[6.5.2008] Morgenstund hat Gold im Mund

Regine

Tremere
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Anna fühlte sich wie dieser Hase bei Alice im Wunderland. Die Zeit zerrann so wahnsinnig schnell zwischen ihren Fingern, das sie kaum noch hinter her kam. Heute würde Judith sicher nicht mehr zur Seneschall gehen aber all zu bald und Anna wollte zuvor mit ihr reden. Sie konnte dieses Kücken einfach nicht in offene Messer und ihr Verderben rennen lassen. Warum kümmerte es sie überhaupt? Aber sie hatte sich entschlossen und so klopfte es bei Judith, kaum das die junge Tremere zu hause eingekehrt war.
 
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Ein leises "Herein" klingt durch die Tür. Die letzten Stunden waren extrem anstrengend gewesen.
 
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Anna öffnete sogleich die Tür und trat herein nur um die Tür hinter sich wieder zu schließen. Die Stimme Judiths klang ihr fast ein wenig zu leise und es gab ja noch etwas, was sie mit ihr besprechen wollte, etwas, was mindestens genau so wichtig war.

"Alle, die zur Ruine gefahren sind, haben meiner Kenntnis nach überlebt.", versuchte Anna, dem Kücken erst einmal die Information zu kommen zu lassen, die ihr wahrscheinlich auf der Seele brannte. Anna konnte zwar nichts genaues über Noir oder Lurker sagen, aber sie hoffte das beste. "Wir haben gewonnen, auch wenn wir noch nicht erreicht haben was wir wollten. Gott. Hoffentlich dachten die Oberen noch daran, ihre menschlichen Schergen über Tag zu der Ruine zu schicken! Sie konnte sie in ihrer Position wohl kaum daran erinnern. Wenn niemand die Ruine sicherte, während sie am Tag schliefen, würden die feindlichen Werwölfe sicher befreien, was immer dort unten lauerte. Aber deswegen war sie jetzt nicht hier.

"Wie ist es dir ergangen? In gewisser Weise habe ich dich unterwegs getroffen und ich möchte wissen, was du davon mit bekommen hast oder welche Auswirkungen es auf dich hatte."
 
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Judith sah Anna schwach an. Ein paar der Wunden waren wieder aufgeplatzt und an der einen oder anderen Stelle trat ein wenig Blutplasma aus Ihrem Körper.

Ich hatte einen Furchterregenden Traum. Und ich habe geschlafen. In der Nacht. Ich kann mich kaum an die letzten Stunden erinnern.

Dann fügt sie noch zu, so als ob sie sich erwischt hatte, zuerst an sich als an die anderen zu denken.

Ich bin froh, das es allen gut geht.
 
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Anna zog sich ungefragt einen Stuhl heran und setzte sich zu Judith. "Ich weiss. Das haben viele von uns. Wenn ich mich nicht irre..." Anna stockte und brach ab.

"Bitte erzähle mir, an was du dich aus deinem Traum erinnerst, bevor ich dich mit Informationen beeinfluße. Hast du Durst und soll ich Maria bitten, dir etwas zu bringen?" Sie selbst war zum Glück nicht so hungrig wie in dem Traum und konnte dadurch Judiths Blut recht gut widerstehen. Dennoch atmete sie nicht mehr ein, als zum Sprechen nötig war. Vorsicht war besser als Nachsicht.
 
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Judith sah Anna an und schüttelte leicht den Kopf.

Danke, es geht schon.

Sie setzte sich ein wenig auf.

Ich kann mich an ein Hausboot erinnern. Da war dieser Zacharii. Und Ziege. Luftballons.
Träge rannen die Worte aus Ihrem Mund. Dann schüttelte sie langsam den Kopf.

Mehr weiss ich nicht. Es ist alles so verschwommen.
 
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"An ein Hausboot? Du erinnerst dich nicht zufällig auch an das Gildenhaus und an mich? Wie fühlst du dich, wenn du mich siehst? Erinnerst du noch irgend etwas, was auf dem Hausboot geschah, oder was mit dem Zacharii los war? Erinnerst du dich noch an irgend eine andere Person, die darin vor kam?"

Das war ja vertrackst. Judith erinnerte sich also, aber ein wichtiger Teil war anders. Trotzdem. Sie erinnerte sich an Luftballons, Ziege und Zacharii, drei Elemente, die auch bei ihr vorgekommen waren, aber bei einem Hausboot waren sie nicht gewesen. Irgend etwas zerrte und kratzte an Annas Gedanken, aber ganz konnte sie es noch nicht fassen. Was war es nur? Was störte sie so?
 
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Judith sah Anna und dachte nach.

Nein, tut mir leid. Mehr weiss ich nicht.

Sie sah Anna traurig an.
 
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"Ist schon gut, Judith. Dein Traum ist anders als ich erwartet hatte. Das mit den Luftballons, Zacharii und diesem Ziege ist stimmig, aber das Hausboot nicht. Zacharii hat uns alle bei der Ruine ausgenockt, aber ein paar von uns waren irgend wie.. ich weiss nicht, in einer Art Matrix oder Parallelwelt auf der Geistebene. Er wollte uns beschäftigt halten, bis die Sonne aufgeht, damit wir verschmurgeln. Um dort raus zu kommen, mussten wir vier Leute befreien, von denen er Kraft bezog. Eine davon warst du. Aber wir haben dich nicht in einem Hausboot gefunden sondern hier im Gildenhaus. Ich glaube nicht, dass das, was ich tat, auch hier Auswirkungen auf dich hat, aber wir müssen sicher gehen. Du warst wieder vollständig verbrannt und ich gab dir von meinem Blut, um dich von dort zu befreien. Wenn du das Gefühl hast, das irgend etwas in Bezug auf mich nicht stimmig ist, du gebunden sein könntest, musst du es bitte mir und der Regentin sagen. Ich glaube, wir haben diesem Zacharii einen herben Rückschlag verpasst.

Aber ich muss noch über etwas anderes mit dir bereden, Judith. Wie wird das Thema Freundschaft in unserem Clan gehandhabt?"

Ruhig und gelassen wirkte Anna, wahrscheinlich auch wieder kühl. Sie Widerstand natürlich dem Impuls, Judith über das Haar zu streichen. Auch wenn sie unter den Kainiten ein Kind war, so war sie es doch real schon lange nicht mehr.
 
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Ein wenig verstört sah Judith an. Was redetet diese Tremere da? Ruine? Wieder verbrannt? Verbunden?

Nein, ich glaube nicht, das das Blut aus Deinem Traum mich gebunden hat.

Und was meinst du mit Freundschaft? Zu anderen Vampiren? Menschen? Clans?
 
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"Ich fürchte, es war weit mehr als ein Traum, Judith." Näher ging sie nicht darauf ein, obwohl sie es nur zu gern wollte. Aber die Zeit drängte und sie wusste nicht, wann sie sich wieder Zeit nehmen konnte für Judith. Und es war so wichtig mit ihr zu sprechen, bevor sie auf die Seneschall traf. Sie konnte in zu viele Fallen laufen, wenn sie unvorbereitet war.

"Ich meine alle drei, Judith. Wie steht unser Clan zu Freundschaften innerhalb unseres Hauses, zu Menschen und zu anderen Kainiten. Meine Fragen kommen dir wahrscheinlich merkwürdig vor, und dennoch ist es wichtig, das ich sie stelle."
 
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Nun sah Judith Anna neugierig an.

Wie der Clan dazu steht, solltest du Wissen Anna. Oder meinst du, wie der Lord dazu steht?

Du verwirrst mich ein wenig.
 
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"Ach Judith", sagte Anna leise. "Natürlich weiss ich, wie der Clan dazu steht. Aber ich weiss nicht, ob du dir darüber im Klaren bist und es gibt Dinge... Bitte beantworte einfach meine Fragen und ich verspreche dir, du wirst später erkennen, wohin sie führen werden. Du musst von selbst auf die Dinge kommen. Ich kann sie dir nicht einfach sagen."

Ja, manchmal war der Clan Tremere ziemlich kompliziert und Anna gehörte bestimmt nicht zu den einfachen Vertretern.
 
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Judith dämmerte worum es geht.

Meine Freundschaft zur Seneschall geht niemand etwas an.

Ich bin müde, und möchte jetzt schlafen.


Damit legte sich Judith wieder hin, und drehte sich demonstrativ von Anna weg.
 
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Anna seufzte leise und stand auf. Was sollte sie noch für Judith tun. Was konnte sie noch für sie tun? Sie wollten beide nicht zu hören und das konnte übel ausgehen. Natürlich nicht für die Seneschall, nein, die war mächtig genug. aber gegen das Haus Tremere konnte auch sie nichts ausrichten und Anna dachte dabei nicht an sich selbst, die Regentin oder den Lord.

Bevor sie die Tür öffnete, drehte sie sich noch mal zu der jungen Tremere um. Wie gewohnt war ihr Tonfall eher leise und ruhig. "Ich kann nicht mehr viel für dich tun. Sie sagte mir gestern einiges. Genau so wie du, sagte sie, niemanden ginge eure Freundschaft etwas an und wir sollten es nicht wagen uns einzumischen. Sie sagte auch, der Lord habe dich in Finstertal gelassen, weil er ein gefühlskalter Bastard sei. Ich kenne ihn nicht, Judith und ich kann mir kein Urteil über ihn bilden. Aber ich bin auch nicht blind oder taub. Wie viele Ghule kennst du, die das Geschenk erhalten haben, das dir zu Teil wurde? Die diesen Schutz erhielten? Denke an den Schwur, den du selbst geleistet hast: "Ich gestehe meinen Ahnen das Recht zu, meinen Lehrling zu übernehmen, sollte sich herausstellen, dass mein Lehrling für die Arbeit eines Ahnen von Wert ist. Alle sind Mitglieder des Hauses und Clans Tremere und zunächst an diese Gebote gebunden. Ich werde mich dem Recht meiner Vorgesetzten beugen, solche Entscheidungen zu fällen." Und das, nachdem ich dich gebeten habe, darüber nachzudenken, wie Freundschaften und Gefühle in unserem Clan gehandhabt werden. Und ich soll glauben, dass du ihm gleichgültig bist? Du musst es selbst entscheiden. Ich kann mir jedenfalls noch eine andere Erklärung vorstellen.

Und was glaubst du, kann die Regentin für euch, aber vor allem für dich tun, wenn du offen gegen sie rebellierst und auf Geheiß der Seneschall gegen die Sitten unseres Hauses verstößt? Zugegeben, dies ist erst mein zweites Gildenhaus, aber selbst ich weiss, das es hier ungewöhnlich ist. Andere Häuser sind lange nicht so gastlich und freizügig und ich glaube kaum, dass sie dich zum Lord lassen würden, wenn sie dich versetzen. Ich spreche hier nicht von mir oder der Regentin. Im Vergleich zu denen sind wir alle kleine Lichter. Aber wie soll die Regentin..." Anna stockte. ...den Schein... aber nein, so kann ich es ihr nicht sagen das Gesicht der Tremere wahren, wenn du es ihr nicht gestattest?" Wie soll sie dich schützen, wenn du es nicht zu lässt?, dachte sie und ließ es ungesagt. Wenigstens darauf musste Judith von alleine kommen.

"Denke an Samhain. Du hast keine sechs Monate mehr, bevor du das erste mal an der großen Versammlung teil nimmst. Dort liegen deine Taten und Gedanken offen. Es wäre besser gewesen, du hättest dich führen lassen und diese möglichen Schlüsse selbst gezogen. Lerne zu zu hören, Judith, wenn es an der Zeit dazu ist, selbst wenn du nichts dazu sagst und dir einen anderen Teil denkst. Mehr kann ich dir nicht raten. Sie hat mir nicht geglaubt."

Dann öffnete Anna die Tür um nach draussen zu gehen.
 
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Wer ist sie nur, das sie es wagt so über MICH zu denken. Mein Sire ist noch immer der Vorgesetzte der Regentin und der Freund des Prinzen. Was soll MIR schon geschehene. Ich bin seit über 50 Jahren in der Stadt, und diese Zicke nicht mal seit 50 Tagen... Was erlaubt sie sich eigentlich.

Judiths Gedanken rasten nur so. Gestern fand sie Anna ja noch nett, aber diese Moralpredigt ging definitv zu weit.

Eine rote Träne rann über Ihre Wange als sie später einschlief.
 
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Anna schloß die Tür leise und fast lautlos hinter sich. Sie betete stumm, das Judith nicht genau so einfältig war wie die Seneschall. Wenn jemand ihren Sire zwingen konnte ein Kind zu zeugen, das nicht seine Wahl war und dann Möglichkeiten fand, sie verdeckt zu unterstützen... anders konnte sie sich einfach nicht das offene Buch erklären. Es musste so sein. Und Gülden hatte sie sicher auch nicht freiwillig aus seinem Einflußbereich entlassen, es sei denn.. ja, es sei denn, er hoffte, sie starb hier. Ebenso leise ging sie in ihr Zimmer und machte sich daran, den Bericht zu fertigen. Leicht fiel es ihr nicht. Die Fenster waren fest verschlossen und verdeckt und doch spürte Anna, wie die Sonne zum Schluß an ihrem Verstand nagte. Kaum hatte sie den Bericht abgeschlossen, fand sie keine Kraft mehr ihr zu widerstehen. Sie schlief auf der Stelle ein. Wie konnte sie nur Judith vor sich selbst schützen?
 
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