LARP und Pen & Paper

Teylen

Kainit
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16. August 2007
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Im Thread um ein mögliches Konzept für einen Malkavianer kam eine kleine Diskussion um das für und wider von Vampire LARP auf. Es wurden Vergleiche zum Pen und Paper gezogen und ab und an dem einen oder anderen den Vorzug gegeben.

Nun würde mich interessieren ob Interesse an der jeweils anderen Seite besteht?
Nun und in wie weit, wenn überhaupt, vielleicht Mechanismen und Anregungen von dem einem System in's andere übernommen wurden. Und wenn dann; Welche & Wie?
Nun oder verachtet ihr die andere Seite inbrünstig?

Ich persönlich stehe LARP eher skeptisch gegenüber. Einfach weil ich imho nicht so wirklich schauspielerisch drauf bin, DKWDDK bereits im Pen und Paper schrecklich finde, mit ein hinreichender Faible für Verkleidung fehlt und mich der Spielmodus eher verunsichert.
Demgegenüber steht das ich meine bisher erste V:tM LARP Erfahrung durchweg sehr genoßen habe und es Spaß machte.

Abgesehen davon habe ich in unterschiedlichen Online-Chroniken, die im Grunde P&P mit vielen Teilnehmern spielen, mehrere Mechanismen aus dem Mind's Eye Theater LARP kennengelernt. Vornehmlich das Status-System sowie das Einfluß-System.
Weniger als RPS Einlage, als mehr als eine vernünftige Ergänzung des Spiel-System.

Die Hoffnung auf spannende, gut ausgearbeitete Mechaniken ist dann auch der Grund wieso ich den Mind's Eye Theater Vampire The Masquerade Kickstarter nicht nur unterstütze sondern versuche so gut es geht anzupreisen und mehr Unterstützer zu gewinnen. ^^;
Insofern vielleicht auch als kleine Nebenfrage,.. was müßte der KS bieten damit ihr ihn unterstützt? ^^;
 
Im anderen Thread habe ich ja schon ein wenig was zu meinen Erfahrungen im LARP berichtet. Für mich waren die eher durchwachsen. Vermutlich weil vieles rundherum nicht gestimmt hat. Die falschen Leute, die falsche Location und vielleicht auch das falsche Alter, es ist immer hin schon einige Jahre her. Die LARPs die ich mitbekommen habe, funktionierten meistens nach einem recht strengen SL-Korsett im Vorfeld und einem recht lockeren, auch chaotischen Verlauf im eigentlichen Spiel. Ersteres war sicher dadurch zu erklären, dass die Spielleitung teilweise recht eindeutige Vorstellungen von Plotverläufen hatte und sich nicht durch unpassende Konzepte stören lassen wollte, bzw. - auch verständlich - einige Konzepte einfach auch ohne großen Plot im Hintergrund stören konnten. Wenn es am Tisch schon eine Herausforderung für viele ist, einen Assamit oder Baali (gerade in Maskerade) vernünftig darzustellen, dann im LARP wohl noch einmal mehr.

Mit der Schauspielerei habe ich persönlich wenig Probleme, weil ich seit der Schulzeit mehr oder weniger regelmäßig auf der Bühne stehe und auch mein Studium in der Richtung ausgelegt ist. Natürlich ist das trotzdem noch einmal etwas völlig anderes. Meine Probleme bezogen sich meist auf das Zurechtfinden in recht starren Bahnen, zwischen festgelegten Rollen. Klar, beim Reinschnuppern spielt man tendenziell mal schnell den kleinen Neugeborenen ohne Profil und rennt mit, wirklich Spaß machte das allerdings kaum. Ich hatte, ohne Jemanden beleidigen zu wollen, bei den Malen, die ich dabei war, allerdings auch immer mal wieder das Gefühl, dass wichtige Rollen nach Sympathie und in Gemauschel mit der Spielleitung vergeben wurden und einige diese nur ausfüllten, um irgendwas im Alltag zu kompensieren. Ohne da selbst drunter zu leiden bekam ich da einiges an personal drama in dem Forum einer Live-Gruppe mit, bei der ich mal 'ne Zeit lang liebäugelte, ob ich fest mitmachen wollte. Das hat den Einstieg natürlich auch nicht attraktiver gemacht.

Tatsächlich hatte ich auf persönlicher Ebene allerdings auch schon gute LARP-Erfahrungen, die bezogen sich allerdings immer auf spontane Aktionen unter Freunden, wo ein wenig rumspinnen und das Ganze nicht zu ernst nehmen ein wichtiger Faktor war.

Warum ich Pen&Paper klar bevorzuge liegt für mich recht klar auf der Hand. Am Tisch, durch Beschreibungen und Erzählungen unter Freunden und Bekannten kann ich Immersion verspüren und darin eintauchen, in der Dunkelheit eines zur Hälfte belichteten Raums mit schöner Hintergrundmusik um halb 2 Morgens verschwimmen dann auch gerne mal die Gesichter und es fällt sehr leicht, zu vergessen, dass wir an einem Tisch sitzen. Bis auf die das Rascheln Chipstüten lenkt auch kaum etwas wirklich davon ab.

Beim LARP lenkt vieles ab. Die natürlich aufgrund des geringen Budgets oft zusammengeklaubten Kotüme, die improvisierten Locations. Wenn ich ein LARP mit professionellen Kostümen und Maskenbildnern in einer authentischen Location (gerne auch Neuzeit) spielen würde, säe das vermutlich völlig anders aus. Der ein- oder andere glanzvolle Lichtblick war auch in den LARPs, die ich besuchte da. Ich erinnere mich an einen hoch gewachsenen, blonden Mann im teuren Anzug, der den Prinz einer Domäne spielte, bei der wir zu Gast waren. Der spielte diese Rolle so überzeugend, dass wir ihn anfangs tatsächlich für einen Geschäftsmann hielten, der sich verlaufen hatte. Stellte sich heraus, dass er Sportruderer war, der seit seinem sechsten Lebensjahr Theater und teilweise auch vor der Kamera spielte.

Ein LARP mit einer dominanten Anzahl solcher Menschen wäre vermutlich einladender für mich, mich darauf einzulassen, ich würde nicht so oft aus der eigenen Rolle und Immersion gerissen, wenn zusätzlich noch alles drumherum stimmt. Ist das nicht so, komme ich mir eben doch zu schnell wie auf einer Halloween-Party vor, auf der spontan entschieden wurde, kopfloses Dinner oder "Wer ist der Mörder?" zu spielen.

Dabei will ich LARP oder LARPer gar nicht bashen. Ich schließe immer noch nicht aus, an die falschen Leute geraten zu sein und ich erkenne ja auch die an meiner Motivation völlig vorbeigehenden, anderen Dinge, die Menschen daran schätzen können. Viele, die ich traf, fanden es einfach schon klasse ein wenig mit Masken und Kostümen herumzubasteln, um aus sich einen Nosferato der Tzimisce zu machen. Wer auf sowas steht, der hat sicher auch bei solchen Events seinen Spaß.

Isn bisschen wie auf Rollenspielconventions. Es gibt Typen, die laufen in schlechten Gummikostümen rum und sehen einfach aus, wie die klassischen Nerds, die unbedingt mal auffallen wollten. Und dann läuft da plötzlich dieser tatsächlich muskelbepackte Hüne herum, mit nem Gesicht wie auf nem Filmcover für den neuen Conanfilm und einer Körper- und Gesichtsspannung die nichtmal für einen Moment durchschimmern lässt, dass er eigentlich Rudolf K. aus Witten ist, seines Zeichens Altenpfleger. Mit so Jemandem kannste auch LARP spielen.

Ob ich nun Systematiken aus dem LARP für den Tisch übernehme? Ich glaube kaum, dafür ist das zu unterschiedlich. Eine nette Idee wären Tischrunden, die verschiedene Städte verkörpern und mal untereinander tauschen oder spielen, aber auch nur als Experiment. Vermutlich habe ich aber auch noch nicht so tiefen Einblick ins LARP um beurteilen zu können, was da für Techniken und Systeme drinstecken, die mein Tischspiel bereichern könnten.
 
Du Kannst Was Du Darstellen Kannst ist für mich einer der einengensten Faktoren des LARP. Nicht, dass ich persönlich so furchtbar schlecht darstellen könnte - manchmal bekomme ich spontan sehr gute Charaktere hin. Aber es ist eben immer eine eingeengte Bandbreite von Charakteren, die da spielbar bleiben. Im PnP kann ich selbst als Kerl überzeugend ein kleines Mädchen, eine Ratte, einen Werwolf, einen Falschengeist oder was weiß ich alles darstellen. Im LARP werden immer irgendwelche Elemente fehlen, die eine glaubhafte Umsetzung kastrieren.

Hinzu kommt, dass mir der ganze Verkleidungs-Aspekt nicht wirklich Befriedigung verschafft. Versteht mich nicht falsch: Es gibt Leute, denen gefällt das, die fahren da voll drauf ab, die können sich bei der Wahl der Kostüme schon im Vorfeld ein halbes Jahr verausgaben und für die ist das genau das richtige. Toll. Für mich nicht. Brauch ich nicht. Wozu? Kann ich mir doch vorstellen. My mind is my sharpest tool.

Klar hätte ich auch mal Bock auf eine Massenschlachtszene. Aber dann eher als gesittete Massenrauferei denn als Plattform zum Rollenspiel. Zum Dampfablassen stelle ich mir das genial vor, sich mal ne Stunde lang mit Schaumstoffwaffen zu beknüppeln. Direkt zum Charakterausspielen bietet mir PnP mehr (da finde ich Kämpfe sogar u.U. ausgesprochen lästig).

Ich kann meine dezente Abneigung gegen LARP noch nicht mal auf schlechte Erfahrungen schieben: Ich hatte sehr gute Erfahrungen, damals auf einer der ersten Blutschwerter-Hütten unter zwei erfahrenen SLs mit vielen begeisterten Mitspielern und den Ur-Blutschwertern.
Trotzdem ist und bleibt LARP etwas, das ich jedem LARPer gerne gönne, aber von dem ich mich persönlich lieber fern halte, schon alleine um meine Zeit lieber "sinnvoll" ( :p ) mit PnP zu verbringen ;)
 
Auch auf der Grand Masquerade, auf der überdurchschnittlich viele LARPer waren, habe ich so im vorbeigehen aufgeschnappt das man sich über "Erscheinungsbild 4 / Erscheinungsbild 5" Charaktere echauffierte - die sich wohl durch einen entsprechenden Button als solche ausweisen - deren Spieler dieses Aussehen offensichtlich nicht boten.

Wie kommt es das die Ansprüche im LARP hinsichtlich des Aussehen und der Location größer sind?

Immerhin besteht beim Pen & Paper auch nicht das Problem das der Charakter nichts, mitunter nichteinmal das Geschlecht, mit seinem Spieler gemeinsam hat. Nun und das die Szene in dem prunkvollen Ballsaal des französischen Schloss in einem Wohnzimmer ausgespielt beziehungsweise erspielt wird.

Ist es vielleicht etwas kurzsichtig von mir LARP als P&P mit etwas mehr Bewegung und ohne Würfel zu betrachten?
Wie funktioniert es dann mit dem Selbstbild? Immerhin könnte man theorethisch die Anzahl der seriös aussehenden Geschäftsmänner anheben in dem man sich selbst entsprechend kleidet. Wobei dann mitunter noch das professionelle Gebahren fehlt. Nun oder festgestellt wird das man nunmehr eher aussieht wie ein Bank-Angestellter als wie ein Boss.

Du Kannst Was Du Darstellen Kannst ist für mich einer der einengensten Faktoren des LARP.
Wie prägend ist dieser im Vampire LARP?
Ist das nicht vielleicht etwas das FreeForm-Spalter erfunden haben? ^^;
Nach meinem Eindruck gibt es da wohl recht umfangreiche Regeln.
 
Ich persönlich stehe LARP eher skeptisch gegenüber.

Ich schließe mich an.

Zum einen wegen meinem persönlichen Defizit, beim LARP wirklich Immersion zulassen zu können. Ob das nun mich persönlich betrifft oder andere Menschen, die mit mir spielen. Beim P&P habe ich keinerlei Probleme, einem bärtigen 120 Kilo Brummer die Performance einer holden Maid abzunehmen, so sie denn gelungen ist. Oder selber eine darzustellen. Beim LARP kann ich das nicht. Da sehe ich die Menschen genauso, wie sie aussehen, inklusive meiner Person. Ich kann beim LARP weder was mit dem eigentlich ziemlich mäßig attraktiven Toreador Model anfangen, noch mit dem zwei Meter großen Assassinen oder der Frau mit dem angeklebten Bart, die mal einen Zwerg darstellen will. Und ich sehe mich selbst auch nicht in der Lage, großartig unterschiedliche Rollen darzustellen. Schmied und Mundschenk vielleicht, aber das wär's dann.

Dazu kommen dann eben auch die fehlenden Skills. "So tun, als ob" ich schmieden kann, das geht ja noch. Aber ein Schwert gerade halten? Mit einem Bogen schießen? Näh. Und wenn das Soziale Chamäleon beim P&P einfach würfelt, weil der Spieler selbst es nicht so mit Darstellung hat....dann geht das auch noch. Aber wenn jemand beim LARP Stuss erzählt, und ich soll anschließend so tun, als wär's der Knaller der Woche gewesen....das gelingt mir nicht.

Zuletzt liegt's auch an dem Vorurteil, dass LARPer gerne mal extrovertierte, selbstverliebte Schwachköpfe sind. Ich weiß, dem ist nicht so, und ich kenne auch ein paar Menschen, bei denen das anders ist. Es hat sich dennoch immer wieder mal bestätigt. Bei denen dann so tun zu müssen, als wäre ihre Scheiße Gold, als wären sie so geil, wie sie selbst meinen zu sein....dazu fehlt mir die Motivation. Da geb ich lieber keinen Fuck drauf und bleibe schön im dunklen Keller.
 
Du Kannst Was Du Darstellen Kannst ist für mich einer der einengensten Faktoren des LARP.


Wie prägend ist dieser im Vampire LARP?
Ist das nicht vielleicht etwas das FreeForm-Spalter erfunden haben? ^^;
Nach meinem Eindruck gibt es da wohl recht umfangreiche Regeln.


Was hat das mit Vampire zu tun? Genau so viel wie mit jedem anderen System.
Mir war ja die bisher übliche Ausgrenzungspyramide bekannt.
(Normale Menschen: "Ih Rollenspieler!"
Rollenspieler: "Ih! LARPer!"
LARPer: "Ih! Goths!"
Goths: "Hm... Scheiße...")
Dass jetzt LARPer aber auch noch untereinander unterscheiden ... ;) :rolleyes:
 
Da geb ich lieber keinen Fuck drauf und bleibe schön im dunklen Keller.

Oder auf der sonnigen Terrasse :D

Ist es vielleicht etwas kurzsichtig von mir LARP als P&P mit etwas mehr Bewegung und ohne Würfel zu betrachten?

Ich würde nicht direkt kurzsichtig sagen, aber ich glaube, es ist ein deutlicherer Unterschied. Wenn ich einer Lesung zuschaue / zuhöre kann da vorne sonst wer sitzen, er erschafft eine Welt durch Stimme, vielleicht Mimik und Wortwahl bzw. Betonung. Das funktioniert solange er nicht selbst versucht die Rollen physisch darzustellen. Auf der Bühne bzw. im "Ganzkörper"-Theater nimmt der Körper einen eigenen Raum ein, der auch wahrgenommen wird. Die Körperspannung erzählt zum Beispiel schon viel über die Rolle, ganz instinktiv bei demjenigen, der dir zusieht. Am Tisch ist es die Stimmspannung, die Atmung, die Gesichtsspannung. Das ist deutlich weniger anfälliges Feld und je nach Gewohnheit kann man da auch über einige Dinge hinwegsehen, beim kostümierten LARP ist das schwieriger. Wenn da Jemand einen gefährlichen Vampir spielen möchte und er steht den Abend über mit einem bösen Blick in der Ecke, sieht aber von Schultern bis zu den Füßen aus wie ein Schluck Wasser in der Kurve, wiegt das schwer.

Ich schätze, wenn man sehr stark abstrahiert geht das, wenn ich jetzt mal an die Buttons denke. Das erinnert mich an Rollenspielen in Schauspielübungen und teilweise auch in "Selbsthilfegruppen", wobei Letzteres nicht abwertend gemeint ist. Man kann es auch in Pantomime-Ausbildungen sehen, da reicht eine Zuweisung in Form einer vorigen Absprache oder eines Buttons um völlig auszublenden, wer das da ist, der vor dir steht. Das wird auch gemacht, um den Immersionsbruch zu nehmen, allerdings spielt das natürlich auf einem ganz anderen Level. In solchen Situationen soll man ja eben lernen ohne Kostüm, ohne körperliche und physische Merkmale eine Rolle zu verkörpern.

Tatsächlich können Kostüme sogar davon ablenken, die dargestellte Figur für voll zu nehmen und die Person dahinter zu vergessen. Andersrum können sie es natürlich auch unterstützen. Da aber die meisten LARPer - zumindest meiner Erfahrung nach - keine wirkliche Vorstellung davon haben, wie ihr Körper in solchen Situationen funktioniert, wie sie die richtigen Signale senden und, ähnlich wie am Tisch, einfach drauf losspielen, fallen die Nachteile und Störfaktoren wohl stärker ins Gewicht. Ich glaube zu LARP kommt mehr hinzu als "weniger Würfeln, mehr Bewegung". Kommt natürlich auch drauf an, wie mans macht.
 
Was hat das mit Vampire zu tun? Genau so viel wie mit jedem anderen System.
Naja, andere Systeme kenne ich noch weniger.
Zudem, während ich schonmal Vampire LARP gespielt habe und mir prinzipiell vorstellen könnte es wieder zu tun, sind meine Vorbehalte bei anderen LARP Formen, das heißt gerade Fantasy LARP größer.

In Bezug auf Vampire möchte ich es einfach einmal hinterfragen weil ich schon recht viele LARP Regeln / Mechaniken gesehen habe die in P&P Runden importiert wurden.
Nun und in der einen Runde die ich spielte wurde auch ein Charakter mit Stärke verprügelt / durch den Saal geschleudert. Wo es dann halt eine kurze Geste gab von wegen "Bitte gehe / springe jetzt einmal ganz weit nach hinten, bis etwa da zum Tresen".

Naja und wenn man schon gemeinsam auf Cons ist, da kann man die Abgrenzungspyramide ja auch mal sein lassen und sich aneinander rantrauen. Ist mitunter total faszinierend bzw. toll. ^^;
 
^^

Nur zur Klarstellung: Die Abgrenzungspyramide ist mir bekannt. Ich wende sie nicht an ;)

Ansonsten: Sicherlich kann man sich auf dies und jenes einigen, beim LARP ebenso wie beim Rollenspiel. Darum geht es hier aber nicht. Es geht um die persönlichen Ansichten der Poster hierzu. Denn Du hast hier im Thread explizit um eine Meinung bzw. die persönliche Interessenslage gefragt. So etwas pseudorational diskutieren zu wollen halte ich für schwierig ;)
 
Es sollte auch kein belehren sein, nur ein unverbindliches diskutieren :cloud:
Bin weiterhin auf Meinungen und Interessenlagen gespannt. :angel:

Vielleicht als Neugier, als Frage formuliert:
Würde ein LARP interessanter wenn es vom DKWDDK abrückt und anstelle dessen Mechaniken (Spielwerte, Vergleiche, Zufallselemente) setzt?
Würde das das LARP vielleicht eher weniger interessant für euch werden lassen?
 
Das kommt schlichtweg auf die ERWARTUNGEN an, die man an LARP oder PnP hat.


Wer nur Hack'n'Slay PnP/LARP alá Diablo betreiben will wird andere Erwartungen und Anforderungen haben als Immersionisten und Charakterdarstellerfetischisten.
Meine Erwartungen werden jedenfalls nur sehr, sehr schwer beim LARP befriedigt. Und selbst wenn... ist es mir zu viel Aufwand...

Ein Teufelskreis.... :unsure:
 
Es fällt mir gerade schwer, mir ein klassisches Dungenoncrawling / Hack&Slay als LARP vorzustellen. Wie säe denn sowas aus? Gibts das überhaupt? Wer spielt die Monster?
 
Ein Kumpel von mir spielt auf Großen LARPs NUR NSCs:
Hat zwei Gründe:
1) Die Karten sind billiger und kosten nur die Hälfte (denn NSCs braucht man bei LARPs immer)
2) Er ist sowieso nur aufs Kämpfen aus.

Das sieht dann so aus, dass man in "Wellen" die SCs angreift, alá "5 mal Sterben, dann ist man durch".
 
Es fällt mir gerade schwer, mir ein klassisches Dungenoncrawling / Hack&Slay als LARP vorzustellen. Wie säe denn sowas aus? Gibts das überhaupt? Wer spielt die Monster?
Auf der Grand Masquerade wurde in einem Ballraum eine Art Labyrinth aufgebaut, für die Sabbat LARP-Gruppe.
Was die dann damit gemacht haben, habe ich allerdings nicht rausfinden können. Aber es sah schon sehr danach aus als würde es action-reich ^^;

Monster spielen andere Spieler, die Spielleiter und auf Fantasy LARPs hat man dafür dann NSC Darsteller/Beteiligte.
 
Ob LARP oder P&P, beides hat fraglos seine Vor- und Nachteile. Den Hauptvorteil des LARPs sehe ich gegenwärtig für mich schlicht und ergreifend darin, dass ich dafür Mitspieler habe. =D
Auch wenn ich zu meiner aktuellen Runde immer ca. ne Stunde fahren muss. Freunde vor Ort kann ich aber ums Verrecken nicht fürs P&P oder Rollenspiel generell begeistern. Und bestehende Runden an meiner Uni gefunden hätte ich bisher auch noch nicht. Das ist leider ein wenig suboptimal und das Ergebnis dieser gewissen elitären Verhältnisse, welche manche Gruppen meiner Erfahrung nach versuchen krampfhaft aufrecht zu erhalten…

Was mich nun persönlich am LARP tatsächlich fasziniert ist zu aller erst mal das Verkleiden und das damit verbundene schlüpfen in andere Rollen, welches man nach außen hin darstellen kann. Ich liebe das einfach – und zwar bevorzugt NICHT an Halloween oder Fasching weil meine Kostüme dafür durchaus etwas zu….naja, eigen sind und ich keine Lust habe mir diese „Investitionen“ durch nen verschütteten Cocktail ruinieren zu lassen.

Im LARP an sich bin ich ein totaler Ambiente-Fetischist. Plot geht mir kreuzweise am Allerwertesten vorbei und jeder Kampf, in den ich STETS nur widerwillen verwickelt werde ruft bei mir lediglich Zähneknirschen hervor, denn ja, das wirkt für mich meistens tatsächlich nur lächerlich und absolut nicht spaßfördernd. (Ich bau mir aber auch wirklich nie kampffähige Figuren, egal in welchem RPG-Medium, PC ausgenommen…lol)
Ich will einfach nur versuchen dichtes Charakter-Spiel zu haben. Das geht –meiner Meinung nach- im LARP eher als im P&P. Letzteres hat –meiner Erfahrung nach- weit mehr Offplayblasen. Ich finde, im LARP kann man in einer guten Runde den Charakter weit intensiver spüren als wenn man letztlich nur am Tisch sitzt und seine Geschichte lediglich erzählt.

Das große Aber an der der Sache ist allerdings, dass die Larp-Erfahrung durch jede kleine Offplay-Geschichte ziemlich böse beeinträchtigt werden kann. Mich zum Beispiel bringt schon das Ansagen der Disziplinen immer ziemlich auf die Palme und wirft mich total aus meiner Rolle weil ich dann in der Regel ebenso OT antworten muss, besonders bei dem Klassiker „Auspex 2: was fühlst du?“….

Diesen „Bruch“ erfahre ich im P&P weit weniger krass.
Um aber nochmal auf die Kostümgeschichte zurück zu kommen:
Wenn ich jemals irgendwo die Gelegenheit bekomme, meine Tzimisce-Ahnin ins Larp zu übernehmen, dann werde ich –sofern die Location es zulässt, ne Burgruine wäre wenig geeignet dafür, wie ich zugeben muss- ein verdammtes 150 Jahre altes Ballkleid tragen, dem man die Jahre nicht unbedingt ansieht, aber durchaus anriecht. Und das Kleid sieht nicht nur so aus, es IST so alt(und ich liebe es xD). Und ich werde – auf die Gefahr hin, dass es niemand versteht – die Fächersprache praktizieren.

Womit wir an einem ev. Wirklich entscheidenden Punkt wären: LARP ist, wenn es halbwegs glaubhaft sein soll, verdammt viel Arbeit. Wer einen alten Char spielen will MUSS sich eigentlich mit verworfenen Moralvorstellungen, antiquierten Idealen und Gesellschaften sowie mit vergessenen Bräuchen vertraut machen, weil das –meiner Meinung nach- verdammt viel zur Dreidimensionalität –die das Larp letztlich fordert- beiträgt und Stimmung schafft.

Auch wenn man die Vorschrift hat „absolut maskeradekonformes Auftreten“ –was übrigens die Kostümkosten ziemlich relativiert- ist der geistige/kulturelle Hintergrund des Charakters sehr wichtig.

Meine Malkavianerin ist jetzt schon en Stück über 100 Jahre alt. Kleidung ihrer Epoche liefe der Maskerade zuwider. Aber nichts desto trotz ist ihre Person doch ziemlich im späten 19.JH verankert. Sprich: Sie mag Psychiaterin sein, aber ich hab mir tatsächlich die Mühe gemacht, mich durch die Psycho-Literatur ihrer Zeit zu lesen und davon einiges abzuspeichern. Phrenologie? Klar, sofort. Eiswassertherapie? Funktioniert garantiert! Und Lobotomie war tatsächlich ausgesprochen hilfreich, keine Ahnung warum das abgeschafft wurde...*hüstl*

Das sind Dinge, die ich im Spiel zwar so gut wie nie an den Mann bringen kann, die aber letztlich den Char –wenn es doch dazu kommt- durchaus ein wenig glaubwürdiger machen.
Im P&P ist das ja insofern einfacher dass, wenn der Tremere mich fragt wie z.B. die neusten Forschungsergebnisse in Sachen Demenz aussehen, schlicht ein Blick auf die entsprechenden Punkte auf meinem Charbogen geworfen werden und dann rollen ev mal noch die Würfel.
Im Larp ist es mein persönliches Glück wenn ich dazu was OT gelesen habe und es an den Mann bringe und es dann ev sogar noch versuche mit dem eigentlich veralteten Wissenstand „meiner Zeit“ zu relativieren bzw. es damit werte oder eben mein Pech wenn ich ausweichend sagen muss „das, werter Herr, ist nun doch ein zu weites Feld“…

Den großen Nachteil im Larp seh ich vor allem darin, dass es, wenn man junge, unerfahrene Chars z.B. spielen will aber ein riesen Backgroundwissen hat, nicht zufällig weit zu viel Fachwissen auszuspucken.
Ein klassischer Torri-Neugeborener wird z.B. wohl kaum ein Referat über die diversen Dynastien der tzimisc’chenWidergänger halten können.
Generell ist die Trennung Spieler/Rolle häufig weit schwieriger, so kommt es mir zumindest vor.

Zum einen, weil es eher sanften Gemütern mitunter recht schwer fällt den wirklich rüpelhaften Brujah überzeugend raushängen zu lassen.
Außerdem ist es teilweise wirklich schwerer in seinem Charakter zu bleiben, wenn man OT gerade viel um die Ohren hat, gesundheitlich angeschlagen ist oder sonstwas.
Was die Sache mit dem Erscheinungsbild angeht….egal ob zum Positiven oder Negativen… EIGENTLICH lässt sich das via Make-Up und entsprechender Kleidung durchaus recht einfach variieren. Um zum Nossie zu werden braucht man eigentlich nicht viel, außer ein wenig Phantasie… Aber die entsprechenden Farben angebracht aufzutragen ist nun wirklich nicht schwer und Peeling trocknen lassen gibt mitunter auch nen geilen Effekt von absolut abstoßender Hautstruktur.

Was Erscheinungsbild 4/5 angeht: Nunja, das bedeutet ja mal zu allererst nicht, dass der entsprechende Charakter tatsächlich eine Schönheit ist. Da geht ja auch hinein wie viel er aus sich macht oder eben nicht und wie seine Ausstrahlung letztlich ist. Ein schönes Gesicht lässt sich sehr leicht Schminken (gibt tolle Profi-Make-Up-Tutorials auf Youtube) und die Ideale einer perfekten Figur sind in den meisten Epochen und Kulturen unterschiedlich. Das sollte man auch beachten.
Man will einen überdurchschnittlich attraktiven Char spielen, ist aber ein Pummelchen und entspricht damit der aktuellen, westlichen Idealvorstellung nicht? Naja, dann passt man den Hintergrund eben entsprechend an.
Man will ein Sexsymbol sein, hat aber leider nur ne A-Oberweite? Nunja, is noch nicht soooo viele Jahrhunderte her, da galt das als Ideal… und auch wenn man selbst nicht so alt ist, dass sowas als Rechtfertigung dienen kann: Ev ist es ja der eigene Erzeuger gewesen?

(Dennoch unterstütze ich keine 200kilo Elben im Pannesamt-Dress. Schon allein, weil Pannesamt sowieso nur noch dicker aufträgt und eben schlechte Stoffqualität ist, was wiederum den Erscheinungsbildwert drückt… mMn)

Viele Larp“-Probleme“ sind eigentlich nur oberflächlich gegeben. Auch das mit dem „Du kannst was du darstellen kannst“ ist zunächst mal nicht verkehrt. Es geht ja ums Ambiente, das ist mir beim Larp einfach sehr, sehr wichtig. Außerdem sollen alle Spaß am Spiel haben. Und dafür ist idR Authentizität durchaus hilfreich. Erfahrungsgemäß kann man Dinge bzw. kann zumindest Dinge lernen, die einen Interessieren und auch Spaß machen. Das birgt dann natürlich teilweise wieder die Gefahr der mangelnden Differenzierung Char/Spieler, aber mit ein wenig Selbstironie und einem gewissen Selbstbewusstsein lässt sich da durchaus was machen – und das sage ich, als jemand der eigentlich eher stets die Klappe hält und nur zuhört. ^^

Es macht mir hin und wieder dann durchaus Spaß im Larp den belehrenden Alleswisser raushängen zu lassen wo ich IRL eher der Typus „rennt ihr Rinder doch dem Schlachter entgegen, ich schaus mir auch an, wenn ihr so drauf besteht“ bin….lol
Oder wahlweise auch mal eine kleine Streiterei zu provozieren wo ich selbst als Person gar nicht weiter bohren würde (ok, ich finde Streits immer sehr erheiternd weil lächerlich albern)

Aber ja, letztlich ist LARP wohl durchaus eher eine Angelegenheit für Leute, die wirklich gezielt etwas abschütteln wollen bzw. einen Hang zum mimischen Darstellen haben (sprich: Kompensation vs. Laienschauspiel). Ich bin purer Vampire-Larper. Fantasy wäre nix für mich.
Gerade weil letzteres doch NOCH MEHR zur puren Egokompensation missbraucht wird als diverse andere Larp-Varianten. (Isev noch so en Punkt: Fantasy, WoD, Endzeit, etc lassen sich hier nur bedingt vergleichen, aber man schert sie über einen Kamm, wenn man von LARP als Allgemeinbegriff spricht)
Im Vampire mache ich mir –nicht zuletzt- auch effektiv den Spaß unnützes Wissen über historische Sitten einfach mal anzuwenden/auszuleben, davon hab ich einfach viel zu viel und eben auch teilweise entsprechende Kleidung/Accessoires (übrigens alles zu absolut moderaten Preisen erworben. Die Finanzierung issogesehen nicht das Hauptproblem.)
Auch drücke ich mich gerne recht hochgestochen bis altertümlich aus, allerdings ist das auch nicht so wirklich alltagstauglich. Spielt man einen alten Vamp im LARP kann man damit aber auch mal tatsächlich ein wenig „hausieren“ gehen, sofern es denn zum Konzept passt.

Was die Location anbelangt: Ein Pub als Elysium des Prinzen, und das dauernd, ist tatsächlich eher schwach, einfach weil die Umgebung auch die Konzentration IT effektiv zunichte machen kann. Aber ich persönlich habe kein Problem damit, mir vorzustellen, dass die Burgruine, auf der wir hin und wieder spielen, ein ehrwürdig hergerichteter Schlosshof/Saal ist. Oder eben mal eine Kunstgalerie.
Wobei ein echter Ballsaal dem Ganzen natürlich nochmal ein Sahnehäubchen aufsetzen würde. =D

Solange die Schauspielerei funktioniert bin ich zufrieden. Und wenn mir ein Darsteller wirklich Angst machen kann (und ja, wir haben so einen. Malk. Aber die ganz Böse Sorte. Wenn der fertig mit einem ist hat man wirklich die Stimmen im Kopf, und das ganz ohne Diszi-Anwendung. DAS find ich einfach echt geil muss ich mal sagen!!) oder es wirklich schafft, dass ich seinen Char IT leidenschaftlich hassen lernen oder so etwas, dann macht Larp wirklich verdammt viel Spaß.
Und solange ich mich nicht für mehr als 1,2 Darsteller fremdschämen muss (OT für ihr IT-Auftreten) tun mir auch ein par Ausrutscher anderer daran keinen Abbruch. =D
Und wenns nur en schlechter Tag des jeweiligen Spielers war sowieso nicht.

Aber es stimmt wohl schon: Innerlich muss man, glaub ich, schon ein irgendwie verkappter Torri mit nem gewissen Malk-Schlag sein, damit man so spielen kann, dass es einem selbst UND den anderen auf Dauer Spaß macht. Larp ist ja an sich auch erstmal nur Improvisationstheater. Und da gehört dann auch ne gewisse Leidenschaft für das Darstellerische sowie das Verkleiden hinzu - und eben ein guter Zugang zu der Gruppe sowie ihrem Spielkonzept an sich.
Wenn das nicht passt, dann kann man jedes RPG –egal ob P&P oder Larp- wohl knicken.

Und was letztlich egozentrische, aufgeblasene Selbstbeweihräucherungs-Larper angeht... hab ich auch schon ne gewisse Erfahrung mit.
Ich hab hier versucht möglichst alles darzulegen was ich als essentiell für eine schöne Runde empfinde. ABER: Es kommt gerade bei der Geschichte mit der glaubhaften Darstellung vor allem auf den Willen und das ernsthafte Versuchen an, kurz: auf das Herzblut. Ich bin teilweise von Larp-Einsteigern wirklich schon verdammt beeindruckt wenn man sieht, wie viel da investiert und an Hintergrund-Info angehäuft wird, um glaubhaft spielen zu können. Auch wenn Darstellung und Kostüm dann teilweise nicht recht ausgereift sind, macht das imho sehr viel aus (wenigstens empfinde ich als selbst relativ frischer Larper das genau so).

Aber, wenn dann Spieler, die eben 10 Jahre mehr Larp-Erfahrung mitbringen ankommen und von Qualitäten sprechen, die implizit verdeutlichen sollen, dass es für uns "Newbies" eine Gnade ist mit ihnen interagieren und von ihnen lernen zu dürfen (macht man nicht immer noch seine eigenen Fehler?), dann hört der Spaß auf, vor allem wenn dann noch der Begriff "Reife" fällt und eben jene ach so erfahrenen Spieler bei jeder Gelegenheit Plots sprengen und Einsteiger fast schon gezielt überfordern.
Meine Konsequenz ist dann aber schlicht IT wie OT: Bei jeder Gelegenheit umgehen. Nur weils ein Larp ist, spiel ich sicher nicht mit Leuten, die ich im P&P vermutlich längst meines Hauses verwiesen hätte bzw. von deren Tisch ich schlicht und einfach schon lange aufgestanden wäre....oO'''

Mir war ja die bisher übliche Ausgrenzungspyramide bekannt.
(Normale Menschen: "Ih Rollenspieler!"
Rollenspieler: "Ih! LARPer!"
LARPer: "Ih! Goths!"
Goths: "Hm... Scheiße...")

Verdammt....ich find mich in gleich 3 dieser Gruppen..oO'' Mist! Kein Wunder dass sich die Stimmen nich einig werden... XDDD
 
Ich muss dazu einwerfen, dass das Vertiefen und Versinken in historischen Details und das möglichst glaubhafte Reindenken in historisch-epochale Denkschemata, sowie die Darstellung der jeweiligen Epoche eines unserer wichtigsten Pen&Paper-Elemente ist. Dadurch, dass man zusätzlich am Tisch nur durch den eigenen Vorstellungsraum begrenzt ist, verkommt dieses Wissen auch nicht zu Unnützem oder zu Etwas, was eh nie Jemand erfährt, während die Location-Bindung und das Echtzeitkorsett eines LARP das schon schwieriger machen dürften, stell' ich mir so vor. Klar könnte man auch einfach Hintergrundwissen- und immersives Charakterspiel am Tisch durch Auswürfeln und Ansagen ersetzen, machen sicher auch ein paar, wir allerdings ziemlich selten.

Bereits der durch das Budget-, die Mode und die Locations begrenzt bespielbare Zeitraum schreckt mich persönlich ab, weil ich prinzipiell in historischen Epochen spiele. Und eine Wiese mit nem Weiher ist eben auch mit krasser Vorstellungsgabe kein Ersatz für eine mesopotamische Stadt im Schatten turmhoher Zikkurate oder das Spiel im Rennaissance-Venedig zur Zeit des Karnevals (es sei denn man genießt den Luxus, tatsächlich zur Zeit eines nicht verregneten Karnevals in Venedig rumzuspringen).

Bei der Sache mit dem Improvisationstheater wäre ich persönlich übrigens vorsichtig, ich stocke da auch immer wieder, wenn andere (oder ich selbst) versuchen, damit Rollenspiel zu beschreiben. Natürlich ist es eine durch Improvision geformte Schauspielerei, im LARP zusätzlich mit Kostümen, allerdings fällt der chaotische Improcharakter spätestens dadurch weg, dass die Spieler über den gesamten Abend (oder mehrere) hinweg in einer Rolle verbleiben und quasi mehr sowas wie ein improvisiertes Ensembletheater darstellen. Der einzig wirkliche "Improvisator" ist der SL am Tisch (oder SL, der im LARP in permanent andere Rollen schlüpft).

Im Grunde sind LARP-Abende sowas wie extrem langgestreckte Improvisationsszenen mit festen Rollen, was es für viele Menschen zusätzlich schwer macht, Immersion zu entwickeln (das ist schon für auszubildende Schauspieler keine leichte Übung). Und da die einzigen Zuschauer zugleich auch die Spieler sind kämpfen gerne mal Aktionismus und Zuschauertum miteinander, was möglicherweise auch einige besonders große Egos beim LARP erklärt. Und natürlich die starke Anfälligkeit für Immersionbrüche im eigenen Charakterspiel, wobei sowas natürlich auch immer eine persönliche Angelegenheit ist.
 
Also, was die epochale Gebundenheit bezüglich Spielraum angeht: Wenn man tatsächlich etwas Historisches spielen möchte, hat P&P die Nase vorne. Ich ging nur irgendwie grade eher von Masquerade und der Gegenwart aus. ^^''

Hmm...das ist dann wohl auch wieder so eine Sache die wohl Gruppenabhängig ist. Die Runden, die ich bisher im P&P kennengelernt haben, haben eher auf den Bogen geachtet und die Geschichte quasi erzählt, nicht unbedingt am Tisch gesessen und ihr Tun auch entsprechend untermauert. Es kam schonmal vor, dass der große Kriegsheld auf dem Sofa gelegen hat, die Beine über die Rückenlehne baumelnd davon erzählend wie er grade die holde Maid aus den Klauen von X befreit während jene feine Mylady im Schneidersitz auf ihrem Stuhl hockt und eben das letzte Stück Pizza futtert. Das war also weit mehr Story-Telling als wirklich auf Darstellung bedachtes Handeln.

Wenn man das bei sich anders handhabt, dann ist wahrscheinlich auch das vorgenommene Abwägen zwischen P&P und LARP ein ganz anderes und somit auch das Ergebnis different.

Und was das mit der "einen Rolle" angeht....naja, je nach Menge oder Mangel an Spielern sowie der NSC-lastigkeit des Plots, den sich die SL so ausdenkt, kanns auch gut sein, dass man an einem Abend die Rolle durchaus mehrere Figuren verkörpern darf/muss/soll. Das übernimmt u.U. nicht ausschließlich der/die SL, da es einfach auch eine Orga-Frage ist die letztlich wieder dem persönlichen Geschmack unterliegt.
 
Gerade Vampire bietet sich für Leute an, die mal ein wenig LARP ausprobieren möchten, aber nicht sicher sind, ob das etwas für sie ist. Für VtM braucht man halt nur normale Klamotten und es kann losgehen. Ob es nun Spaß macht oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Was ein Vorteil einer einigermaßen vernünftigen Gruppe von LARP ist, man bleibt für eine längere Zeit IT.
 
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