Nintendo Aloha 'Oe, StarTropics

Skyrock

t. Sgeyerog :DDDDD
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Das folgende ist eine inkohärente Mischung aus Nostalgiekiffen, Fanboytum, Ranting und "!#$%!" über Nintendos Entscheidungen, die sich über die Woche aufgestaut hat und jetzt einfach mal RAUS muss, ehe ich noch narrisch werde...


Wer meine Arbeit an Kopikala verfolgt hat und auch nur ein bißchen Liebe zu unterschätzten Retrospielen verspürt, der wird sicher gemerkt haben dass StarTropics einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Konzipierung hatte.

Ich weiß noch, wie ich um 1992 herum in Nintendos Hausmagazin von dem Spiel gelesen hatte, und wie mich das was ich gesehen habe begeistert hat. Allerdings war ich damals noch ohne NES, und das herandämmernde SNES machte die Entscheidung sich jetzt noch ein solches Gerät zu kaufen auch nicht leichter, und so versank StarTropics erst einmal aus meinem Blickfeld.
Erst später, als ich nach dem Tod des SNES und meiner Unzufriedenheit mit den neumodischen Konsolen für die Jugend von heute wie dem N64 oder der ersten Playse endgültig vom Normalspieler zum Retrogamer wurde und so auch mein Glück mit anderen alten Konsolen versuchte, stolperte ich über das Spiel, und ich lobpreise heute noch mein Gedächtnis, das mich an den Artikel erinnern ließ.
Es gab vieles, was awesome an StarTropics war und worin es origineller, besser und ästhetisch ansprechender als die J-CRPGs und -Action-Adventures seiner Zeit war, als auch der späteren J-Spiele, die die immer gleiche und immer dünner, fauliger riechend und abgestandener werdende Final-Fantasy-Brühe frisch aufgebrüht haben, aber das genauer zu beleuchten wäre die Frage einer Rezension, die ich vielleicht mal schreiben werde, wenn mich ausreichend Retrofans nerven.

Jedenfalls wusste ich vage, dass als zweitletztes Spiel für diese Konsole überhaupt ein zweiter Teil zu StarTropics erschienen sein soll, und dass das kommerzielle Absaufen dieses zweiten Teils die Schuld daran tragen soll, dass die Reihe endgültig eingestellt wurde (und so jede Chance verging, dass diese geniale Reihe den Final-Fantasy-Einheitsbrei aufmischt oder wenigstens eine Alternative dazu bietet).
Es erschien allerdings nur in Amerika (in Japan war dem NES schon der Stecker gezogen), es war nur sehr kurze Zeit verfügbar, und es hat sich furchtbar verkauft, wodurch es nicht nur niemals zur europäischen Lokalisierung und Distribution kam, das Modul extrem selten ist - insofern erschien es mir aussichtslos, dem nachzuspüren, zumal ich auch kaum mehr wusste, als dass es der Nachfolger von einem meiner Lieblingsspiele ist.
Vor kurzem aber boten mir finstere Kräfte an, StarTropics II in meine Finger zu bekommen, und so schlug ich auf gut Glück zu.

An den Abenden, wo ich zu kaputt war um was sinnvolles für Kopikala zu tun, habe ich schließlich erneut StarTropics gespielt, um Inspiration zu bekommen, erst den ST1, um in der Atmosphäre eines extrastark ROCKENDEN Pulp-Südsee zu versinken und wieder den vollen Kontext der Story aufzufrischen, um ST2 im Anschluss besser goutieren zu können. Natürlich kennt man beim erneuten Durchspielen schon alle Dungeon- und Überlandrätsel, und ohne des Reiz des Neuen fallen einem leider die Schwächen der Hardware auf, wonach in ST1 bis auf das letzte Kapitel alles gleich aussieht und alles die gleiche Musik hat. Ebenso wird man sich schmerzlich der unnötigen Längen bei der Schnitzeljagd nach den Plotschienen bewusst (oder überhaupt über das Vorhandensein der rigiden Plotschienen *tut-tut*), aber es konnte immer noch seine Wucht entfalten und mich auf ein paar Ideen für mein aktuelles Projekt bringen. Ich sage nur, dass Bellcola einfach als Kolonie der Skotier auf den südlichen Inseln eingebaut werden MUSS...


Sobald ich das binnen weniger Abende hinter mir hatte, begann ich mich ST2, welches ich diese Woche auch durchgezockt habe.
Schon die Prämisse enttäuschte mich. Zum einen gab es bis auf den letzten Level kein bißchen Südsee mehr und nur noch wenig Pulp-Gonzospaß zu sehen, sondern nur Zeitreise von Ort zu Ort und Epoche zu Epoche. So was mag damals noch neu gewesen sein, aber es stand kein Stück weit in Beziehung zu dem Setting des Originalspiels.
Auch ästhetisch wusste ich gleich, dass ich hier die falsche Ploteisenbahn gebucht hatte: Statt Mike Jones, dem stinknormalen 15jährigen amerikanischen Lvl1-Schüler, der nur Urlaub bei seinem Onkel in der Südsee machen wollte und nach relativ harmlosem Beginn in eine immer skurillere, absurdere und epischere Sache reingezogen wird und durch Cleverness und Mut anstatt durch Prophezeiungen von Auserwähltheit und Manaschwertern alle Gefahren übersteht, spielt man Mike Jones, den 16jährigen amerikanischen Lvl1-Schüler, der gleich als erstes mit epischer außerirdischer Mission durch Raum und Zeit in die Steinzeit reist und dabei auch noch von einem ebenfalls zeitreisenden Merlin als "j00 R t3h ch053n 0n3, dud3!!!!1111einself" wie in jedem laaangweiligen JCRPG behandelt wird.

Auch beim Gameplay gab es Abstriche, namentlich die Umwandlung des Überlandes von einem vollwertigen Teil des Spiels mit Rätseln etc. zu lahmer Plotexpositionsschienenfahrt mit gelegentlichen Bahnhofszwischenhalten zur Bekämpfung von Zufallsbegegnungen, sowie das neue Spring- und Bewegungssystem, das mich nicht nur viele Leben durch Leichtsinnsfehler gekostet hat, sondern auch eine entscheidende Technik zur Meisterung des ersten Teils (das Springen zu einer Plattform und gleichzeitige Angreifen in eine andere Richtung) invalidiert hat.

Nun war aber nicht alles schlecht. So mochte ich etwa die deutlich variierteren Rätsel, die Möglichkeit diagonal anzugreifen, und die Einsicht, dass es schädlich für ein CRPG ist, wenn man erst mit jedem Mann, Frau, Kind und Schwein in einer Siedlung sprechen und sich ihr belangloses Geseier anhören muss, ehe der interne Schalter so umgestellt wird dass man mit der Ploteisenbahn weiterfahren darf. Auch dass man mehr aus der Hardware rausgeholt und die Gegner, Musik und Umgebung deutlich variierter gestaltet hat, war eine gute Sache.
Die Wahlmöglichkeit zwischen den Standardwaffen HÄTTE gut und ein nettes taktisches Element sein können, wenn die Psychic Shockwave die Klinge nicht in 9,8 von 10 Fällen ganz hartholzig geharnischt wegger0XX0rt hätte.

Aber zumindest war das Spiel gut genug, um mich als Popcornspiel für zwischendurch zu unterhalten und selige Nostalgie nach dem ersten Teil atmen zu lassen.
Inzwischen sind übrigens beide Teile für die Virtual Console aufbereitet worden, und ich kann jedem, der Action-Adventures und Spiele der alten Schule mag und eine Wii sein eigen nennt, nur wärmstens empfehlen, ST1 runterzuladen und zu daddeln bis das Joypad raucht.
Wer dann wirklich begeistert war oder wer sonst kein Action-Adventure mehr hat, dass er noch anspielen will, kann sich ja dann noch ST2 dazu holen, das ingesamt deutlich schwächer, aber definitiv kein schlechtes Spiel ist.


Nein, mein Rant liegt nicht bei der Qualität des Spieles selbst. Mein Grund zur Aufregung liegt einerseits bei Nintendos Marketingabteilung, andererseits beim Storyende von ST2, das es geschafft hat, mir ein annehmbares Spiel am Ende doch noch zu vergällen.
Zum einen hätte Nintendo klar sein müssen, dass StarTropics alleine schon durch seine zeitliche Positionierung scheitern musste. 1992 war schon absehbar dass das NES den Löffel abgeben und an das SNES weiterreichen würde, und das in Vorbereitung befindliche "Zelda: A Link to the Past" ließ sicher damals schon viele Fans des Genres ihre 8but-Konsolen 8bit-Konolen sein und zur nächsten Generation abwandern.
Zum anderen ist es NATÜRLICH kommerzieller Harakiri, 1994 noch ein Spiel für das NES rauszubringen. Warum musste ST2 noch dafür gemacht werden? Warum nicht gleich für den 16bitter, wo ST vielleicht eine Chance gehabt hätte, gekauft, geliebt und fortgeführt zu werden?

Aber bescheuerte Ideen des Marketing gibt es allerortens, auch in Japan und auch in den klügsten Firmen, und so auch beim spielkartenproduzierenden Schicksalsladen.
Übel wird es aber, wenn Storyschreiberlinge die Katastrophe nicht heraufdräuen sehen und so ein Ende produzieren, dass bei einer fortgeführten Serie "Sequel! Sequel! Sequel!" schreien würde, als finales Ende einer Spielereihe aber nichts als Dissonanz und "WTF?" im Herzen eines Fanboys wie mir zurücklässt.
Im ersten Teil übersteht Mike Jones immer wildere Abenteurer, die in einem Kampf mit dem außerirdischen Invasoren Zoda münden, und birgt unter Einsatz seines Lebens drei Metallwürfel vom sich selbst zerstörenden Invasorenschiff. Diese erweisen sich im Abspann als Fluchtkapseln der letzten Überlebenden von Argonia, mit denen sie vor 20 Jahren von ihrem Vater Hirocon kurz vor Zodas Zerstörung ihres Heimatplaneten weggeschickt wurden und wo sie heute noch dematerialisiert festsitzen würden -oder mit dem Schiff zerstört worden wären - wenn Mike nicht gewesen wäre. Sprecherin der Gruppe ist Mica, das lilahaarige heiße Elfenalienprinzessinchick.

Im zweiten Teil landet Mike durch das Vorlesen der Worte aus dem falschen Grimoire auf einer wilden Reise für Raum und Zeit, wo er in Micas Auftrag erneut Leib und Leben riskiert, dieses Mal um Artefakte ihres Volkes zu sammeln und vor Zoda zu schützen, dessen Klone zurückgekehrt sind und ebenfalls einen auf McFly machen, um ein bißchen Ret-Conning mit der Realität zu betreiben.
Natürlich deutet sich romantische Annäherung an, und natürlich taucht der letzte und mächtigste der überlebenden 10 kleinen Negerlein drei Zodaklone im letzten Kapitel in der Südsee des Jahres 1990 auf, um Mica zu entführen und die Artefakte aus Mike zu pressen, und natürlich kann die Alienelfenprinzessin noch ein letztes telepathisches "Er kommt! Zu Hülfe, weißer Ritter auf dem weißen Ross!"-SOS rausschicken. Konvenienterweise liegt da auch die letzte Zeitreisestation, und so kommt es zum Showdown, in dessen Anschluss sich die Artefakte als Fluchtkapsel von Micas Vater Hirocon erweisen.


Wie bedankt sich nun Mica-Damsel dafür, dass Mike-Held nicht nur sein Leben riskiert hat um sie zu retten und aus der Fluchtkapsel zu holen, sondern auch später noch, um zu verhindern dass Zoda-BBEG doch noch obsiegt und ihr Exil ebenfalls zerstört, sowie um ihren Vater zu befreien?

Springt sie ihm auf den Schoß, zerreisst sich das Kleid und schreit "Ich will ein Kind von dir!!!"?
Fleht sie um den Ring und sucht eiligst weißes Kleid und Schleier?
Wirft sie sich auf den Helden, um ihn wie ein Braunbär mit Bandwurm zu umklammern und mit Schmatzern zu übersäen?
Oder erlaubt ihr der Nintendo-Code wenigstens einen Striptease, bei dem sie beinahe ihren Hut abnimmt und ihr Ausschnitt "zufällig" so verrutscht, dass man die obere Hälfte des Halsansatzes sieht?

Seht selbst zwischen 1:09 und 3:22, was der Storyschreiberling als logische Reaktion sowie als potentielles würdiges Ende für eine ganze Spielereihe empfand:

[ame=http://www.youtube.com/watch?v=K58upODiJok]StarTropics 2 Ending[/ame]

"Ei, Vadder, dich gibt's ja äuch nöch! Ünser Planet ist nöch da, möinscht?
Nü, Maik, dann müss isch öch ma wieder öif nach Argönia, nü? Bai-bai!" *beam, puff - weg!*

Sieht so ein würdiges Ende aus? Mann, Mann, Mann, ich war selten so deprimiert und stinksauer nach dem Durchzocken eines Spiels wie nach diesem HIRNVERBRANNTEN, IDIOTISCHEN, KEIN STÜCK weit NACHVOLLZIEHBAREM und DURCH und DURCH FALSCHEM Ende!

So, das Auskotzen hat gut getan... Jetzt gehe ich von einer besseren Welt träumen, in dem Nintendo ein StarTropics III rausgebracht hat, dass das ganze zu einem vernünftigen Abschluss führt.
Oder wenigstens von einer Welt, in der ein sich in Grund und Boden schämender Nintendo-CEO singende Boten aussendet, die auf einem roten Samtkissen ein erratiertes Modul ausliefern, dessen Ende so aussieht, wie es (AUSNAHMSWEISE!) auf YouTube jemand RICHTIG erkannt hat:
I always hated how Mica just up and left just like that. I remember yelling at the TV, "Nooooo!! Take me with you! We can make little half-Argonians!"
Yeah, it's just as wishingstar22 said... the planet was supposedly destroyed in the first ST. They could have stayed there and started a new life on the island just as they said they were going to do in the first game.

And then Mike and Mica could have... well... what you said. ;)
 
AW: Aloha 'Oe, StarTropics

Die Spielereihe, eines der beiden Spiele, oder mein Ausbruch von einem Spielvergleichsanboytumsbegeisterungsstoryentscheidungsrant?
 
AW: Aloha 'Oe, StarTropics

Zu den Spielen kann ich nix sagen. :D
Wenn Sie ein Wii oder ein NES (oder ein nicht zu nennendes PC-basierendes Substitut für letzteres) ihr eigen nennen, dann haben Sie dem dringend abzu'elfen, Monsieur.
StarTropics1 liegt für mich auf einer Höhe mit Super Mario Bros 1, Street Fighter (irgendeine Version) oder Master of Orion 1, nämlich als Spiel, das man als Liebhaber des Mediums gesehen haben MUSS.
 
AW: Aloha 'Oe, StarTropics

Ich hab leider nicht mehr die Geduld mich durch Retrogames zu arbeiten. Dafür sind sie mir technisch schon zu antik. Spiele die ich damals selbst gespielt habe sind da freilich was anderes. Aber auch denen bringe ich leider nur geringe Geduld entgegen.

Aber Rants lese ich immer sehr gern. :D
 
AW: Aloha 'Oe, StarTropics

Ich glaube, ich nässe gleich mein Höschen ein: StarTropicsHQ.com :: ST3 Info
Nicht nur dass jemand an einem Sequel baut (das gab es schon oft im ST-Fandom, und es ist immer gescheitert), nein, es wird gleich eine ganze Engine samt techdummyfreundlichem Editor für eigene Spiele und Dungeons mit dem StarTropics-Gameplay, und es ist schon verdammt fortgeschritten :) Man kann tatsächlich bereits eigene Dungeons bauen und bespielen, und der Großteil des originalen Contents aus ST1 steckt schon drin.

Wir Retrogamer brauchen keine stinkenden und seelenlosen Großkonzerne - wir greifen zum DIY, frisch aus der Hinterhofgarage von Fanboys für Fanboys! Oldschool ROCKT, nicht nur im Rollenspiel!
 
AW: Aloha 'Oe, StarTropics

Die Modszene braucht auch keine Großkonzerne... ;)

Ich erinnere mich noch an ST, aber leider nur aus dem Nintendomagazin von nem Kumpel.
Sowas gibt's heute allerdings in der Tat kaum noch.

Andererseits... Gibt es heute so viele großartige neue absolut rockende Spiele, dass ich dem keine Träne hinterherweine.
Auch wenn's cool ist.
 
AW: Aloha 'Oe, StarTropics

Nein, nein, du siehst das falsch rum: Es gab damals so verdammt geile, rockende und innovative Spiele(-genres), dass man sich auf die Zunge beißen muss, dass man sie aussterben lässt, noch dazu wenn es so grob fahrlässig wie im Fall von Startropics geschieht und das Ende dann auch noch durch und durch vermurkst wird.

Hätte Nintendo of America's durch und durch westliche Antwort auf das japanische Zelda und FF überlebt und Einfluss genommen, dann würden Konsolen-RPGs heute sicher nicht so eintönig aussehen.
Ich werde wohl doch mal rezensieren müssen, mit Videospielrezensionen sieht es bei uns eh dünn aus...
 
AW: Aloha 'Oe, StarTropics

Konsolen RPGs sehen aus diversen Gründen relativ gleichförmig aus...
Allerdings war das damals schon ähnlich.
Nur gab es da noch stärkere "Leuchtturmtitel" als heute.

Nicht umsonst stellte Eurogamer kürzlich fest, dass Chrono Trigger für den DS das beste Konsolen/JRPG derzeit ist. Und das ist eigentlich ein 14 Jahre altes Spiel neu aufgelegt...
Aber das macht eigentlich nichts. Das beste Spiel der letzten Zeit war Fallout 3. Was mit eins der besten RPGs aller Zeiten ist. Von daher...
 
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