mich in Angelegenheiten der Menschen an entsprechende Informanten zu wenden. Alles vergebens! Ich bin soweit gegangen, dass ich versucht habe einen privaten Ermittler in Hongkong anzuheuern. Der hat mir abgesagt und mich sehr bestimmt darauf hingewiesen, dass er sich nicht mit der Herrin des Spinnennests anlegen möchte. Ab diesem Moment war es mir unmöglich auch nur irgendeinen Ermittler in Hongkong zu einer Zusammenarbeit zu bewegen. Mitlerweile redet überhaupt keiner mehr mit mir und es hat sich offenbar schon herumgesprochen, dass so ein Typ aus Deutschland doofe Fragen stellt.“ Enio machte eine kurze Pause und kramte seinen Tabak hervor. Bei einem Schwätzchen lies es sich einfach immer gut Rauchen. Er fragte überhaupt nicht großartig ob es Alexander recht war das er hier eine qualmen wollte. Zuviel Anstand war schlecht für den Ruf eines Brujahs.

„Ich will mehr über die Triade des grünen Drachen erfahren. Ich will vedammt nochmal wissen wer dieses Arschloch „Onkel“ ist und ich will wissen was es mit der Herrin des Spinnennests auf sich hat. Ich will verdammt sein, wenn wir nicht gemeinsam etwas mehr herausfinden. Ich will endlich jemand von denen zwschen die Finger bekommen und dann Gnade ihnen Gott oder an welchen Wichser sie auch immer glauben.“ Nein... Enio war wohl nicht sonderlich gut auf die Schlitzaugen zu sprechen.
 
Alexander hörte aufmerksam zu. Die Geschichte, welcher er hier lauschte, klang wie die Storyline eines neuen Frank Schätzing Romans. Nur das Alexander nicht glaubte, dass Enio neuerdings unter die Schriftsteller gegangen ist.

Die Gefahr scheute Alexander wahrhaftig nicht. Was hatte die Untote Gesellschaft noch, außer der Gefahr, welche ihnen das Gefühl des Lebens geben konnte.

Als Enio anfing sich die Zigarette zu drehen, zuckte Alexander nicht wirklich. Ihm war es egal. Atmen musste er nicht mehr - was er auch immer häufiger vergaß.

"Die Triade des grünen Drachen - klingt wie ein schlechtes China-Restaurant." witzelte der Ventrue.
Ihm ging es auf den Sack, dass die ganzen Türken, Chinesen, Russen oder sonst wer in letzter Zeit meinten, hier in Finstertal die Herrschaft über Gebiete übernehmen zu wollen, welche seit Jahrzehnten in der Hand der Kainiten waren. Dies gehörte längst unterbunden.

"Ich bleibe dabei. Wenn ich dir helfen kann, werde ich das tun."
 
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