[16.05.2008] - Ein Ass im Ärmel

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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Der Wind trug den Duft von Rauch und Harz durch die Nacht und lief schwanger mit jener Lagerfeuerromantik die immer in der Luft lag, wenn man sich dem Lager jener Person näherte, die Lurker für die heutige Nacht noch aufsuchen wollte. Dabei war es sogar egal ob sich das Lager auf seinem ursprünglichem Ort befand, oder im Gestüt war, wo es aus Sicherheitsgründen unterkommen hatte müssen, während das Werwolfrudel durch die Gesellschaft der Untoten geschnitten war, wie eine Sense durch Gras, irgendwie war es immer mit einem Hauch Abenteuer verbunden zum fahrendem Volk zu kommen.

Eine der angenehmsten Dinge an Roxana Dragomir war die Tatsache, dass sie nichts von Kommunikations Tand hielt. Wer etwas wollte, der musste sie halt finden und dann her kommen. Für den Nosferatu war das geradezu ideal. Er würde einfach so weit an das Lager herantreten, bis die Hunde der Ravnos anschlagen würden um dann zu verharren bis jemand zu ihm kam. Das war auch deswegen gut so, weil er dann nicht näher an die großen Feuer heran musste, die immer noch der beste Schutz gegen solche Monster wie den Verborgenen darstellten. Oftmals waren die Alten bewährten Mittel einfach die Besten.

Er hatte beschlossen, dass es morgen mehr brauchen würde als einen wirklich schlecht gelaunten Brujah und einen engagierten Ventrue Ritter, den man mit schimmernder Rüstung vor schicken konnte, um einen Mann wie Oliver Buchett zu Fall zu bringen. Immerhin war der Toreador über so lange Zeit der Prinz dieses Höllenloches gewesen das man annehmen sollte, dass er nicht nur mit allen Wassern gewaschen war, sondern die meisten Wasser auch noch selber abfüllte und dann verkaufte.
Im Gegensatz zu diesem Mann war er die Politik und die Machtkämpfe der Vampire nicht nur nicht gewohnt, er war noch nicht einmal ein Anfänger. Seine Position hatte er sozusagen im Schleudergang erhalten und nur weil er bislang den ganzen, harten Ritt panisch in seinen Sattel verkrampft überstanden hatte, hieß das noch lange nicht, dass er reiten konnte. Lurker machte sich nichts vor, auf dem Feld hatte er nichts verloren. Wenn er dort antrat, würde er nicht verlieren. Er würde vernichtet werden.

Glücklicherweise entsprach eine Feldschlacht aber auch gar nicht seinem naturell. Er war es gewohnt am Rand zu agieren, dort wo niemand hinsah. Wo der Abfall entsorgt wurde. Er war es gewohnt mit dem zu arbeiten was andere nicht haben wollten und verstand es Verknüpfungen aus Dingen zu weben die andere nicht sehen konnten, weil sie sie nicht sehen wollten. Entweder weil sie unangenehm, oder fremd waren.

Heute hoffte er wieder aus so einem blindem Fleck heraus operieren zu können, denn er hatte an jemanden für den morgigen Tag gedacht, den alle anderen vermutlich in ihrer Rechnung nicht mit einbezogen hatten. Jemand der nach der Meinung der Hochwohlgeborenen nicht dazu gehören sollte und den man deswegen vermutlich bislang nicht in betracht gezogen hatte. Aber nur weil man eine Stimme nicht hören wollte, hieß das nicht, das sie nichts zu sagen hatte.

Also wartete er, das Roxana ihn hier entdecken und zu ihm kommen würde.
 
Irgendwann würden die Hunde bellen und dann würde auch Roxana nachschauen kommen, es war als würde sie aus einer Illusion heraustreten und dann ziemlich unvermittelt vor Lurker stehen.

Die alte Ravnos mochte sich zwar nicht in den Schatten verbergen können, aber auch ihre Art war sehr beeindruckend. Sie lächelte, die junge Frau in deren Körper sie wohnte, mochte den der nicht auf unnatürlich Perfektion stand bestimmt zum träumen bringen und der geschmeidige Gang tat sein übriges.

"Guten Abend, Lurker, was verschafft mir das Vergnügen deines Besuchs?" fragte sie. "Kommst du mit ans Feuer oder lieber doch nicht?"
 
Anscheinend hatte die Baro Mittel und Wege um zumindest ungefähr zu wissen wer da an ihrer Schwelle stand, denn sie tauchte direkt persönlich auf. Irgendwo im Wesen des Nosferatu, wo noch Reste eines anderen Lebens und einer anderen Person schlummerten gab es einen Romantiker, der die sonnengebräunte Ravnos mit den wilden, wippenden Locken gerne traf. Es würde immer ein Traum bleiben, dass das Ding namens Lurker seine Gestalt abwerfen und zu ihr auf den Kutschbock hechten würde, um mit knallender Peitsche in das nächste Abenteuer zu fahren, aber solange es noch solche Träume gab, gab es auch noch einen Grund um weiter zu machen.
Und genau aus diesem Grund war er heute Nacht hier. Es musste weiter gehen. Für alle. Und irgendwie, irgendwann, hatte Lurker anscheinend beschlossen dafür die Verantwortung zu übernehmen.
„Guten Abend. Leider nicht nur ein angenehmer Plausch, sondern meine Bedenken und einige Dinge von denen ich denke, dass du verdient hast sie zu wissen und ihnen beizuwohnen.“
Ein kurzer Blick über die Schulter der Ravnos und einige Augenblicke die er tatsächlich nachdachte vergingen. Dann siegte die Gewohnheit und die Angst, wie so oft.
„Nein, lieber nicht....Aber ein andermal vielleicht.“
Und das wiederum meinte er tatsächlich ernst. Irgendetwas hatte er in dieser Nacht angestoßen als er mit Kiera gesprochen hatte. Er konnte die Veränderung beinahe riechen, so ähnlich wie ein Tier fühlen mochte, wenn ein Sturm aufzog. Es standen neue Dinge ins Haus und vielleicht würden einige dieser Veränderungen dafür sorgen, dass es ihm irgendwann möglich sein würde die Einladung Roxanas tatsächlich anzunehmen.
Aber heute war er noch nicht so weit.
Stattdessen machte er also mit der Hand eine Bewegung die einen Bogen um das Lager der Sippe beschrieb, um die Andere einzuladen ein Stück am Rande ihrer Domäne entlang zu wandern, so dass der Nosferatu nicht näher heran, aber die Dragomir auch nicht weiter hinaus musste. Wenn sie also mochte, würden sie ein Stück gehen, während sie sprachen.
„Die Ahnen und Amtsträger der Stadt sind dazu eingeladen worden morgen über Buchett und sein Schicksal zu bestimmen. Es soll über ihn gerichtet werden und auch darüber wer seinen alten Platz in Zukunft einnehmen soll. Ich weiß, dass die Führung der Camarilla und der 'hohen Herren' dabei gerne sehr selektiv vorgeht, darum wollte ich sichergehen, dass du informiert bist, damit du dort auch auftauchen kannst, wenn du das willst. Dort Oben wird nämlich immer gerne mal vergessen welche Soldaten geblutet haben, während man den Offizieren schöne Orden an die Brust nagelt.“
Möglich das die Ravnos sich lieber von der Schlangengrube der Politik fernhalten wollte, aber sie hatte genauso unter dem gelitten was hier passiert war wie alle anderen und hatte ihren Beitrag geleistet. Natürlich war Lurker berechnend und es war jede Menge politisches Kalkül seinerseits dabei, wenn er die Baro hier informierte, aber tatsächlich war es auch der rebellische Herzschlag der ihn schon früher angetrieben hatte und eine ganz simple Wahrheit. Roxana war mit ihm und seiner Tochter draußen im Wald gewesen, hinter der feindlichen Linie, als sonst niemand dort gewesen war.
Es hatte keine Zusammenrottung aller Kampfstarken Vampire gegeben, so wie bei dem Kampf gestern und auch keinen gut geplanten Rettungseinsatz, bei dem der kostbare Prinz herausgeholt werden sollte. Als es um ihren Hals gegangen war, hatte man nur Lurker, seine Tochter und die Zigeunerin riskiert. Egal wie Roxana entscheiden würde, selbst wenn sie sich auf die Seite Buchetts schlug und der Nosferatu sich hier gerade den Todestoß für seinen Plan einhandelte, sie hatten zusammen gekämpft, also hatte sie auch das Recht dazu morgen dabei zu sein und zu entscheiden.
Das wäre zumindest das gewesen was sein Bruder Dimitri unter Ehre und Kameradschaft verstanden hätte. Sicher würde aus dem Nosferatu kein Idealist mehr werden, aber wer mit blutet, der erntet auch mit, das musste immerhin bestand haben, sonst war alles andere auch sinnlos.
 
Roxana hatte vollstes Verständnis, dass Lurker nicht ans Feuer wollte, es hatte lange gedauert, es zu lernen, wie sie es konnte und die wenigstens, selbst du wenigsten aus ihrem Clan konnten es.


Wenn sie von seinen Gedanken gewußt hätte, hätte sie ihn vielleicht auf einen Ausritt eingeladen, denn bei ihren Pferden war klar, dass sie den Umgang mit ihrer Art gewohnt waren und nicht scheuen.


"Ich habe eine Einladung bekommen, aber ich gestehe ich weiss noch nicht, ob ich es auch wissen will", sagte sie, während sie mit Lurker in Richtung Waldrand ging. "Ich habe schon damit gerechnet, dass es nicht ewig gut gehen würde, mit dem in einer Domäne leben, wenn Buchet morgen weg ist und auch der alte Sheriff nicht mehr da ist, wird man uns kaum weiter hier in der Stadt behalten. Es war ein Abkommen, aber das wird der nächste nicht übernehmen, da bin ich mir sicher."


Sollte sie Lurker sagen, was sie über Buchet oder Enio wußte? So gut kannten sie sich nun doch nicht, dass sie das verraten würde

„Was wurde entschieden oder was ist alles offen? Ich war froh, dass ich nichts mit den Archonten zu tun haben musste und ich meine Auslagen der Hüterin melden konnte. Ich denke, dass das Urteil schon feststeht und die Archonten schon den nächsten Prinzen in der Tasche haben, den der ihnen oder denen, die sie für würdig halten nach dem Mund redet, oder sehe ich das falsch?“

Sie hatte sich nie der Hoffnung hingegeben, dass der Zustand von Dauer war. Wie würde sie das den Kindern beibringen, dass sie nicht mehr erwünscht waren?

Ja, sie ging zu 100 Prozent davon aus, dass es für sie und ihre Leute kein Morgen gab.
 
Tatsächlich versetzte es ihm einen leisen Stich wenn er daran dachte, dass diese Frau nicht mehr länger willkommen sein könnte. Das war etwas woran er selber noch nicht gedacht hatte. Interessant war dann aber, dass man anscheinend doch daran gedacht hatte die Ravnos einzuladen. Lurker hätte darauf gewettet, dass man sie großzügig übergehen würde.

Auf ihren Kommentar bezüglich der Archonten hin nickte der Nosferatu. Daran hatte sie ganz sicher gut getan. Möglich das Lurker der einzige Primogen der Stadt war, der nicht speichelleckend direkt im Büro der neuen Stadtführung vorstellig geworden war. Aber aus Erfahrung am eigenen Leib wusste er, dass der jenige Archont ihm am liebsten war, der sich in der maximalen Entfernung zu ihm befand.

„Das ist immerhin ein gutes Zeichen, dass man an dich gedacht hat. Du hast natürlich Recht, wenn es nach den Leuten 'da Oben' geht, dann ist am liebsten schon alles entschieden und man setzt einfach Buchett wieder auf den Thron, ungeachtet dessen was er getan hat.“

Sie war selber bei den Sitzungen gewesen und hatte mit am Trog gestanden als es geheißen hatte die Suppe auszulöffeln die der Belgier so vollmundig ausgeschenkt hatte, daher hatte er nicht vor ihr die Geschichte vom großen, bösen Prinzen zu erzählen.

„Aber wenn es nach mir geht, wird er nie wieder die Chance bekommen diese Stadt ins Unglück zu stürzen und damit bin ich hoffentlich nicht alleine. Unsere Probleme sind im Moment, dass wir den Belgier los werden müssen und eine brauchbare Alternative bekommen, damit die Toreador nicht auf die Idee kommen uns irgendwen vor die Nase zu setzen. Brauchbar heißt in diesem Falle dann eben auch, dass ihr natürlich hier bleiben werdet und alle Verträge weiterhin gelten. Ansonsten hätte man dich die Drecksarbeit machen und dann die Zelte abbauen lassen.“

Ein leises Knurren hatte sich in die letzten Worte geschlichen. Lurker wusste nicht genau welche Abkommen mit dem fahrendem Volk geschlossen worden waren, aber wenn man sie nicht hier bleiben ließ, dann war das ganz bestimmt ein Bruch des Abkommens und wenn ein Nosferatu eines nicht leiden konnte, dann war das, wenn jemand sich nicht an ein abgeschlossenes Geschäft hielt. Das war....ekelhaft.
 
Roxana sah in die Ferne, sah die Städte in denen sie gewesen war, die Geschichten die dort liefen und dann sah sie zu Lurker.
Die Deals, die die Tzimisce in ihrem Heimatland getroffen hatten, die Blutfeste, bei denen es nur darum ging möglich viele Menschen zu töten, die Blutjagden, die ausgerufen wurden, mit falschen Anschuldigungen, damit irgend einer deren Eigentum übernehmen konnte.

Die Ventrue, die im Zweiten Weltkrieg mit der Gestapo kooperierten, um die Güter der jüdischen und sozialistischen Vampire und nicht zuletzt die der Ravnos zu übernehmen.

"Buchet übernimmt also die Verantwortung für alles, was in der Stadt schiefgelaufen ist?" fragte sie. "Ich gebe zu, ich habe mich bis jetzt nicht so sehr damit befasst. Ich denke gerade daran, ob der Malkavianer von der verlogenen Feier der Archonten nicht recht hat, dass Gehenna vor der Tür steht.
Und warum habt ihr den alten Prinzen nicht einfach bei den Wölfen vermodern lassen?"

Fragen über Fragen.

"Wie und wen willst du erreichten, dass wir bleiben dürfen, dass Clan Caitiff weiter existiert, dass keine Verträge gebrochen werden?"
 
Er folgte ihrem Blick in die Weite, verweilte dabei aber nicht in all den vergangenen Dingen die sie dort sah, sondern grübelte viel mehr darüber was sie gesagt hatte.
Buchett in der Mine bei den Werbestien zu lassen wäre, wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte, wirklich eine unangemessen grausame Behandlung gewesen, denn dort unten gab es ja dieses durchgedrehte Geistwesen, das sich ganz bestimmt an den Alten erinnert hätte, wenn ihm sein Lieblingsspielzeug irgendwann kaputt gegangen wäre. Einige Jahrhunderte Folter durch dieses Ding wollte er sich lieber gar nicht vorstellen, wenn es auch genau das war, was der Belgier und Johardo Zieglowski angetan hatten.
„Nein, er will natürlich nicht die Verantwortung dafür übernehmen, aber er hat nun mal den Fluch dieses Zacharii über die Stadt gebracht und das gleich zweimal. An wie viel er indirekt die Schuld trägt will ich gar nicht abwägen, aber zumindest für das von dem wir wissen was er getan hat, muss er den Kopf herhalten. Es wird sich morgen zeigen, ob man ihn nochmal als Prinz durchgesetzt bekommt. Ich weiß aber, dass nicht wenige von uns ihn nicht mehr auf dem Thron wollen wegen dieser Sache und es wäre vermutlich das Beste, wenn es ihm nicht gelingt sich gegen den Willen dieser Leute durchzusetzen, weil das wohl nur noch mehr böses Blut geben würde.“
Lurker widerstand der Versuchung Roxana einfach nur zu erzählen, dass er vorhatte am Thron des Prinzen zu sägen um diesen los zu werden und ob sie nicht einfach auf ihrer Seite auch anfangen wollte mit am Holz zu nagen.
Zum Einem würde sie auf den Versuch sie in diese Richtung zu manipulieren aber ganz sicher mit Ablehnung reagieren und zum Anderen hatte sie es auch nicht verdient einfach nur als Figur in seinem Spiel eingesetzt zu werden.
Sicher betrachtete er sie als Trumpf in der Hinterhand in dieser Angelegenheit, aber bei aller List und bei allen Hintergedanken verdankte er ihr nicht nur seine, sondern auch die Existenz seiner Tochter und egal wie sehr er sich bereit war für seine Heimat einzusetzen und wie sehr er hoffte, dass Buchett durch seine Ränke fallen würde, das alles würde er mit einem knappen Lachen achtlos ins Feuer werfen wenn es um seine Tochter ging.
Es musste immer um mehr gehen als nur Machtspiele und den Blick auf den eigenen Gewinn, sonst war er nicht anders als die sogenannten 'Bonzen' die mit am Spieltisch saßen.
Ich hoffe wir schaffen es jemanden als Prinz einzusetzen der gut für die Stadt ist und der wiederum auf die anderen Erstgeborenen angewiesen ist und dadurch gezwungen sein wird Kompromisse zu machen. Aber ich kann natürlich nichts versprechen.
Da er nicht von allen Verträgen wissen konnte, ersparte er sich das Lippenbekenntnis alle einhalten zu wollen. Verträge mit den Hexern konnten seinetwegen ganz sicher zum Teufel gehen, aber wenn die Ravnos bleiben wollte, konnte er sich niemanden im Rat vorstellen, der etwas dagegen haben würde.
 
Dann mit einem Mal fing Roxana an zu lachen.

"Weisst du, Lurker, für mich gibt es 3 Möglichkeiten, wenn das hier schiefgeht", sagte sie dann. "Die erste, ich ziehe mit meinen Leuten weiter, die zweite, die bestehe auf das in früheren Zeit mögliche Recht, selbst den Prinzenthron zu fordern und die dritte, es gibt Krieg zwischen den sogenannten Mächtigen und den Ungeliebten und da dürfte dann deine kleine süße Jenny, direkt an meiner Seite stehen."

Gut es war vermutlich ein kurzer Krieg, aber wenn sie recht überlegte, wenn die richtigen zusammenhielten, würde es zumindest der Welt zeigen, dass man auch mit den ungeliebten Clans nicht spielen konnte.
 
Er machte ein bestätigendes Geräusch, etwa wie ein bejahendes Grunzen, auf ihre Vorschläge und ihren grimmigen Humor hin. Roxana als Prinz von Finstertal, das war eine Alternative an die er noch gar nicht gedacht hatte. Aber wenn man die Lady Noir nicht auf den Thron bekam und die Wahl ansonsten doch auf Buchett fiele? Dann wäre diese Idee ihm lieber als ein kalter Krieg innerhalb der Stadt.

„Lassen wir Jenny da raus.“

Der Nosferatu winkte ab, aber seine Stimme klang nicht böse darüber, dass Roxana sie erwähnt hatte. Abgesehen davon, dass er sie nicht in Zusammenhang mit derartigen Dingen gebracht hören wollte, hatte die Ravnos nämlich nicht ganz unrecht.
Zwar hatte seine Tochter ganz eigene Ideen wie Finstertal, oder von ihr aus auch die komplette Welt der Vampire, ab morgen am besten laufen sollte, aber mit der Baro als Chefin könnte sie sicher leben. Zumindest als Übergang.

„Aber mal Spaß beiseite. Die Jungs und Mädels von ganz oben wollen jemanden aus den Reihen der Rose auf dem Thron, weswegen der Stimmzettel leider bedauerlich kurz ausfällt. Wenn es aber so ausgeht, dass sich Buchett durchzusetzen droht, wärest du dann im Ernst bereit den Platz des Prinzen zu fordern und danach auch zu besetzen?“

Lurkers Frage klang wirklich ernst. Hatte sie nur einen Scherz gemacht? Dann wäre es auch Recht. Aber wenn sie wirklich zu so einem Schritt bereit wäre, dann musste der Nosferatu so eine Idee mit ins Auge fassen.
Immerhin war es ja auch noch möglich, dass Lena Buchett ihm und der Stadt einen Korb geben würde. Einer wirklichen Alternative, wenn diese gut für Finstertal wäre, würde er nicht im Wege stehen. Einen Dreck auf die Toreador gegeben.
 
Egal, ob sie Jenny jetzt rausliessen, sie würde bestimmt dabei sein, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.

Ob Roxana jetzt gemeint hatte, sie würde den Thron fordern wenn Buchet gewann oder wenn nicht, hatte sie eigentlich offen gelassen bewußt. Dass sie sich aus der Politik heraushielt, hiess nicht, dass sie sie nicht kannte.

"Ich werde natürlich versuchen, zuerst andere zu nominieren." Auch da ließ sie offen was sie meinte.

"Aber ich kann versichern, das ist mein purer Ernst, dann ist es am Clan der Rose einen Prinzen zu finden, der entweder mich stürzt oder dem ich den Posten abtrete."

Prinzen in der Vampir gesellschaft wurden nur dann gewählt, wenn sie Schattenprinzen waren und das würde diese Stadt vermutlich nicht lange dulden.

Vielleicht würde auch irgendwann jemand hinter ihre Missetaten kommen und dann würde halt sie gestürzt werden. Buchet hatte vorallem ein Gesetz gebrochen, das 11. Gebot.
 
Genau weil sie es so offen formuliert hatte, hatte der Nosferatu so direkt nachgefragt, ob sie bereit wäre diesen Schritt zu tun um Buchett abzulösen, wenn dieser es schaffen sollte seinen Hintern wieder auf dem Thron zu parken.

Natürlich würde es erheblichen Krach geben, wenn sich plötzlich die Baro auf den Sessel des Prinzen schwingen würde, aber das war der Krach und das Problem der Leute außerhalb der Stadt. Lurker wollte nur, dass Finstertal sicher und stabil wurde und zwar ohne Buchett an der Spitze, bei dem man nicht wusste, wann es ihm einfiel mal wieder einen netten Plausch mit den Mächten der Hölle zu halten, oder weiß der Teufel welche dunklen Mächte einzuladen über die Gemeinschaft der Vampire herein zu fallen wie eine verdammte Heuschreckenplage.

Wenn es nicht gelang die Lady Noir zu platzieren und damit den Rosenclan ruhig zu stellen, dann würde er lieber der Ravnos folgen als zu erleben wie noch am selben Abend der Rat zerbrach und der Frieden in Finstertal über die Klinge sprang.
Die Wahrscheinlichkeit das die anderen Primogene mit zogen war natürlich mehr als nur gering, aber Roxana sprach auch nicht davon sich 'wählen' zu lassen, oder sich nett hinten anzustellen und damit hatte sie natürlich recht. Prinzen machten sich selber, sie ließen sich nicht einsetzen.
Auch wenn Lena Buchett morgen Abend die Krone bekam, würde es natürlich nicht sein weil sie demokratisch und nett gewählt worden war, sondern weil sie ihre Verbündeten hatte und diese für sie auf dem Spielbrett los gelaufen waren.

„Wenn das am Ende die Lösung ist die dafür sorgt das sich die Parteien der Stadt morgen Nacht nicht zerfleischen und das steht zu befürchten wenn die Archonten Buchett den Hauptgewinn zusagen, dann würde ich dir helfen. Aber wie du selber sagst, nur wenn wir keine anderen Nominierungen haben. Wenn du nämlich plötzlich an die Macht kämst hätten wir zwar hier unsere Ruhe, aber außenpolitisch gäbe es dann wieder Geweine.“

Aber irgendwas war ja immer.
 
"Weisst du, ich werde keinem folgen, bei dem ich fürchten muss, dass er an einen anderen blutgebunden ist", erwiderte Roxana. "Sicher Pareto oder O'Niell wären Optionen, aber die beiden werden es nicht wollen, wie ich die Sache einschätze, also muss jemand die Herrschaft an sich reissen, der auch bereit ist, sich durch zusetzen."

Sie lachte.

"Und wie sie weinen werden, das wird man bis zum Mond hören, eine Unabhängige auf einem europäischen Thron, das ist dann auch etwas, was die Welt noch nicht gesehen hat. Es ist der größte Affront den die Camarilla sich vorstellen kann."

Fand sie es interessant, auf jeden Fall und ob es den Anderen gefallen würde, wenn dann vielleicht Entscheidungen fielen, die so garnicht in den Plan passten, das würde sich zeigen müssen. Es war klar, eine Noir würde von ihr keine Stimme erhalten.
 
Ein nicht kleiner Teil irgendwo in dem verdorrtem, verkümmertem Klumpen der Lurkers Herz sein sollte wollte in das Lachen einstimmen und war absolut verzückt von der Idee das einfach mal auszuprobieren. Allerdings ging es um seine Heimat und es stand zu viel auf dem Spiel um einer seiner Launen nachzugeben und einfach mal das Kartenhaus einstürzen zu lassen, nur um zu sehen wie dumm alle gucken würden.

Aber vielleicht macht die Noir ja morgen einen Rückzieher, dann könnte Roxana auf den Tisch springen und sich einfach den Thron unter den Nagel reißen. Ich sollte einen Fotoapparat bereit halten, wenn den Rosen die Kinnlade runter klappt.

Aber noch war es nicht soweit. Noch gab es einen Plan an den er sich halten wollte, weil dieser die nötige Balance zwischen allen Dingen die er für passend hielt versprach.
Tatsächlich wollte er gar nicht das Roxana sich daran beteiligte, dass Lena Buchett in das Prinzenamt gehoben wurde. Wenn sie als derartige Trumpfkarte in der Hinterhand blieb wie sich das hier gerade abzeichnete, dann war ihm das sogar noch lieber.

Wenn man nämlich seitens der Archonten die ehemalige Seneschall als absolut untragbar hinfort wedeln wollte, dann wäre ein Blick auf die Roxana Alternative ganz sicher genug, dass die Camarilla Bonzen große Augen bekämen und gar nicht schnell genug ihr Kreuzchen unter die Ernennungsurkunde der Lady Noir würden setzen können.

„Ich hatte bislang offen gesagt nicht den Eindruck, dass du überhaupt jemandem folgst.“

Ein schmales Wolfslächeln wurde im Schatten der Kapuze sichtbar. Es bestand aus viel zu vielen, brüchigen und schadhaften Zähnen und war beunruhigend breit, aber Lurker hielt die Baro für hartgesotten genug, als dass sie ein grimmiges Lächeln, auch wenn es von ihm kam, erkennen und einordnen würde können.

„Von daher ist es für dich und deine Leute eigentlich nur wichtig, dass morgen eine stabile Lösung gefunden wird, bei der keine anschließende Revolte zu befürchten ist und die euch hier bleiben lässt und genau soweit unterstützt, oder in Ruhe lässt, wie das bisher auch der Fall war. Sollte das aber nicht funktionieren...wie gesagt, dann ist sowieso alles egal und dann würde ich dir folgen. Wir haben uns damals getraut, als es im Wald gegen die Werbestien ging, also sehe ich keinen Grund das wir uns nicht auch gegen die anderen schlimmen Bestien trauen sollten.“

Mit den anderen 'schlimmen Bestien' waren natürlich die jammernden Bonzen gemeint, die alle Nervenzusammenbrüche bekommen würden, wenn so etwas passierte.
 
"Da hast du recht, ich bin immer auf meiner Seite, das ist bei meinem Clan so, deswegen wollte ihn auch keine der Sekten haben", erwiderte Roxana. "Und ja, es geht mir darum, dass keiner mir an die Karre pisst, dass man mich und meine Leute in Ruhe leben läßt und wenn ich dazu die Macht ergreifen muss, dann werde ich es tun."

Dass Lurker sie nur benutzen wollte, um sich gegen die anderen Bonzen durchzusetzen und der bestimmendste aller Bonzen zu werden, würde sie wohl noch früh genug bemerken. Immerhin war sie auch nur eine Karte, die gespielt werden würde, dass die an die Macht kamen, die sich als am intregantesten erwiesen, so war es immer gewesen.

Und dann würden sich die Sieger auf die Schultern klopfen, weil sie so toll waren, den Kuchen unter sich aufteilen und sie würden, dann andere Plagen über die Stadt herausbeschwören.
 
Alle waren immer auf ihrer eigenen Seite. Manche hatten nur beschlossen in einem Verbund immer auf der jeweils eigenen Seite zu sein und die Ravnos waren dabei außen vor. Aber da waren sie ja nicht die Einzigen. Dennoch wäre Lurker nicht auf die Idee gekommen die Gemeinschaft der Blutsauger der er selber angehörte als besonders erhaben zu bezeichnen, egal wie gerne das die 'Bonzen' wohl hätten. Wenn er selber dann von außen betrachtet auch einer sein sollte, dann würde er das Achselzuckend hinnehmen, wenn dabei nur das herauskam was er sich für Finstertal vorstellte. Lieber stritt er sich mit all den Mächtigen dort draußen und hatte dabei eine Ravnos auf dem Thron, als das er noch ein einziges Mal mit ansah wie ein Rosenzögling alle ins Elend stürzte.

In diesem Spiel wechselte man allerdings so oft zwischen den Positionen ein Spieler oder eine Spielfigur zu sein, dass man die meiste Zeit nur seinen Zug machen und dann die Daumen drücken konnte. Wenn es nicht möglich war mit allen Bällen gleichzeitig zu jonglieren, musste man eben alle hochwerfen und dann schauen wo die Dinger hin kullerten.

„Gut. Ich wollte nur sicher gehen das du überhaupt eine Einladung bekommen hast und damit die Gelegenheit zu tun, was immer deiner Meinung nach getan werden muss und ich wollte, dass du einen Überblick darüber hast welche Parteien es in etwa so gibt und wie sich die Seiten aufstellen. Auf jeden Fall wird es morgen unschön werden. Also bis morgen?„

Möglich das die Baro ja noch etwas ihrerseits von ihm wollte, oder das sie noch jemandem in der Stadt eine Nachricht zu kommen lassen wollte.
 
Eine Nachricht an einen der Stadt? Nein, sicher nicht, wem sollte sie auch etwas sagen?

"Dann wünsche ich dir eine gute Nacht und bis morgen, ich werde es nicht vergessen", sagte sie.

Wenn Lurker weg war, würde sie sich in ihren Wagen zurückziehen und dort die Karten legen, wer wußte schon, was ihr diese über das Schicksal sagen würde.
 
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