Rezension Traveller: Roboter [T-Rezi]

Taysal

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Traveller: Roboter


Traveller Quellenbuch [T-Rezi]


Mit „Traveller: Roboter“ präsentiert der Verlag 13Mann das erste deutsche Traveller-Produkt seines Hauses und nimmt sich eines stiefmütterlich behandelten Themas an, dass in „Traveller“ bisher keinen glaubhaften Bezug zur Gegenwart und denkbaren Zukunft hat. „Traveller“ hat immerhin schon einige Jahre auf dem Buckel und als die Regeln geschrieben wurden, da hatten die Menschen andere Vorstellungen von den Möglichkeiten der Zukunft. Viele dieser Vorstellungen sind heute Lächerlich oder gar Realität. Rouven Weinbach und Tobias Freund haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, das Thema in die Gegenwart zu holen und eine Zukunft zu beschreiben, die auf heutigen Erkenntnissen und Vorstellungen basiert.

Das Buch ist – wie üblich – ein stabiles Hardcover und weist ein gelungenes Coverbild auf, das voller Kraft und Dynamik steckt. Einfach stark und eines Posters würdig. Das Buch selbst wirkt mit seinen beinahe einhundertdreißig Seiten recht dünn, was unter anderem auch an dem verwendeten dünnen Papier liegt. Das Papier ist auch größter Kritikpunkt des Buchs, denn es neigt zum knicken, ist wellig, stellenweise sind die Schnittkanten der Seiten miteinander leicht verpresst und müssen gelöst werden, was zugegeben kein großes Problem darstellt. Die erste Seite wurde auch recht großzügig verklebt und kommt mit der Klebekante dem Text recht nahe. Um sich eine Stelle im Buch zu markieren, gibt es ein schwarzes Lesebändchen. Das ist allerdings etwas knapp bemessen und stößt in der Diagonale gerade mal an Blattecke. Zum schnellen Wegziehen also etwas ungeeignet.

Obwohl optisch recht dünn, werden inhaltlich dreizehn Kapitel und ein Anhang geboten. Nach einer kurzen Einführung, die knapp erklärt worum es in dem Buch geht, folgt auch schon ein Kapitel mit Allgemeinem über Roboter. Damit ist vor allem der Stellenwert von Robotern, Künstlichen Intelligenzen, Nanotechnologie und Anpassungen im Dritten Imperium gemeint. Wer kein „Traveller“ im klassischen Sinne spielt, der kann dieses Kapitel getrost überspringen. Alle anderen finden – säuberlich gegliedert – einen guten Überblick zu den Meinungen der einzelnen Fraktionen. Somit wird ein Spiel im Dritten Imperium um einiges glaubhafter.

Im dritten Kapitel beschäftigen sich Rouven Weinbach und Tobias Freund mit drei neue Karrieren. Das wären der Robotiker, der Cyberdoc und der Programmierer. Die Laufbahnen wirken durchdacht, nachvollziehbar und stimmig. Zudem werden zwei neue Spezialisierung für die Fertigkeit „Ingenieur“ aufgeführt und gibt es auch neue Abfindungen.

Zur bessere Übersicht folgt der Ablaufplan für Computerbau und Roboterkonstruktion. Der ist auch dringend nötig, um den Überblick zu behalten. Immerhin gibt es hier, je nach Art, bis zu dreiundzwanzig Schritte zu beachten – zusätzlich einiger Optionen – bis das gute Stück fertig ist. Das ist zwar einiges an Regelwerk, kann aber auch Spaß machen. Wem die Konstruktion zu mathematisch und zu trocken erscheint (schlussendlich ist sie das auch), der kann sich einfach ein paar Rosinen aus dem Kuchen herauspicken oder die im Buch fertig enthaltenen Konstruktionen nutzen.

Eine des größeren Kapitel ist den Computern vorbehalten. Die Autoren haben sich bemüht den klassischen Regeln und Vorbildern zu folgen, aber dennoch Neuzeitliche Entwicklungen und Ansichten einfließen zu lassen. Herausgekommen sind aktuelle, zum System passende und dennoch für die Gegenwart glaubhafte Regeln. Dabei werden auch digitale Persönlichkeiten und Künstliche Intelligenzen beachtet.

Neben dem Bau von Computern, ist auch die Konstruktion von Robotern ein Kernpunkt des Quellenbuchs. Und diese ist sehr gelungen. Mit ein wenig Arbeit können alle denkbaren Modelle erschaffen werden, die in sich logisch sind und perfekt zum Spiel passen. In Verbindung mit dem Computerbau eröffnet sich der Spielerschaft ein ganzes Universum an neuen Möglichkeiten. Da der Größe an sich keine Grenze gesetzt ist, wäre unter anderem eine Computer-Roboter-Raumschiff-Konstellation denkbar, wie sie aus der Serie „Gene Roddenberry's Andromeda“ bekannt ist. Dort gibt es ein gewaltiges Raumschiff, das seine künstliche Intelligenz auf dem Monitor und als Hologramm projiziert und gleichzeitig auch unabhängig in einem Avatar mitschickt, also einem Roboter.

Nun folgen fast dreißig Seiten mit Beispielrobotern. Diese reichen von einfachen Hilfsrobotern, über schwebende Autodocs und terminatorartige Attentätermodelle, bis hin zu Erkundungsdrohnen, gigantischen Minenrobotern oder auch einem Kartengeberroboter. Die Sammlung ist schön groß und es sollte für jeden etwas dabei sein.

Nanoroboter sind ebenfalls ein Thema im Buch. Deswegen finden sich auch für die kleinsten der Roboter Konstruktionsregeln und Spielregeln. Spannend ist dabei übrigens, dass Nanoroboter auch Schwärme bilden oder sich selbst verbessern können.

Auch die Cyborgs finden in „Traveller: Roboter“ ihre Platz. Rouven Weinbach und Tobias Freund beschäftigen sich eingehend mit dem Thema, achten neben den Konstruktionsregeln auch auf Komplikationen und Alterungsentscheidungen. Letzteres spielt in „Traveller“ ja eine bedeutende Rolle, da Karrieren, Reisezeiten, Pausen und andere Zeitfresser von Bedeutung sein können.

Für viele Leser wird das Kapitel „Kybernetische und biologische Anpassungen“ nützlich sein, da die hier aufgeführten Regeln und Techniken auch dem normalen Charakter zur Verfügung stehen. Anpassungen der Haut, Kommunikations-, Kopf- oder Torsoimplantate – das Thema wird eingehend behandelt und bietet sehr viele neue Möglichkeiten.

Möchte ein Charakter im Spiel einen Roboter oder Computer entwerfen, finden sich im nächsten Kapitel entsprechende Hilfestellungen. Diese reichen vom Konzept, über die Kosten bis hin zu Designschwachstellen. Natürlich klingt das alles nach staubiger Theorie, ist aber nach dem Einlesen leicht umsetzbar und macht auch Spaß. Zudem wissen die Autoren flüssig und verständlich zu schreiben, was „Traveller: Roboter“ zugute kommt. So entspricht der Aufbau des Buchs zwar weitgehend den übersetzten Regelwerken, ist aber dennoch aufgeräumter und besser sortiert.

Den Abschluss des Buchs bildet ein Artikel über Roboter als Charakter (eine spannende Idee) und eine kleine Auswahl an interessanten NSC, die mit Robotern in Verbindung stehen. Letztere bieten hervorragende Aufhänger für eigene Abenteuer oder um den Spielhintergrund zu bereichern. Jeder NSC ist illustriert, wobei das Bild von Nora Regnis einfach heiß aussieht.

Der Anhang enthält alle wichtigen Tabellen des Buchs. Dadurch wird die Konstruktion vereinfacht. Leider werden keine Seitenzahlen als Verweis angeführt, um Details schnell nachschlagen zu können. Allgemein fehlt es an einem Index, was das Suchen nach einer bestimmten Regel oder Textstelle erschweren kann.

Das Layout ist in schlichtem weiß gehalten, was für eine klare und aufgeräumte Präsentation sorgt. Es gibt viele Illustrationen, die allesamt in Graustufen vorliegen. Die Qualität der Bilder reicht von mittelmäßig bis gut, ist aber auf jeden Fall ordentlich umgesetzt. Einige Bilder sind eindeutig Glanzlichter und Stimmungsmacher. So gibt es auch Nippel-Illustrationen (Seite 33).

„Traveller: Roboter“ ist ein klasse Buch, dass einen wichtigen Themenbereich abdeckt und zeigt, dass der deutsche Verlag und seine Autoren es einfach draufhaben. Hoffentlich kommt bald ein weiteres deutschsprachiges Traveller-Buch auf den Markt, denn dieses Potenzial sollte genutzt werden.

Copyright © 2010 by Günther Lietz

Rouven Weinbach, Tobias Freund
Traveller: Roboter
Traveller Quellenbuch


Hardcover, 13Mann (2010)
128 Seiten, ISBN 978-3-941420-35-9
Illustrationen: Andreas Schroth
Lektorat: Sascha Lellmann
Satz und Layout: Sebastian Witzmann
Lesebändchen

13Mann Verlags- und Gro

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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