Grundbuch: Wie aufbauen?

Skar

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Man weiß ja im Prinzip nicht wer sein Grundbuch/Grundregelwerk kauft. Könnte ein Einsteiger sein, könnte ein Käufer sein, der noch Überzeugung braucht oder ein erfahrener Gamer, der das Buch auf alle Fälle kauft (oder einiges weiteres dazwischen).

Also darf man sich ruhigen Gewissens ein paar Gedanken darum machen, wie man sein Buch strukturiert.

Gängig dürfte vom konkreten Spielinhalt abgesehen folgendes sein:
A4- oder A5-ähnliches Buch im Hochkantformat, Soft- oder Hardcover, Frontcover mit großer Illu, Titelletter ist nicht Standard-Font. Backcover kurzer Teasertext und ISBN + Scancode, Buchrücken Spieltitel und Verlag. Offen oder eingeschweißt. Innentexte mehrspaltig in farbe oder schwarz/Graustufen.

Das lässt natürlich schon einiges an Variation zu. Natürlich gibts noch weitere Möglichkeiten wie beiligende Karten, Karte im Innencover, Farbseite für Archetypen und sowas. Zudem kann man natürlich auch mit Konventionen brechen, um aufzufallen. Z.B. Das Querformat bei Hellas. Ob sich das letztlich auszahlt oder die Gebrauchstauglichkeit einschränkt, ist möglichst vorauszuahnen.

Im Innern des Buches gibt es einige Strukturen, die dem Leser schon im Laden/auf der Messe beim schnellen Durchblättern auffallen können. Qualität der Illus, Qualität des Papiers, gibt es einen Index, wie ist das Inhaltsverzeichnis gegliedert, gibt es "sprechende" Überschriften, sagt einem die Schreibe zu oder vielleicht sogar: Wie beginnt das Buch.

Ein Inhaltsverzeichnis ist meist vorne, ein Index hinten und das erste Kapitel ist häufig "Was ist ein Rollenspiel?".

Wenn du beim Erstellen eines Rollenspiels wirklich alles richtig machen willst, worauf würdest du achten? Und was würdest du auf Standard belassen bzw keine Beachtung schenken?
 
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Es gab eigentlich nur ein Grundbuch, welches mich sofort so infiziert hat, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte: Aberrant. Gut, aufgrund der Thematik ("Superhelden") konnte man natürlich viele nette Comicseiten einbauen. Aber nicht nur und der Hauptvorzug des Buches lag darin, dass es erst einmal, ohne größere Erklärung einfach nur mit (fiktiven) Nachrichtenmeldungen, Briefe, Talkshows, Lexikoneinträge dieser Welt vor dem Leser ausbreitete. Und das nicht für ein paar klägliche Seiten Kurzgeschichte. Die ganze erste Hälfte des Buches! Ich bin von dieser Aufmachung immer noch begeistert. (Gut, die Regeln brauchten auch nicht so viel Platz ...)

Dazu kam die bessere Handhabung durch ein kleineres Format (frag mich nicht welches komische Amiformat das ist, Trinity benutzte dasselbe) und fehlendem Hardcover.
 
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Ich denke es hat Vorzüge Grundbuch und Einsteigerregeln zu trennen. Bei Einsteigerregeln macht es meiner Ansicht nach Sinn es als Box zu verkaufen. So kommt man leichter in den Spielwarenhandel und Neulinge erkennen es als Spiel. Viele Dinge die Einsteiger lernen müssen ('Was ist ein Rollenspiel', etc) sind für erfahrenere Spieler unnötiger Ballast. Getrennte Bücher für Spieler und Spielleiter können ebenfalls hilfreich sein.
 
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Weiß eigentlich jemand genau, warum Bücher heute zunehmend eingeschweißt daherkommen? Klar, mir fallen da ein paar Gründe ein (Schutz vor Beschädigung, Schutz von Reinlesen/Gebrauchen im Handel, Schutz vor Abhandenkommen von Einlagen).

Trifft es das schon oder gibt es da noch andere Gründe?
 
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Wichtig ist ein ausführlicher Index. Wenn ich etwas hasse, dann, den Index nach "Heilung" oder dergleichen zu durchforsten, nichts zu finden und dann hundert Tage später durch Zufall mal darüber zu stolpern, dass die Regeln bei irgend einem Vorteil gestanden haben, an den man nicht gedacht hat. Ein Index ist Rotz, wenn man um drei Ecken denken muss, um den Abschnitt zu finden, den man gerade nachschlagen will. Vor allem dann, wenn's zügig - beispielsweise während einer Session -, passieren muss.
 
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Weiß eigentlich jemand genau, warum Bücher heute zunehmend eingeschweißt daherkommen? Klar, mir fallen da ein paar Gründe ein (Schutz vor Beschädigung, Schutz von Reinlesen/Gebrauchen im Handel, Schutz vor Abhandenkommen von Einlagen).

Trifft es das schon oder gibt es da noch andere Gründe?
Wenn das Buch eingeschweisst ist, kann auf dem Transportweg vom Lieferanten zum Verkäufer weniger passieren, so dass der Verkäufer beim Verlag nicht wegen beschädigter Bücher vorstellig werden kann.
 
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Es ist aber auch wichtig, dass der Index nicht unnötig redundant ist. Das gefällt mir bei den Cthulhu-Büchern nicht besonders, da findet man beispielsweise im Monsterbuch bei einem großen Alten etwa ein Dutzend Einträge (auch so sinnvolle Angaben wie: 188, 189, 190, 191, wenn sich der entsprechende Abschnitt über vier Seiten erzieht...). Schlägt man dann die Seiten nach, muss man ziemlich suchen, um dann zu sehen, dass irgendwo auf der Seite in einem Satz (oder sogar in einer Tabelle) der entsprechende Name kurz auftaucht. Da kann man dann schonmal drei- bis viermal zwischen Index und Buch hin- und herblättern, um herauszufinden wo denn nun der Abschnitt ist, der wirklich von Interesse ist.
In den Index sollte man also schon etwas Zeit investieren, denn hier wird ein wesentlicher Beitrag zur Benutzerfreundlichkeit geleistet.

Karten sollten eigentlich immer separat auftauchen, was nutzt mir eine Karte, wenn sie mich dazu zwingt, das Buch an einer bestimmten Stelle offen zu lassen? Eine separate Karte kann alles, was eine eingebundene Karte kann und mehr. Den einzigen Grund den ich mir vorstellen könnte warum eine eingebundene Karte besser ist, wäre vielleicht, dass ihr Zustand im Buch besser erhalten bleibt. Aber wie der Besitzer mit einer Karte umgeht, liegt eigentlich in dessen Verantwortung.

Separate Karten müssen natürlich zusammen mit dem Buch in Folie eingeschweißt werden :)

Sprechende Überschriften: Zu Beginn des Kapitels von mir aus, im Inhaltsverzeichnis bitte nicht. Es gibt viele Möglichkeiten im Buch Stimmung zu erzeugen, sprechende Überschriften sind da nicht gerade die schweren Geschütze, sondern eher das i-Tüpfelchen. Ich würde also eher versuchen Bilder, Schreibe und alles was zum Layout gehört möglichst optimal zu wählen, wenn das stimmt, dann kann man die letzten paar Prozente mit Dingen wie sprechenden Überschriften reinholen, vorher sind andere Dinge wichtiger.
 
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Sowohl von der Konsumenten- als auch von der Produzentenseite habe ich festgestellt, dass vorzugsweise alles in der Reihenfolge beschrieben wird, wie es gebraucht wird.

Bonuspunkte, wenn auf den ersten Seiten ein grober Überblick mit Verweisen kommt.


Generell sollten zu Inhaltsverzeichnis und Index auch Querverweise hinzukommen.
 
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Sowohl von der Konsumenten- als auch von der Produzentenseite habe ich festgestellt, dass vorzugsweise alles in der Reihenfolge beschrieben wird, wie es gebraucht wird.
In welcher Reihenfolge wird es denn gebraucht?
 
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Aufjedenfall sollte das Grundbuch nen Ausschnitt einer typischen Spielerunde enthalten. Mit Sachen die man nicht tun sollte (metagaming ) die dann vom Spielleiter getadelt werden und vielen Beispielen falls es schwere Regeln gibt (Spieler fragt nach was dieser Stat genau macht etc).
Das hat mir im Cthulhu Spielerhandbuch sehr gut gefallen.
 
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Einleitung Spielwelt, Einleitung Regeln, Charaktererschaffung, Regeldetails, Rest mit Spielweltdetails auffüllen?

Ich finde das ja immer sehr schön, wenn in-game Sachen eingetreut werden. Die Charaktereschaffung aus Morrowind / Oblivion, etc. bei der man einfach fragen gestellt bekommt und das schon Teil der Story ist finde ich super. Oder Bücher (auch Quellenbücher) aus aberrant das schon genannt wurde oder Earthdawn, bei denen aus in-game Sicht beschrieben wird und Texte von NSC abgedruckt werden. Aber damit schein ich ja - den erfolg der systeme betrachtet - recht allein zu sein?
 
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Ich mochte sowohl die Earthdawn Ingame Geschichten, als auch die Ingame Matrix Einträge von Shadowrun recht gern. Auch einige der Kurzgeschichten, die sich so in L5R Regelwerken finden lassen, wussten zu gefallen.
 
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In welcher Reihenfolge wird es denn gebraucht?

Meine bevorzugte Reihenfolge:
1. Kurze Einleitung Rollenspiel und Spielwelt
2. wenn eine Spielwelt dabei ist: Was und wie kann man spielen in dieser Spielwelt? So ein kurzer Abriss "Worum es geht", warum man in dieser Welt spielt und was man spielen kann, das geht oft ab in Grundregelwerken.
3. Charaktererschaffung
4. Regelteil (Allgemein, Kampf, Magie, Spezielles)
5. Spielleiter Empfehlungen wie das Spiel am besten zum am Laufen halten ist und wie man mit das RegelWERK als WERKzeug an die Bedürfnisse anpassen kann.
5. Kurze Spielweltvorstellung (Länder, Monster, Besonderes)
6. Einsführungsabenteuer (IMHO ganz wichtig, es zeigt mir wie der Autor sich gedacht hat es zu spielen)
Index - jein, wenn es gut gegliedert ist und nicht grad 400 Seiten hat kommt man auch mit Inhaltsverzeichnis zurecht.
 
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Eigentlich ein No-Brainer, aber da wir gerade ein Runde Hellfrost anfangen:
Um Gottes Willen, lest, was auch immer da produziert wurde, wenigstens einmal Korrektur.
Bei den deutschen Savage-Worlds-Publikationen ist es mir völlig unverständlich, wie da herumgemurkst wurde. Ich erwarte ja nicht, dass überall und immer alle Rechtschreibnormen eingehalten werden, ich selbst bin da auch nicht die größte Leuchte, aber bei einer Veröffentlichung sollte schon alles stimmen (oder wenigstens der Versuch unternommen werden). Bei gewissen Publikationen (bisher habe ich Hellfrost und Gentlemen Edition und Geborstene Himmel kennengelernt) finden sich aber selbst offensichtlichste Fehler der Kategorien:
- Hätte jede Rechtschreibprüfung gefunden
- Dieser Satz kein Verb
- Formatierung hat sich verabschiedet
- Fehlende Abschnitte(!)

Das muss eigentlich jedem auffallen, der das fertige Produkt am Ende Korrektur gelesen hat und über eine Rechtschreibprüfung verfügt.

In unserer Hellfrost-Runde hat sich der Spielleiter nun gesagt, dass er die Zusatzbände in englischer Version erwerben wird, so verliert man dann seine Kundschaft (und hat blitzschnell eine Reputation, die man sich sehr einfach hätte ersparen können).
 
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Bei gewissen Publikationen (bisher habe ich Hellfrost und Gentlemen Edition und Geborstene Himmel kennengelernt) finden sich aber selbst offensichtlichste Fehler der Kategorien:
Veto! (nicht generell aber speziell)

- Hätte jede Rechtschreibprüfung gefunden
Rechtschreibprüfung ist nett, sollte aber nicht blind übernommen oder drauf vertraut werden. Da gibts einige Klopper.

- Dieser Satz kein Verb
Während dein Satz hier wirklich keinen Sinn macht^^, machen Sätze ohne Verb durchaus Sinn. Durch den Kopf gehen lassen. Sofort.
Sie wirken sehr aktiv und bringen Dinge auf den Punkt. Zudem wird der Lesefluss erhöht und die Textdurchdringung ist bei kurzen Sätzen größer.
Denn was hilft dir die traditionelle Grammatik, wenn du es mit Sprache besser auf den Punkt bringen kannst? (Wir reden hier von einem Rollenspielbuch.)
 
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Das Lektorat zu sparen ist nun mal für einen Verlag am einfachsten.

So ziemlich das wichtiste Anliegen an eine Grundbuch meinerseits ist die Vollständigkeit: man muss mit dem Ding das Spiel auf die Beine stellen können. Zusatzbücher sind zwar nicht verkehrt, aber sollen auf keinen Fall nötig sein, um dem Spielleiter sein Handwerk zu ermöglichen. Insbesondere Grundbücher in zwei oder mehrere Bücher zu teilen hasse ich wie die Pest.
 
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Veto! (nicht generell aber speziell)
Das verstehe ich nicht.

Rechtschreibprüfung ist nett, sollte aber nicht blind übernommen oder drauf vertraut werden. Da gibts einige Klopper.

Ich habe ja auch nicht gesagt, dass man den Button Rechtschreibprüfung anklicken und danach sein Gehirn abschalten soll. Ich wünsche mir einfach nur, dass der Button überhaupt angeklickt wird, denn damit lassen sich schonmal (fast) alle Fehler der Kategorien: Buchstabendreher, Buchstabe zu viel, Buchstabe zu wenig, falsch flektiert, usw. finden. Das dauert so grade mal gar nicht lange und erspart einem so manche Peinlichkeit.


Während dein Satz hier wirklich keinen Sinn macht^^, machen Sätze ohne Verb durchaus Sinn. Durch den Kopf gehen lassen. Sofort.
Sie wirken sehr aktiv und bringen Dinge auf den Punkt. Zudem wird der Lesefluss erhöht und die Textdurchdringung ist bei kurzen Sätzen größer.
Denn was hilft dir die traditionelle Grammatik, wenn du es mit Sprache besser auf den Punkt bringen kannst? (Wir reden hier von einem Rollenspielbuch.)

Kann sein, dass ich mich irre aber: Durch den Kopf gehen lassen?

Wenn etwas Sinn macht hab ich natürlich nichts dagegen, wenn einem Satz das Verb fehlt, oder wenn jemand ganz allgemein mit der Sprache spielt. Das sind ja dann auch keine Fehler. Aber wenn einem Satz das Verb fehlt und dies nicht gewollt ist, dann fällt das auf! Da muss mein kein Lektorat für haben, da würde es auch reichen, wenn man die Ehefrau, sein zwölfjähriges Kind oder Nachbar Heinz einmal das ganze Ding lesen lässt, bevor man es in den Druck schickt.
Mal ganz abgesehen davon, dass man solche Fehler auch problemlos selbst finden kann, vielleicht nicht in dem Moment, in dem man das Ding verfasst und auch nicht nachts um drei, aber wenn der Text eine Zeit lang geruht hat und man selbst ein bisschen Abstand dazu gewonnen hat, dann schon.
 
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