Rezension [A!-Rezi] Hellfrost - Die Höhle des Ungezieferkönigs

Caninus

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Hellfrost - Die Höhle des Ungezieferkönigs


Abenteuer für Savage Worlds - eine [A!-Rezi] von Infernal Teddy


Nachdem das Spielerhandbuch zu Hellfrost in der deutschen Spielszene ziemlich schlecht ankam – was an der Vielzahl an Problemen lag die dieses Buch plagten, wer seine Erinnerung auffrischen mag kann sich hier unsere Rezension dazu ansehen – war es lange Still um dieses Fantasysetting für Savage Worlds. Scheinbar hat man sich aber jetzt bei Prometheus Games dafür entschieden die Reieh fortzusetzen, und als ersten „Herold“ hat man kurz vor der RPC 2012 das Abenteuer veröffentlicht das wir hier besprechen werden, Die Höhle des Ungezieferkönigs.

Die Höhle des Ungezieferkönigs präsentiert sich als nettes kleines Heft mit Klebebindung, vom Format her irgendwo zwischen der GER und einer DVD-Hülle. Das Cover orientiert sich in seiner Gestaltung an das Hellfrost Spielerhandbuch, wie auch das Innenlayout, allerdings hat man innen auf Farbe verzichtet. Das Abenteuer ist 47 Seiten lang, und enthält neben dem Abenteuer auch zwei Handouts für Spieler die man leider noch nicht von der Website des Verlags herunterladen kann.

Das Abenteuer teilt sich in fünf Teilen auf, eine Einleitung, drei Akte und einem Bestarium. Die Einleitung ist recht kurz, und fasst nur die Handlung grob zusammen damit der Spielleiter einen Überblick erhält, zusammen mit einer Chronologie der Ereignisse. Allerdings wird hier auch angegeben für wen das Abenteuer gedacht ist – vier Anfängercharaktere ohne vorherige Aufstiege – und wie man als Spielleiter das Abenteuer für größere oder erfahrenere Gruppen anpassen kann. Im ersten Akt werden die Abenteurer in der Stadt Aslov angeheuert um für einen Bauern namens Rodgar im Dorf Dunross mehr einzukaufen und dann nach Dalsetter zu liefern. Natürlich ist nichts so einfach wie es scheint, und auf dem Weg nach Dunross finden ein paar Ereignisse statt die den Spielern im Laufe des späteren Abenteuers Hinweise liefern können. In Dunross angekommen gelingt es den Spielern trotz einer Rattenplage das mehr zu bekommen das sie brauchen, doch kaum haben sie das Mehl verladen wird das Dorf von einer riesigen Horde Ratten angegriffen, und auch zerstört, was auch die Abenteurer nicht verhindern können. Der erste Akt endet damit das sie aus dem Ort fliehen während dieser hinter ihnen in Flammen aufgeht. Der zweite Akt findet die Spieler in Dalsetter wieder, wo sie das Mehl loswerden und auf Grund der Hinweise im ersten Akt dem Geschehen nachgehen können das zur Zerstörung von Dunross geführt hat. Hierzu sind eine ganze Reihe von wichtigen NSCs beschrieben mit denen sich die Spieler unterhalten können. Nachdem die Spieler alle notwendigen Hinweise im zweiten Akt gefunden haben geht es auf zum Finale im dritten Akt, wo sie den Ungezieferkönig und seine Riesenratten stellen und – hoffentlich – vernichten werden. Abgeschlossen wird der Band durch das Bestarium in dem alle Monster und NSCs aufgeführt werden die im Abenteuer auftauchen und durch die beiden Handouts die eingangs schon erwähnt wurden.

Fazit:
Als Einstieg in das Hellfrost-Setting ist Die Höhle des Ungezieferkönigs recht brauchbar, auch für Rollenspiel- und Savage Worlds-Neulinge. Die drei Akte decken Wildniss-, Stadt- und Dungeonabenteuer brauchbar wenn auch nicht erschöpfend ab, und die wenigen Verweise auf das Hellfrost-Spielerhandbuch beschäftigen sich nur mit den Wetterregeln. Generell ist das Abenteuer sehr in sich geschlossen, und liesse sich auch problemlos in fast jeder Fantasywelt einsetzen, da die wenigen Settinginformationen die man als Spielleiter braucht um die Welt dazustellen bereits im Abenteuer enthalten sind. Es gibt ein paar Wermutstropfen – die Spieler erhalten eine Karte die nicht als Handout an die Hand bekommt, es haben sich ein paar Übersetzungsfehler eingeschlichen, die nicht als Download zur Verfügung stehenden Handouts – aber insgesamt gibt es an diesem Abenteuer nichts auszusetzen, nicht mal (wenn man ehrlich ist) der Preis von 10€. Ich würde dieses Abenteuer einer neuen Gruppe Savages als zweite Anschaffung nach der GER empfehlen, selbst wenn sie nicht vor haben im Hellfrost-Setting zu spielen.Den Artikel im Blog lesen
 
Ein kleine Warnung gebe Ich noch mit dazu: Im englischen Original (Hab das deutschsprachige nicht) kann das Abenteuer stellenweise SEHR tödlich sein. Grade Anfänger die nicht nur in Hellfrost sondern auch in SW neu sind, könnten bei 1-2 Kämpfen überfordert sein, da es doch als frisch erschaffener Charakter schon einiges an taktischer Savinesse (und Fläschenchaden :D ) erfodert um die Encounter zu überleben.

Ansonsten hat mir persönlich das Abenteuer sehr viel Spass gemacht. Wie bei einigen Hellfrost Abenteuer ist der Railroading Faktor vielleicht für manch einen störend, er dominiert das Abenteuer aber nicht.
 
Das Abenteuer kann natürlich auch in der deutschen Fassung tödlich sein, wenn die Spieler sich noch keine richtige Teamtaktik und hilfreiche Zauberkombos überlegt haben.

Wiggys Abenteuer sind in der Papierform zugegeben Railroadig bzw. straight-foward. Als Spielleiter sollte man immer eine GEHÖRIGE Portion Sandboxing reinbringen und gezielt die Talente und Handicaps der SpF anspielen (u.a. wg Bennies!).

Selbst mit sehr erfahrenen Savages kann alles am Ende kurz vor knapp enden. Das die Gruppe mal ohne Verletzungen rauskommt, sollte eher selten sein. Und wenn hat man als SpL die Begegnungen zu einfach gemacht.

Auch wenn der Rattenkönig DAS meistverkaufteste Hellfrost-Abenteuer ist und für Anfänger-Rang gedacht ist, geht es auch gut in höheren Rängen. Die Begegnungen sind gut erklärt und skalierbar. Beispiele wie man dabei vorgeht hat Wiggy in der Einführung gegeben...

Hier übrigens noch ein Fan-Goodie aus dem TAG-Forum, um gerade Einsteigern die Orientierung zu erleichtern. Ein kleiner Fehler ist die Positionierung des Dorfes Gemmelos. Es befindet sich eigentlich im Südwesten der Freilande und somit nicht in diesem Bereich...

freelands.jpg
 
Oh, da fällt mir ein im englischen Original waren ja die ganzen Figure flats drin, hat man das irgendwie umgesetzt in der deutschsprachigen Variante? (download?)
 
Im Original waren tatsächlich für ALLE Begegnungen in diesem Szenario die Faltfiguren für Zugtiere, Wagen, NSC (die guten, die neutralen und die bösen) und eine Menge "Kreuchzeug" dabei. - Leider nicht für Spielercharaktere (auch wenn man mit der Zeit und dem Erwerb vieler Hellfrost-PDF-Kaufszenarien eine gewisse Menge an Faltfiguren ansammelt, die auch für SCs taugen können).

Das Szenario ist im ersten Drittel nicht nur Railroading-intensiv, sondern ENTWERTET alle Handlungen der SCs mit einem globalen, alles wegwischenden Rundumschlag. - Das ist SCHLECHTESTES Abenteuer-Design.

Der Mittelteil ist nicht der Rede wert, zu kurz, zu "unkomplex", um wirklich interessant und für die SCs und Spieler herausfordernd zu sein.

Der letzte Teil hingegen ist ein eher klassischer Dungeon, welcher in mehreren MUSS-Begegnungen KNÜPPELHART ist. Gruppen von Anfängercharakteren, die NICHT von bereits wirklich SEHR erfahrenen Savage-Worlds-Spielern, die alle Tricks und Kniffe des Regelsystems bis ins Letzte auszureizen vermögen, gespielt werden, sehen hier gleich mehrfach einem sehr hohen Total-Party-Kill-Risiko entgegen.

Ich habe dieses Szenario selbst in einer Gruppe erfahrener Savages gespielt und wir haben es wirklich nur sehr, sehr knapp (und mit lauter permanenten Verstümmelungen usw.) überlebt.
Ich habe dieses Szenario mehrfach auf Cons geleitet und jedes Mal, JEDES MAL!, gab es eine beinahe TPK-Situation, die nur ein Teil der SCs mit viel Glück überlebt hat. Das waren immer Gruppen mit gemischter SW-Erfahrung.

Daher mein Tipp: Auch wenn das Szenario ANGEBLICH für Anfänger-SCs mit 0 XP gedacht ist, so ist der Dungeon-Teil wirklich eher etwas für erfahrene Savages mit solider Regelkenntnis und für SC-Gruppen, die NICHT von den in Hellfrost recht zahlreichen Möglichkeiten Gebrauch machen, wenig kampffähige Charaktere zu spielen. Eine reine Kämpfer+Kampfzauberer-Gruppe hat noch am ehesten Überlebens-Chancen.

Der massive Railroading-Anfang und das ENTWERTEN der Spielerhandlungen läßt sich aber durchaus einfach von einem halbwegs kompetenten Spielleiter beheben. Ich kann NICHT empfehlen, das Szenario "by the book" durchspielen zu wollen. Das kann SW-Spieler schwer frusten - andererseits könnten Rollenspieler, die gewohnt sind, daß sie eh NIE etwas von Belang entscheiden oder bewirken können, das einfach so hinnehmen, denn sie kennen es ja nicht anders.

Nur werden dann die "Hinnehmer" im Dungeon-Teil kurz und blutig ihre Charaktere als Gehacktes wiederfinden.

Was mir als jemand, dem Dauerkloppereien zu langweilig sind, wichtig ist: Der Mittelteil mit den "Ermittlungen" kann und sollte vom SL etwas breiter und mit mehr NSC-Interaktionsmöglichkeiten unterlegt werden, so daß man vom besonderen Flair der Spielwelt überhaupt etwas mitbekommen kann. Denn das besondere Flair ist wegen der starken Kampflastigkeit (fast aller Hellfrost-Szenarien) kaum sichtbar.

Ohne den Spielweltband zu Hellfrost spielt sich dieses Abenteuer wie "im luftleeren Settingraum". Es sind nicht genug Settinginformationen im Szenario selbst enthalten. - MIT dem Spielweltband kann man das Szenario weit besser auf solide, glaubwürdigere Füße setzen.

Ich würde das Szenario NICHT ohne den Hellfrost-Spieler- und den Hellfrost-Spielwelt-Band spielen wollen.
 
Wenn ihr auch nichts gegen den Einsatz von englischem Originalmaterial habt, würde ich als Ergänzung zum Spielweltband den Region Guide über die Freelands (Freilande) empfehlen. Ist zwar nichts lebenswichtiges drin, aber allein die kurzen "Regeln im Reich" und Anmerkungen zum alltäglichen Leben machen die Ausarbeitung von Abschnitt 2 des Abenteuers (der wirklich zu kurz kommt) einfacher. Nebenbei werden darin auch die Dörfer erklärt, die auf der obigen Karte eingezeichnet sind...

Augenmerk sollte der SL im Allgemeinen auf die Organisationen der Reliquare (Siehe die Zitadelle), die Weißen Schwestern (Hungeraufstände und Einfluß in den Slums von Aslov) und die Herdritter (Hellfrost Keep) haben. Sie spielen im Abenteuer wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle, sind aber wichtig für das Machtgefüge in dieser Ecke der Marklande.

Ein Blick auf die anderen Organisationen könnte auch nicht schaden. Die Freilande sind ein Dreh- und Angelpunkt im östlichen Rassilon. Hier vereinen sich zwei wichtige Handelsrouten aus dem Süden und führen über Hellfrost Keep in den Norden.
 
Taysal hat in seinem Blog ebenfalls eine, zwar recht spoiler-haltige, aber eben auch sehr detaillierte und differenzierte Rezension zur deutschen Ausgabe von "Lair of the Verminlord", "Die Höhle des Ungezieferkönigs" verfaßt.

(Und mich schüttelt es immer noch bei dieser "Übersetzung", da es sich hier eindeutig ausschließlich um RATTEN handelt und "Die Höhle des Rattenkönigs" absolut zutreffend gewesen wäre. - Vor allem: Ungeziefer wird es in zahlreichen weiteren Hellfrost-Abenteuer noch zur Genüge geben, die aber alle NICHTS mit dem "Ungezieferkönig" hier zu tun haben.)

Einen ganz markanten Punkt möchte ich daraus zitieren (für alle, denen das Klicken auf den obigen Link und das Lesen einer wohlformulierten Rezension zu mühsam ist):
An dieser Stelle muss bereits etwas zur Übersetzung, dem Lektorat und dem Layout gesagt werden: Es ist Mist!

Das Abenteuer folgt hier nämlich treu dem Spielerhandbuch. Als Beispiel mag jetzt einfach mal der Infoblock zu Aslov gelten. Der ist erst einmal über zwei Seiten verteilt, was doof aussieht und zu unnötigem Umblättern führt. Das Layout könnte sich nun damit herauszureden versuchen, dass der Text so lang ist - alleine schon wegen der sperrigen Übersetzungen und den merkwürdigen Stilblüten. Anstatt die Übersetzung sinnig zu gestalten und den Text an die deutsche Grammatik anzupassen, wurde wohl versucht so nahe wie möglich am Original zu bleiben. Schlussendlich hätte hier das Lektorat rettend einschreiten können, das aber wohl auch keine Ahnung von der Welt hat. Sonst wäre sicherlich aufgefallen, dass der Übersetzer “south of Hellfrost Pass” mit “nördlich des Weltenfrostpasses” übersetzt hat.

Weder im Original des Abenteuers noch im “Hellfrost: Gazetteer” steht etwas von “nördlich”. Das wäre bei Kenntnis der Karte - und somit des Settings - wohl aufgefallen. Fraglich, ob das Setting von den Verantwortlichen je bespielt wurde. In diesem Falle empfiehlt es sich für den Verlag, zukünftige Titel im Vorfeld von Fans auf solche Fehler abklopfen zu lassen. Schlussendlich haben fünf Leute am Abenteuer gearbeitet und eine ordentliche Übersetzung und Aufmachung schlichtweg versemmelt.
Das ist natürlich schon ein sehr UNGUTER Punkt. - Schade, daß gerade dieser Qualitätsmangel dem Rezensenten im Eingangsbeitrag nicht aufgefallen ist.

Die Hauptkritik an der Übersetzung des Hellfrost-Spielerhandbuchs war ja, daß es massive sprachliche Mängel gab: unbeholfener Ausdruck, schlechte und sogar falsche Übersetzungen, eben die auch von Taysal aufgeführten "merkwürdigen Stilblüten" und dergleichen.

Man sollte annehmen, daß seit Erscheinen des Hellfrost-Spielerhandbuches und der damals klar und deutlich geäußerten Kritik an der Übersetzungsqualität GENUG ZEIT vergangen ist, daß PG sich des Manuskripts der Verminlord-Übersetzung hier nochmals hätte annehmen können und es qualitativ deutlich BESSER als das Spielerhandbuch hätte herausbringen können.

Taysals Rezension entnehme ich, daß dies wohl nicht der Fall war.

Und das ist enorm schade. - Denn für die inhaltlichen Mängel (massives Railroading, Entwertung von Spielerentscheidungen, zu wenig NSC-Interaktionsmöglichkeit, Schlauchartigkeit, zu heftiger Dungeon für Anfänger-SCs) kann ja PG überhaupt nichts. Und man kann durchaus - mit ein wenig eigenem Handanlegen als SL - mit diesem Abenteuer einen stimmungsvollen Einstieg in das Hellfrost-Setting gestalten.

Aber für die Übersetzungsqualität, das Layout, das Lektorat, dafür kann PG etwas, da diese Bereiche allein in der Hoheit von PG liegen.

Hier wäre wirklich wünschenswert gewesen, daß jemand, der das Szenario schon einmal GESPIELT hat oder sich zumindest im Hellfrost-Setting GUT AUSKENNT (was vermutlich der Fall ist, wenn er regelmäßig darin spielt), die Übersetzung zur Prüfung bekommen hätte. - Solche echten, unabstreitbaren FEHLER, wie die Verortung UMZUKEHREN (was besonders beim Hellfrost-Setting zu einer absolut widersinnigen Plazierung des Szenarios führen würde), kann man durch SACHKUNDIGE Prüfung vermeiden.

Kann es wirklich sein, daß bei PG tatsächlich NIEMAND Hellfrost selbst SPIELT? So daß alle Hellfrost-Übersetzungen nur die "Papierform" dieses Setting kennen (und die auch, wie man sieht, eher schlecht)?

Wenn aus einer deutschen Hellfrost-Ausgabe noch etwas rechtes, spielenswertes werden soll, dann MUSS PG hier deutlich bei der Qualität der Übersetzung selbst und der Qualitätssicherung durch Lektorat und Korrektorat anziehen. Denn, wie Taysal schrieb, es hat hier nicht nur einer, sondern es hat hier ein TEAM daneben gelangt. Und das ist bei all den Fehlervermeidungs-"Puffern", die Teamarbeit bietet, schon eine Leistung!

PG kann das bestimmt BESSER.

Wenn sie nur WOLLEN und Leute ins Boot holen, die auch das jeweilige Setting mit ausreichend SACHKUNDE redaktionell betreuen können. (Tipp: Fragt mal bei Kardohan an, denn der ist ja auch für TAG selbst schon länger Ansprechpartner.)
 
Was die Uebersetzung angeht - die zitierten Punkte sind sache, die eher auffallen wenn man die Originalmaterialen kennt, was bei mir nicht der fall ist. Kein Wunder also das ich darauf nicht eingehen konnte. Was das Layout angeht - das ist bei solch kleinen Produkten immer etwas kniffig, und die wenigsten Verlage machen das wirklich richtig, kann man also nur schwer ankreiden.
 
Ob die DEUTSCHEN Texte sich holperig lesen oder nicht, ob die DEUTSCHEN Begriffe sperrig sind, das kann man auch beurteilen, ohne die Originale zu kennen.

Ob die deutschen Begriffe SCHLECHT oder gar FALSCH übersetzt wurden (Himmelsrichtungen vertauscht!), das kann man tatsächlich nur mit Kenntnis der Originale beurteilen.

Umso WICHTIGER also, daß bei einer Rezension eben auch dieser Punkt behandelt wird, denn PG hat ja - und ich betone das - LEIDER mit dem Hellfrost-Spielerhandbuch einen denkbar schlechten Start in dieses sehr reizvolle und mittlerweile umfangreichste Savage-Setting hingelegt und sollte eigentlich nun versuchen das Vertrauen der Kunden durch ERHÖHTE Aufmerksamkeit auf Übersetzungsqualität, Korrektheit und Sprachqualität, sowie Fehlerfreiheit (Lektorat!) zurückzugewinnen.
 
Ob eine Uebersetzung holprig ist oder nicht ist fuer mich manchmal etwas schwer festzustellen - du weisst ja, zwei Muttersprachen und so - zumal das manchmal tatsaechlich eine reine Gefuehlssache ist. Deswegen bin ich da immer sehr vorsichtig mit urteilen ueber diese art der einschaetzung, zumal ich mich selbst bei teuren uebersetzungen fuer grossverlage frage was da schieflaeuft. Aber das ist glaube ich ein thema ueber das wir lange diskutieren koennten.
 
Man kann ja nicht alles wissen. Bei mir ist es halt so, dass ich mich eh ein wenig mit Hellfrost beschäftigt habe. Außerdem schaue ich bei Abenteuern an sich auch nach, wo die spielen - falls es dazu Kartenmaterial gibt. Da kam halt das Eine zum Anderen. Ich kann aber auch manchmal sehr pingelig oder misstrauisch sein. Was die Übersetzung an sich angeht, da ist allerdings keine Kenntnis des Originals nötig. Die ist so holprig, dass einfach keine Fahrt aufkommt.

Am Schlimmsten ist für mich aber, dass nach der Kritik am Spielerhandbuch erneut so viele Fehler passiert sind. Ich habe beinahe das Gefühl, dass viele Bücher bereits fertig in der Schublade liegen und nun, nachdem vermeintlich Gras über die Sache gewachsen ist, die Sachen ohne Überarbeitung in den Druck gehen. Der nächste Hellfrost-Titel wird das jedenfalls zeigen.

Was das Layout angeht, so waren da wohl zwei Leute dran. Und zumindest eine Person bezeichnet sich als Profi. Ich habe mit OO erstellte PDFs gesehen, die sahen besser aus. In meiner Rezi gibt es auch den Link zur HP der Layouterin. Ich persönlich empfinde die HP als schrecklich und keinesfalls als Visitenkarte für ihren Job. Soweit jedenfalls der Stand bis heute Mittag.

Vielleicht hat TAG ja auch untersagt, die Texte, Kästen und Karten ordentlich anzuordnen und jegliche kreative Freiheit verboten. Keine Ahnung. Für mich als Rezensenten und für den Leser wäre das auch vollkommen unerheblich. So sehr ich SW und PG mag, hier ist großes Verbesserungspotenzial vorhanden.
 
Puh ... Ich muss gestehen, ich lese das Abenteuer momentan selber noch. Einige Stilblüten sind mir natürlich auch aufgefallen und ich kann und will diese nicht verteidigen.

Ich habe ja auf der RPC die Redaktion für die Überarbeitung des SHB und die folgenden Hauptbände übernommen. Wie weit dass die Abenteuer einschließt werde ich wohl selber erst im Laufe der kommenden Woche erfahren. Es gibt natürlich Fehler und Fehler - so gehe ich mit der falschen Verortung ganz mit eurer Meinung, ich bin ganz ehrlich vorher hätte ich mit so einem Übersetzungsfehler nicht gerechnet und ohne gezielt darauf zu achten wäre er mir auch bei Textkenntnis und auch bei vorherigen Spielens des Abenteuers wahrscheinlich nichts aufgefallen.

Ich werde allerdings das Überprüfen von Verortungen in die Qualitätskontrolle aufnehmen.

Ein Fehler anderer Kategorie ist da der Ungezieferkönig - ich will ehrlich sein, es ist definitiv nicht die schönste Übersetzung, aber sie ist zutreffenden denn Vermin heißt ja nun nicht Ratte ;).

Ich will ganz ehrlich sein, auch wenn ich versuchen werde die neue Version des SHB und auch die folgenden Schinken schöner und fluffiger zu halten - so ist Hellfrost ein Alptraum im Namensform und oft steht man als Übersetzer vor der Wahl ob man lieber einen Hieb auf die Nase oder einen Tritt vors Schienbein riskieren will.

Ich kenne das ursprüngliche Team von Hellfrost leider zu großen Teilen nicht persönlich und kann daher auch nicht sagen wie eingespielt die Leute waren, ich kenne auch mein neues Team, das gerade aufgebaut wird logischerweise nicht komplett und der Markt gibt leider auch nicht immer für jede Position genau die richtige Zahl Leute mit der richtigen Erfahrung her. Das wäre natürlich optimal ist aber nicht zu stemmen. Zu meiner Person kann ich wiederum sagen, dass ich die drei Kernbücher gelesen habe, ich habe auch shcon den ein oder anderen Helden durch Rassilion gescheucht und versuche gerade die Zeit zu finden das wieder regelmäßiger zu tun.
 
Ein Fehler anderer Kategorie ist da der Ungezieferkönig - ich will ehrlich sein, es ist definitiv nicht die schönste Übersetzung, aber sie ist zutreffenden denn Vermin heißt ja nun nicht Ratte ;).
Und auch nur EIN Blick in den INHALT des Abenteuers zeigt, daß hier "Rattenkönig" gerade auch im Deutschen, wo mit "Ungeziefer" eher Wirbellose gemeint sind und weniger Säugetiere, einfach die BESSERE Übersetzung gewesen wäre, statt einfach stur eine Babelfish-1:1-Übertragung zu verwenden.

Das ist es, was ich mit mangelndem Sprachgefühl meine. - Im deutschen löst "Ungezieferkönig" wirklich BEFREMDEN aus. Das geht nicht nur nicht über die Zunge, das will nicht einmal ins Auge, geschweige denn ins Hirn!

Ich will ganz ehrlich sein, auch wenn ich versuchen werde die neue Version des SHB und auch die folgenden Schinken schöner und fluffiger zu halten - so ist Hellfrost ein Alptraum im Namensform und oft steht man als Übersetzer vor der Wahl ob man lieber einen Hieb auf die Nase oder einen Tritt vors Schienbein riskieren will.
Dann such Dir aus, wo Du's hinhaben willst. :D

Hellfrost ist tatsächlich aufgrund der am Angelsächsischen angelehnten Begriffsbildungen im Original eh schon verdammt schwierig zu übersetzen. Aber solche Klopper wie Hedge Magic als "Heckenzauberei" zu "übersetzen", wo klar ist (siehe oben "Ungezieferkönig"), daß dieser Begriff KRÄUTERmagie bezeichnet, sind wirklich vermeidbar.

Und da Hellfrost ein schwieriger Text ist, sollte er eben MEHR Aufmerksamkeit und MEHR sprachliches Feingefühl bekommen, als eine Übersetzung von begrifflich (fast) zeitgenössischen Texten wie Rippers.

Es ist ja auch nicht so, daß die sprachlichen und die inhaltlichen Komplexitäten bei der Hellfrost-Produktreihe unbekannt wären. Dazu muß man sich halt nur die Originale anschauen und sieht sofort, daß hier ein für die Übersetzung "undankbares" Setting vorliegt.

Aber mit neuem Team, frischem Mut und praktischer Spielerfahrung in diesem Setting sollte es auf jeden Fall mal nicht schlechter oder auch nur genauso "gut" wie die bisherigen Hellfrost-Produkte werden. Die Chance dazu hat das Team.
 
Ohne mich jetzt daran erinnern zu koennen was fuer eine Magie es in Hellfrost ist - ich wuerde Hedge magic niemals als Kraeutermagie uebersetzen. Heckenzauberei aber auch nicht.
 
Das mit den Übersetzungen ist wirklich eine knifflige Sache. Vermutlich gibt es keine Quellenangabe in der Terminiliste, um die Sache zu vereinfachen. Aktuell leite ich eine Hellfrost-Kampagne und habe da einiges selbst übersetzen müssen. Schlussendlich habe ich mich im Zweifel (und manchmal auch in voller Absicht) einfach für den Begriff entschieden, den ich lieber am Tisch hören würde.

Was den Verminlord angeht, gehe ich davon aus, dass auf Schädlinge abgezielt wird und nicht auf Ungeziefer. Es ist halt auch die Frage, inwieweit TAG Änderungen zulässt, damit die Sache im Deutschen rund klingt. "Der Bau des Rattenkönigs" finde ich, zum Beispiel, schön.

Heckenmagie fanden meine Spieler übrigens sehr passend und konnten damit etwas anfangen. Aber wir kommen aus dem Westerwald und sind Schutzhecken und Kräuterhecken gewohnt. Landeier eben. Das zeigt aber auch, wie unterschiedlich bestimme Begriffe aufgenommen werden. Problematischer ist für mich eher, wenn sich die Begrifflichkeiten mehrmals ändern (Bsp.: Gnadenschwestern und Der Unbenannte). Da sitze ich dann vor meinen Spielern und die wollen - mit großen, unschuldigen Augen - wissen, was für eine der Übersetzungen denn nun gilt.

Ich würde jedenfalls in der Fanbase mal gucken, ob sich da jemand auskennt. Ich meine im T gab es ein Thema zu den Übersetzungen und da waren auch Leute bei, die da wohl mehr als firm sind. Eventuell verhaue ich mich aber auch gerade und habe ein Keltenforum im Hinterkopf. Das Problem bei Hellfrost sind aber nicht nur die Übersetzungen alleine, sondern auch das viele Material zum Setting und das der Autor wohl einiges übers TAG-Forum kommuniziert. Jedenfalls lese ich öfter mal Zitate von Wiggy bei der AA!. Da wäre auch jemand ganz hilfreich, der Material und Forum gut kennt und mindestens als Scout auf die wichtigsten Punkte und Beiträge aufmerksam machen kann. Da dürfte ein Querlesen schon hilfreicher und schneller sein, als Unkenntnis.

Wie soll sich denn die Überarbeitung des SHB darstellen? Nur ein Erratum als PDF, ein Heftchen als Printausgabe oder gar eine coole Neuauflage mit Glitzersternchen im handlichen SW:GER-Format? :)
 
Ähm, in Hellfrost IST "Hedge Magic" aber genau das: KRÄUTERMAGIE. Man sucht sich Heil- und sonstige Kräuter zusammen und macht daraus Kräuteraufgüsse, Umschläge, Tinkturen usw.

Über eine rein in der Luft hängende Begriffsübersetzung kann man sich immer endlos von einer möglichen und validen Übersetzung zur nächsten hangeln. - Manchmal sollte aber ein Übersetzer auch IN DEN TEXT schauen und nachlesen, was dieser Begriff in genau DIESEM Setting-Kontext wirklich BESCHREIBT.

Und hier ist Hedge Magic eben "Feld-, Wald- und Wiesen-Magie", die sich gesammelter Kräuter bedient, diese bearbeitet und als Heil- und sonstige Kräuter präpariert. Kräutermagie eben. - Magie, weil diese Präparate ja "wundersame Wirkungen" haben, obwohl es eigentlich keine "richtige" Magie ist (in einer Spielwelt, die eben richtige Magie-Effekte kennt).

In anderen Settings könnte man das Kräuterheilkunde, Kräuterkunde, Apothekerwissen, Pharmazie, oder sonstwie nennen. In Hellfrost heißt das "Hedge Magic" und ist eine Art "Volksmagie", die sich mit Kräutern befaßt.

Es ist KEINE "Heckenmagie".
 
Ich habe schon verstanden, dass es sich dabei um Kräutermagie handelt. In meiner Kindheit war aber "In die Hecke gehen" ein geflügeltes Wort, um Beeren, Blumen und Kräuter zu sammeln - und sich regelmäßig mit kurzer Hose in die Nesseln zu setzen. Deswegen verbinde ich mit Heckenmagie halt auch Kräutermagie, ebenso wie die Leute in meiner Spielgruppe. Da war schon sofort die Verbindung zur buckligen Kräuterfrau da, die mit ihrem Körbchen in die Hecke geht, Kräuter sammelt und daraus dann magische Salben, Tinkturen und Umschläge zubereitet. Und auch Himbeersaft, hm ... Mir ist auch klar, dass andere Leute diese Verbindung nicht haben und unter Heckenmagie etwas ganz anderes verstehen.
 
Und auch nur EIN Blick in den INHALT des Abenteuers zeigt, daß hier "Rattenkönig" gerade auch im Deutschen, wo mit "Ungeziefer" eher Wirbellose gemeint sind und weniger Säugetiere, einfach die BESSERE Übersetzung gewesen wäre, statt einfach stur eine Babelfish-1:1-Übertragung zu verwenden.

Das ist es, was ich mit mangelndem Sprachgefühl meine. - Im deutschen löst "Ungezieferkönig" wirklich BEFREMDEN aus. Das geht nicht nur nicht über die Zunge, das will nicht einmal ins Auge, geschweige denn ins Hirn!

Jetzt driften wir aber ab, ich wollte nie sagen das Rattenkönig nicht die bessere Übersetzung ist, aber so falsch und schlecht ist der Ungezieferkönig nicht - Ratten werden halt landläufig als Ungeziefer angesehen.

Dann such Dir aus, wo Du's hinhaben willst. :D
Immer schön abwechselnd ;)

Hellfrost ist tatsächlich aufgrund der am Angelsächsischen angelehnten Begriffsbildungen im Original eh schon verdammt schwierig zu übersetzen. Aber solche Klopper wie Hedge Magic als "Heckenzauberei" zu "übersetzen", wo klar ist (siehe oben "Ungezieferkönig"), daß dieser Begriff KRÄUTERmagie bezeichnet, sind wirklich vermeidbar.

Wenn du so argumentierst hätte man es Kräuterkunde nennen müssen und schon Wiggy hat einen Fehler gemacht, es ist schließlich keine Magie...
Ich kann mich an x Übersetzungen hochziehen, aber Heckenmagie finde ich persönlich recht gut gewählt, wenn auch einfach wörtlich über den Daumen gestülpt.
Denn es kommt wie Taysal schon sagte zum einen von der Kräuterhecke und verbildlicht auch noch den "geheimen", versteckten Aspekt dieser Berufung.


Wie soll sich denn die Überarbeitung des SHB darstellen? Nur ein Erratum als PDF, ein Heftchen als Printausgabe oder gar eine coole Neuauflage mit Glitzersternchen im handlichen SW:GER-Format? :)

Ich bin wie gesagt selber noch frisch an der Aufgabe, doch meines Wissens wird es komplett neu als preisgünstiges PDF veröffentlicht werden, zu den genauen Daten kann ich erst was sagen wenn ich es weiß ;)

Es ist KEINE "Heckenmagie".
und ein halver Hahn ist kein Käsebrötchen!
 
Die Hedge in Hedgecraft bezeichnet die Grenze zwischen der unsrigen und der Anderswelt, etwa der der Feen und Elfen. Hedgecraft, wird auch als garden magic oder kitchen magic bezeichnet, was umgangssprachlich unserer Feld-, Wald- und Wiesenmagie entspricht. Wie Zornhau schon richtig schreibt, sollte man es eher als Kräutermagie bezeichnen, denn man verarbeitet ja "zauberkräftiges Gemüse" (*Sorry der Verweis auf ein altes Übersetzungsdesaster musste sein*) :p

Übrigens ist die Hedge Magic in Hellfrost "magisch". Da sie aber ein Verfallsdatum hat, gilt sie nicht als Relikt und ist deshalb nicht auf dem Radar der Reliquare, die einem etwa den Zaubertrank mit dem "Erhöhen von Stärke" gleich abnehme. Sie zieht ihre Macht aus der Beziehung zu Alfheim und der Natur im Allgemeinen, aber das ist ein anderes Thema...

Ja, Hellfrost ist eine Herausforderung für das Wortgefühl jedes Übersetzers, aber so schlimm ist es auch nicht, wenn man etwa Worte aus dem Althochdeutschen oder gar Germanischen entlehnt.

Übrigens wäre dann Hellfrost auch eine valide "deutsche" Übersetzung, denn Hel(l) ist eine alte Form von Hölle in der Edda. Als Beispiel sei der Hellweg in Westphalen genannt.
 
Wenn du so argumentierst hätte man es Kräuterkunde nennen müssen und schon Wiggy hat einen Fehler gemacht, es ist schließlich keine Magie...
Im Setting wird es als eine Art "Magie" wahrgenommen. Somit muß der Begriff als korrekte Übersetzung auch diese Wahrnehmung irgendwie transportieren, was bei Kräuterkunde nicht der Fall wäre.

Daß Du "Heckenmagie" als Begriff treffend findest, läßt leider für die Überarbeitung des Spielerhandbuchs und weitere Hellfrost-Übersetzungen nichts Gutes erwarten.
 
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