Übersetzungen

Skar

Dr. Spiele
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Als das deutsche "Das Lied von Eis und Feuer"-Rollenspiel angekündigt wurde, dauerte es nur Sekunden bis zu den ersten Aufschreien aus den hinteren Bänken. "Auf keinen Fall die Namen übersetzen", "Nicht dir grauslichen Eindeutschungen von Blanvalet übernehmen", "Das kann man nicht übersetzen, das muss man im Original spielen".

Ich kann dabei verstehen, dass man den Bruch von Blanvalet von ihren alten zu den neuen Büchern die Namen zu verändern nicht mag. Aber was spricht gegen eine Eindeutschung der Eigennamen? Ob Lannister oder Lennister, ob Kings Landing oder Königsmund. Wo liegt das Problem?

Fanpro hat mit ihrer alten Lizenz ja neulich noch den Band 5 rausgebracht. Ein Teil des Marketings war dabei zu betonen, dass hier eben nicht die Eigennamen übersetzt werden.

In ein deutsches Produkt gehören selbstverständlich deutsche Namen und das Produkt sollte zu den anderen deutschen Produkten, die bereits auf dem Markt sind, passen. Wir sprechen ja nicht davon Fantasienamen wie Baratheon oder Targaryen einzudeutschen sodern einfach englische Namensbegriffe in die deutsche Sprachgewohnheit zu portieren.

Also was zur Hölle ist an Übersetzungen wie Graufreud, Hohenehr, oder John Schnee schlimm? Ich verstehs nicht.
 
Wenn schon denn schon. John ist auch kein deutscher Name und Landing ist sicher nicht die Übersetzung von Mund. Merkste was? Eigennamen zu übersetzten halte ich auch für Quatsch, bei vielen geht das nur sehr schwer und bei einigen kommt unfreiwillig komosches dabei rum. Dann lieber gar nicht.
 
Also was zur Hölle ist an Übersetzungen wie Graufreud, Hohenehr, oder John Schnee schlimm? Ich verstehs nicht.
Das man nicht mehr miteinander darüber reden kann.
Zumindest wenn man nicht beide Varianten kennt oder die jeweils gleiche Sprachfassung.

Das heißt ich verstand in der Auflistung zum Beispiel nicht was Hohenehr sein sollte.
So spontan hätte ich auf "High ground" getippt. Nach etwas grübeln vielleicht Highgarden (der Sitz der Tyrells).
Das es dann das (Adler)Horst gewesen sein soll, also die Eyrie, war für mich nicht ersichtlich.

Jetzt kann ich vielleicht noch verstehen wenn man Örtlichkeiten umbenennt.
Wobei ich mich da durchaus Frage wieso man sich nicht stärker an dem Namen orientiert.
Aber wieso muß man gleich Figuren umtaufen?
Wenn ich mich im Ausland bewege übersetze ich schließlich auch nicht meinen Nachnamen (Fuß). Zumal gerade dann wenn es nichtmal ein eigenes Wort ist. Lannister ist kein englisches Wort. Wieso nennt man es dann Lennister? Was auch kein deutsches Wort ist,... und müßte es dann nicht Lännister sein, also wenn man an die Aussprache rankommen mag?
Das wirkt etwas als wollte man "aus Prinzip" anders sein.

Dazu ist es frustrierend wenn man nicht weiß wie bzw. ob die eigene Lieblingsfigur umbenannt wird.
 
"Sie ritten nach Kings Landing." wäre einfach ein Stilbruch aus der Fantasywelt heraus.

Ebenso wie "Man nannte ihn Snow. Alle Bastarde in Westeros erhielten Nachnamen, die sich an den vorherrschenden Elementen orientierten." Hier kommt aber dann noch die Sinnentstellung hinzu.

Ich bin froh, dass wir keine niederländischen Verhältnisse und damit synchronisiertes Fernsehen haben. Wir bekommen noch verantwortungsvoll angepasste Medien. Dazu gehört für mich auch das Übersetzen von Eigennamen, wenn es stimmig ist.

In einen Krimi, der in den Staaten spielt, brauche ich keine Namen übersetzen. In einem Fantasyroman schon.
 
Wieso wäre es ein Stilbruch?
Ich sehe nicht wieso es nicht-stilsicher sein sollte auf Kings Landing zu zureiten.

Darüberhinaus bin ich der Ansicht das es ein Unterschied ist ob man die Bastard-Namen übersetzt oder ob man Eigennamen übersetzt.
Wie die Greyjoys. Die heißen schließlich nicht Greyjoys weil sie sich am Grau erfreuen oder der Freund des Grauens sind.
Geschweige den wenn man anfängt Namen zu übersetzen die überhaupt kein zu übersetzendes Wort sind. Wie Lannister.
Nun oder wenn aus einem Namen etwas ganz anderes wird, wie ein Forst zum Hohenehr.

Hinsichtlich der niederländischen Verhältnise.
Was ist an den Untertiteln so schlimm? Sind die nicht verantwortungsvoll angepasst?
Zumal, rein als Beispiel, bei Harry Potter in den niederländischen Untertiteln von Zweinstein (Schweinstein) gesprochen wird mit den Häusern Griffoendor, Huffelpuf, Ravenklauw und Zwadderich. Da sind dann Leute wie Perkamentus, Anderling,.. und wenn dir diese beiden gerade nichts sagen wäre es ein Hinweis wieso Übersetzungen nicht unbedingt sooo toll sind,..
 
Nein, wäre es eigentlich nicht, da in Westeros weder Englisch noch Deutsch gesprochen wird.
Wieso wäre es ein Stilbruch?
Ich sehe nicht wieso es nicht-stilsicher sein sollte auf Kings Landing zu zureiten.
Eben weil es fremdprachliche (hier angloamerikanische) Assoziationen weckt. Die Muttersprache ist da wertneutral. Genau deshalb muss Kings Landing ja auch nicht Königsmund heißen, sondern einfach ein muttersprachlicher Begriff sein. :)

Edit: Würde man nicht übersetzen, dann würden die Charaktere nämlich auf ein Mal (auch) Englisch sprechen. Und das ist der Stilbruch.
 
Aber doch nicht amerikanische/englische. Dass die Khaleesi eine Khaleesi ist, ist gut. Eine Princess wäre blöd.
 
Es sind Orte, weniger Wörter. Nun und da ist mir die Sprache relativ egal.
Nun und was Khaleesi angeht, da können sie gleich auch Qarth und dergleichen eindeutschen.

Dazu bleibt noch als Argument das einem die Übersetzung die Kommunikationsgrundlage entzieht.
Das heißt wenn einer der nur die englische Serie sah auf einen trifft der nur die deutsche Serie sah, oder mit Bezug auf das RPG halt das Buch gelesen hat, können sie sich leidlich bis gar nicht darüber austauschen.

"Hey, ich würde gerne die Gruppe im Tal bei Hohenehr starten lassen."
"Huh, um Highgardens gibt es im Reach ein bemerkenswertes Tal?"
@.@;
 
Ja, das Problem der gemeinsamen Kommunitaktionsgrundlage kann zutreffen. Tut sie aber immer und ist damit immanent. "I will drive to Köln this weekend." ist noch einfach. Da lässt sich sicher aber auch Schwierigeres konstruieren.
 
Wenn man eine gemeinsame Basis hat hat man kein Problem mit der Kommunikation.
Also wenn man Orten den gleichen Namen gibt bzw. Personen gleich benennt.

Rein auf eigene Reiseerfahrungen bezogen. Es stresst wenn ich über Liége nach Deutschland fahren will, aber plötzlich im Zug nach Luik sitze, während ich einem Deutschen korrekt erzählen müsste das ich über Lüttich kam (bzw. sagen das wer über Lüttich fahren müsste wenn er zu mir kommen mag).

Bezogen auf ein RPG bzw. ein Serien Universum finde ich es da eher unnötig.
Es ramponiert etwas das gemeinsame Gefühl. Imho.
 
Man sollte auch nicht vergessen, dass Namen nicht nur inhaltliche Assoziationen wecken (Schnee), sondern auch klangliche.

Das hat z.B. der Übersetzer vom "Herrn der Ringe" nicht verstanden:
"Rivendell" klingt zart-melodisch, nach Elben und Hochkultur.
"Bruchtal" klingt nach einem Ort, in dem tumbe Riesen auf Felsen rumhauen. Hier hat eine wörtliche Übersetzung (riven dale = gespaltenes/gebrochenes Tal) den Stil der Übersetzung kaputtgemacht.
usw.

Genauso würden die Arryn für mich wie Hinterwäldler wirken, wenn sie ihre Burg wirklich "Adlerhorst" nennen würden. Und "joy" ist uns Deutschen leider nur zu geläufig, allerdings deckt keine der Assoziationen rauhbeinige Wikinger ab.
 
Ich finde s gut, dass die Namen übersetzt wurden. Gerade Schnee ist da ein gutes Beispiel wie Skar schon sagte. Damit ist das Element gemeint und das heißt im deutschen Schnee und nicht Snow. Und wenn man bedenkt dass es gerade noch genug Leute gibt die der englischen Sprache nicht mächtig sind, dann verlieren die dadurch einfach Informationen. Zumal ich persöblich die deutsche Sprache deutlich schöner finde und mich englische Namen, die auch beschreibend sein sollen, massiv stören und den Lesespass trüben.
 
Das mit den Namen ist keine Sache der Logik sondern der Ästhetik und der Gewohnheit. Mir hat mal ein Altsprachler gesagt, das man eigentlich Julius Caesar als "Käsar" aussprechen müsste - eher würde ich mir die Zunge abbeissen als das zu tun. Einfach weil es furchtbar und nach Gouda klingt.
Das Deutsche ist in meinem Empfinden eine sehr unmelodische und wenig schöne Sprache, auch wenn es meine Muttersprache ist. Da bietet von meinem Empfinden her Englisch und Französisch aber auch Italienisch einfach mehr, auch wenn ich weit davon entfernt bin nur eine dieser Sprachen perfekt zu beherrschen. Deshalb finde ich das nicht jeder Begriff oder Eigenname von GoT eingedeutscht werden muss.
Lasst Euch doch einfach mal den ein oder anderen Namen auf der Zunge zergehen, da finde ich eben das Casterly Rock mehr hermacht als Casterly Stein - wir sagen ja auch Ayers Rock und nicht Ayers Stein. Auch "The Eerie" hat einfach etwas, während Hohenehr für mich einfach langweilig klingt. Was ist das für ein traurig-patriotisches Selbstverständnis wenn man Eigennamen eindeutschen muss um ein trauriges Selbstverständnis von eigener sprachlischer Superiorität zu bewahren - für mich ist das Eindeutschen der Eigennamen einfach sprachlich nicht schön und zeugt von mangelndem Selbstbewusstsein.
 
Nein, bringt er nicht. Aber man kann es ja mal laut rufen um versuchen eine Diskussion abzuwürgen oder so :rolleyes:
 
Und man merkt, dass Totz66 anscheinend weder Novalis noch Goethe oder Kleist gelesen hat...
Deutsch eine sehr unmelodische und "wenig schöne" Sprache? WTH.
 
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