Mit dem kommenden siebenten Album sind sie zwar keine Neulinge mehr, aber dennoch laufen sie zum großen Teil unter dem Radar:
Angizia.
Ursprünglich bin ich auf sie gestoßen, als ich geschaut habe, was die Jungs von Dornenreich sonst so machen und Eviga und Gilvan (damals noch) auch bei Angizia waren bzw. im Falle von Eviga immer noch sind. Tja, und was soll man sagen...
Sie sind auf jedenfall sehr seltsam und eigen, die Musiktheaterstücke, die einem hier präsentiert werden.
Aber damit man sich selbst ein Bild machen kann, einfach mal ein Probestück aus dem am 15. März erscheinenden Album "Des Winters finsterer Gesell"
Und zur Retrospektive:
Zu den ersten beiden Alben "Die Kemenate scharlachroter Lichter" und "Das Tagebuch der Hanna Anikin" kann ich nicht viel sagen, da sie (noch) nicht den Weg zu mir gefunden haben. Gefunden habe ich die Band mit dem Album "Das Schachbrett des Trommelbuben Zacharias". Darin geht es um einen Armeetrommler, der seine Gabe für das Schachspiel entdeckt gemäß der Idee seines Vaters, daß jede Schachfigur ein eigenes Leben hat und man damit, wenn man sich entsprechend in die Figuren hineindenken kann, den Ausgang einer Partie bereits vorher wissen kann. Sein größter Gegner wird der Kinderzar.
Draus das Intro "Pique Dame und Rachmaninow, 1904". Das Video ist nicht vorhanden, aber dafür das Lied.
Danach folgte "39 Jahre für den Leierkastenmann", in dem es um eine Gruppe jüdischer Kinder aus Lemberg geht, die aufgrund diverser Schicksalsschläge das fidele Leben von Straßenmusikanten und Zirkusleuten annehmen und in die Wirren beider Weltkriege geraten. Das ist das in meinen Augen am leichtesten zugängliche Werk der Truppe, die Begeisterung für jüdische Musik und Lebensweise ist stärker als in anderen Alben zu bemerken.
Daraus "Der Wein der Lumpensammler, 1923".
Das anschließende "Ein Toter fährt gern Ringelspiel" ist hingegen eher mau, die Deklamationen selbst für Angizia-Verhältnisse sehr exaltiert und die ebenfalls typische, fast schon mantra-artige Wiederholung von bestimmten Wendungen und Ausdrücken, die thematisch das jeweilige Album bestimmen, ist mir hier zu arg. Dennoch finden sich einige schöne Sachen wie zum Beispiel der "Totenackerswing". Das Album dreht sich um die nicht ganz so toten Bewohner eines Friedhofs und ihre diversen Neuzugänge.
Danach erschien mit "Kokon" wieder etwas ganz anderes, ein schaurig-schönes Schachtelstück, auf wenige Instrumente reduziert wird hier eine intensive und unheimliche Atmosphäre erzeugt, auch das Überdrehte des Vorgängeralbums ist nicht zu finden (wir sprechen aber immer noch von Angizia, also hat das nicht für alle was zu bedeuten...).
Hier das abschließende Stück "Neigung zum Nichts".