Crowdfunding Kickstarter Smalltalk

Teylen

Kainit
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16. August 2007
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Da Diskussionsbedarf zu bestehen scheint.
Vielleicht einmal ein Thread in dem man sich ganz allgemein zu Kickstarter austauschen kann.
Was man davon hält, was vielleicht nicht, wo man vielleicht was besonderes gefunden hat (vielleicht gar ein P&P RPG), wo man es vielleicht gerne eingesetzt sehen würde, was man vielleicht hervorheben mag (aber vielleicht nicht in 'nen eigenen Thread stecken mag) oder was einem mal so aufgefallen ist.
Vielleicht auch einfach mal Fragen die man so an andere, vielleicht Kickstarter-erfahrenere, User stellen möchte.

Also ein Plausch rund um und über Kickstarter.
 
Teylen hatte Kickstarter mit dem Bauen eines Hauses verglichen.
Wenn man einen Architekten engagiert, dann "schenkt" man ihm nicht sein Geld, damit der vielleicht ein Haus entwirft, sondern man hat ein RECHT darauf, dass er ein Haus entwirft, alles andere ist Betrug.
Das kann man gar nicht mit Kickstarter vergleichen.


Kickstarter funktioniert hauptsächlich, weil es für die "Kickstartenden" eine komfortable Methode ist, mit minimaler Arbeit viel Geldspenden zu bekommen.
 
Normalerweise basiert Kickstarter durchaus auf den Vertrauensprinzip das weder die Projektleiter gegenüber den Backern, noch die Backer gegenüber den Projektleitern linke Aktionen abziehen.
Siehe auch das entsprechende FAQ der Seite sowie die Guidelines.
 
Wenn man einen Architekten engagiert, dann "schenkt" man ihm nicht sein Geld, damit der vielleicht ein Haus entwirft, sondern man hat ein RECHT darauf, dass er ein Haus entwirft, alles andere ist Betrug.

Das ist kein Betrug solange das vertraglich und bindend klar festgehalten wird. Und jeder der bei einem Kickstarter mitmacht sollte wissen worauf er sich einläßt. Alles andere ist Fahrlässigkeit seitens des Zahlenden.
 
Das ist kein Betrug solange das vertraglich und bindend klar festgehalten wird.
Ja gut, wer sich solche Klauseln in seinen Hausbau hereinholt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.

Insofern wundert mich auch Teylens Aufbegehren gegen die Gimmicks, die es für Shadowrun-"Backer" gab. Es wurde ja schliesslich nichts versprochen. Das einzige Versprechen von Kickstarter ist, dass sie das Geld nehmen ;)
 
Es wird von den Organisatoren der Kickstarter schon einiges versprochen beziehungsweise eine Art Pflichtenheft erstellt wofuer sie gedenken die Pledges einzusetzen.
Was mich nun bei dem Gimmick welches sich die Shadowrun-Macher einfielen liessen stoerte war das es (imho) den Versprechungen und Darstellungen der Projekt Beschreibung wiedersprach. Das ist zwar nicht verboten, allerdings bitten die Guidelines doch deutlich ein solches Verhalten zu unterlassen. (Entsprechendes Feedback aus den Reihen der Backer brachte die Produzenten auch dazu von ihrer Idee abzuruecken.)

Ich bin uebrigens nicht gegen "die Gimmicks" von Postern, USB-Sticks, Waffen, NSC-Gestaltung, Rollenspielrunden, Early Releases, Buecher, Kunstwerke und was ihnen sonst noch so einfiel.
 
NAtürlich KANN das mal schiefgehen, aber ich verfolge eigentlich die ganze Crowd Funding Sache recht intentsiv und bisher war noch nirgends ein einziger Blogpost über ein nach der Finanzierung geplatztes Projekt.
Das heißt nicht, dass es nicht möglich wäre. Sicher!
Genausogut kann man aber bei jeder Dienstleistung die Vorklasse bezahlt wird verarscht werden.

Das ganze ist ja durchaus bekannt in den Wissenschaften und nennt sich Prinzipal Agent Theorie.
Der Punkt ist einfach dafür zu sorgen dass Auftraggeber und Auftragnehmer gleichartige Interessen haben.
Zwei übliche Wege sind finanzielle Beteiligung (egal ob positiv oder negativ) oder Wiederholungen.
Beides ist bei Crowd Funding üblich!
Versteht die Finanzierung nicht falsch bitte. Es geht nicht darum, dass der BAcker beteiligt wird denn er ist in diesem Modell ja der Auftraggeber. Der Projekteigener ist der Agent/Auftraggnehmer. Er hat Geld bekommen um das zu machen was er versprochen hat. Normalerweise ist ihm nach Geld erhalt nur noch wichtig einen etwaigen Vertrag nur wortgetreu zu erfüllen. Da die Rechtslage beim Funding aber sehr schwierig ist, müsste er förmlich gar nichts machen. Er ist jedoch interessiert daran, dass ganze abzuliefern, weil er mit dem Projekt/Produkt auch außerhalb von Kickstarter noch mehr Geld verdienen kann. Also hat auch der Projekteigener Interesse daran, alles so abzuliefern, dass die Backer (die ja dieselbe Anreizstruktur wie spätere Kunden haben) zufrieden sind.
Noch heftiger wird das mit Wiederholungen. Wer tatsächlich ein Projekt platzen lässt braucht nicht darauf hoffen nochmal ein zweites finanziert zu bekommen. Da viele Projekteigner zumindest mit dem Gedanken spielen "sowas" nochmal zu machen, werden sie auch hier versuchen ihre Prinzipale die Backer zufrieden zu stellen.


Ich mach mir bis auf das gelegentliche schwarze Schaf also wenig sorgen.
 
Beim Hausbau gibts auch genug schwarze Schafe, die Pfusch abliefern und danach insolvent gehen und dann die nächste Firma gründen. Kommt immer mal wieder in TV-Reportagen. Da kann man dann seine Ansprüche praktisch nicht mehr durchsetzen und da geht es für den Einzelnen idR. um viel mehr Geld als bei einem Kickstarter Supporter.

Ich finde das Prinzip Kickstarter (und ähnliche Plattformen) recht praktisch. Interessante Projekte haben eine Plattform um sich vorzustellen und man findet dabei vielleicht auch noch andere interessante Projekte. Wenn man nicht zufälligerweise auf die wild im Netz verteilten Projektseiten stolpert, erfährt man meist nichts, bzw erst, wenn das Projekt schon berühmt ist. Für viele Projekte gibt es auch ein Problem, erstmal Geld zu sammeln - meist nehmen sie dazu Paypal und die sperren gerne mal Konten, wenn da ungewöhnlich viel Geld eingeht (Verdacht auf Betrug) oder es um eine Vorfinanzierung geht (Paypal Regelverstoß).
 
Ich sehe den der bei sowas zahlt in erster Linie als Mäzen.
Sind ja meist kreative Projekte, die da gefördert werden.

"Hey, Beethoven, schreibs du mal wieder ne Symphonie?"
"Geht nicht, Papier ist alle und ich muss arbeiten gehen."
"Hier hast du nen Stapel Papier und 100€ nimm dir ne Woche frei und komponier, wenn dir was einfällt. Ich würd mich freuen."
"Wow danke, ich geb mir Mühe. Wenn ich was gute hinbekomme, darfst du in der ersten Reihe sitzen."
 
Bei den Beethovens dieser Welt gebe ich Recht. Die haben was vorzuweisen, die haben das Geld womöglich sogar VERDIENT. Aber ob ein Mr.X für ein Vorhaben tausende, hunderttausende Euro bekommen sollte, einfach so? Ein Versprechen ohne Sicherheiten oder Kontrolle wäre mir da zu wenig.

Auch spricht Kickstarter nicht jeden einzeln an, genaugenommen schreibt man nur einmal einen Text und postet den dann, der Rest läuft dann von alleine. Wie bequem. Überschaubares Engagement würde ich sagen, sonst würde es nämlich nicht funktionieren, denn wer will sich schon WIRKLICH anstrengen, um sich das Geld zu verdienen?
Und solche Projekte gabs schon vorher, vor Kickstarter. Warum haben die "Backer" das Geld nicht privat überwiesen?Dazu brauchts doch keine HP.

Irgendwie ist das ein Wertverlust von geleisteten Erfolgen, damit komme ich wohl einfach nicht klar.
hee, gibts eigentlich ein dritte Welt Kickstarter? Bei so viel Freigiebigkeit müssten die sich doch alle aus dem Dreck ziehen können. DENEN würde ich Geld geben.
 
Irgendwie ist das ein Wertverlust von geleisteten Erfolgen, damit komme ich wohl einfach nicht klar.
hee, gibts eigentlich ein dritte Welt Kickstarter? Bei so viel Freigiebigkeit müssten die sich doch alle aus dem Dreck ziehen können. DENEN würde ich Geld geben.
Ja gibts - oder gabs zumindest.
So ein Start-Up-Unternehmen hat mal bei uns in der Uni einen Vortrag gehalten. Die haben soziale Projekte mit genau diesem Prinzip gemacht:
Irgendwer hat es vorgestellt - die Leute haben gespendet und danach wurde auf der Seite berichtet, wie das dann umgesetzt wurde.

...aber frag mich jetzt nicht wie das hieß - frag lieger google.
 
Dritte Welt Kickstarter gibts unter etwas anderen Namen: Microkredite. Da gibt es z.T. die Möglichkeit, genau zu entscheiden, welches Projekt Du unterstützen möchtest. Du bekommst dann idR. auch Dein Geld wieder (und evtl. sogar etwas Zinsen).
Das ganze ist aber steuerrechtlich vermutlich ein Alptraum - Investition und Gewinn aus Auslandgeschäften (ist ja dann sogar außerhalb der EU) mußt Du versteuern und IMHO eine Steuererklärung dafür machen.

Geld Privat überweisen an solche Projekte würde ich ja auch, wenn ich von den Projekten erfahren würde. Ohne Plattformen wie Kickstarter ist aber die Reichweite solcher Informationen dann doch recht beschränkt. Wenn man nicht gerade sehr in den entsprechenden Fan-Communities unterwegs ist (und evtl. aktiv sucht), erfährt man erstmal gar nicht, daß es das Projekt überhaupt gibt - bei solchen Seiten hat man wenigstens einen Anlaufpunkt.
Wenn ich aber nur einer von 1000 Leuten bin, die ein Projekt per Zufall gefunden und unterstützt haben, und nicht genug Geld zusammenkommt, um das Projekt überhaupt sinnvoll umzusetzen, was passiert dann mit meinem schon überwiesenen Geld? Ich hätte da schon gerne so etwas wie eine Gegenleistung (Spiel, Musik, Buch etc.).
 
Bei den Beethovens dieser Welt gebe ich Recht. Die haben was vorzuweisen, die haben das Geld womöglich sogar VERDIENT. Aber ob ein Mr.X für ein Vorhaben tausende, hunderttausende Euro bekommen sollte, einfach so?
Die Personen die ihre Projekte dort einstellen haben oftmals entweder ein entsprechend überzeugendes Portfolio bezüglich vorangegangener Projekte oder entsprechende Projektfortschritte zum vorzeigen.

Auch spricht Kickstarter nicht jeden einzeln an, genaugenommen schreibt man nur einmal einen Text und postet den dann, der Rest läuft dann von alleine. Wie bequem. Überschaubares Engagement würde ich sagen, sonst würde es nämlich nicht funktionieren, denn wer will sich schon WIRKLICH anstrengen, um sich das Geld zu verdienen?
Die Projekt-Leiter die ich angeschrieben habe, haben in der Regel innerhalb von zwei Stunden geantwortet.
Das heißt auch wenn sie in Amerika waren und ich die Frage an einem Sonntag abschickte.

Dazu werden die Projekte durchaus gepflegt.
Das heißt die Texte aktuell gehalten, die Kundenwünsche in Awards umgesetzt, Antworten auf Fragen gegeben sowie Updates bezüglich des Fortschritts, Previews, Aktionen, Neuigkeiten etc. pp. eingestellt.

Schließlich muß man einerseits die potentiellen Backer überzeugen tatsächliche zu werden sowie sein Projekt bekannt machen, bzw. die Backer dazu bringen beim Marketing zu helfen. Das fällt in der Regel nicht alles aus der Luft.
Warum haben die "Backer" das Geld nicht privat überwiesen?Dazu brauchts doch keine HP.
Man braucht dazu Organisation.
Man muß den Künstler finden, man muß das Projekt kennen, eine Übersicht über die Finanzierung wäre gut sowie das Gemeinschaftsgefühl in Bezug auf andere. Auch Award Systeme fehlen.

hee, gibts eigentlich ein dritte Welt Kickstarter? Bei so viel Freigiebigkeit müssten die sich doch alle aus dem Dreck ziehen können. DENEN würde ich Geld geben.
Nicht auf Kickstarter.
Dort sind reine Bettel-Projekte nicht zugelassen.
 
Cryn schrieb:
Wenn ich aber nur einer von 1000 Leuten bin, die ein Projekt per Zufall gefunden und unterstützt haben, und nicht genug Geld zusammenkommt, um das Projekt überhaupt sinnvoll umzusetzen, was passiert dann mit meinem schon überwiesenen Geld?
Ja gut, das ist dann wieder eine andere Frage. In dem Moment wo ich sage "ich gebe aber nur 1 Euro, wenn das 100.000 Leute auch machen", dann gebe ich dem Projekt im Geiste eigentlich 100.001 Euro, selbst wenn ich es nicht habe. Also ich spreche es denen zu. Und meiner Meinung nach muss man sich so viel Geld mit etwas verdienen (Referenzen tun es auch).

Wenn es die Option gäbe "ich unterstütze das Projekt bis zu einer Gesamtsumme von X aller Beteiligten, alles darüber nicht", dann würde ich das womöglich auch unterstützen. Aber das gibt es natürlich nicht, weil die Kickstarter freiwillig IMMER mehr Geld nehmen. Das finde ich schamlos und unsittlich. Mir hat man halt Mäßigung beigebracht. Und da frage ich mich unwillkürlich: Gehts denen eigentlich primär um das Projekt? Würden die es ohne Kickstarter auch auf die Beine stellen? Würden die das auch mit weniger Geld versuchen? Warum nehmen sie mehr als sie brauchen?

das Problem, was ich mit Kickstarter habe, ist nur moralisch.
 
Es gibt auch Projekte die bewusst erstmal nur das Minimum fordern um etwas zu finanzieren und dann sinnvolle Award Stufen machen. Beispiel wäre Wasteland, wäre das Ziel nur knapp erreicht wäre das man noch was bei geschossen hätte.
Zudem bietet Kickstarter eben auch die Möglichkeit der Vorbestellung. Da wäre es fies wenn man einige ausschließt.
 
@boyscout: WArum sollte man denn aufhören Geld zu nehmen?!
Ich binge ein wirtschaftliches Produkt auf den Markt. Gut, dass lasse ich mir vor finanzieren.
Aber wenn es so viele Leute mögen, dass ich meine Auflage erhöhen kann, dann ist das im Endeffekt auch nur ein normaler Marktmechanismus.

Außerdem... Es kümmert mich bei dieser Variante nur sehr wenig ob es die Macher zu leicht haben, oder es vielleicht sogar unmoralisch ist oder irgendwelche Werte untergräbt (für mich ist es das nicht).
Mir geht es schlicht darum, dass viele Produkte, die ich gerne hätte, auf normalem Weg nicht produziert werden und von Zeit zu Zeit durch Kickstarter dann doch das Licht der Welt erblicken.
Wenn du jetzt sagst : ja aber das wäre doch auch so gegangen!
Nein. Dann wäre es nämlich schon passiert! Vielleicht nicht mit genau diesem Produkt, aber ich kann für mich (als Nerd) sehen, dass seit Kickstarter viel mehr Produkte, die mir gefallen in meinen Dunstkreis ziehen und ich so zufriedener bin.
Was ist denn daran bitte schlimm?
 
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