Sohn des Südens

Der Narr
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14. August 2009
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Hallo!

Ich habe jüngst angefangen, The Savage World of Solomon Kane zu leiten und mich 1:1 an die Vorgaben des Buches gehalten (SC haben irgendwann SK getroffen, hatten dann irgendwann Träume die sie nach Torkertown gebracht haben) und bin jetzt gerade im zweiten Abenteuer (Uffington Dragon).

Es fällt mir noch schwer, so richtig die Solomon-Kane-Stimmung für mich aufzunehmen und im Spiel zu vermitteln. Meine eigene Perspektive droht zu sehr ins Historische zu gleiten. Die Verfilmung von vor ein paar Jahren kommt mir dagegen fast wie eine "normale" Sword-and-Sorcery-Welt mit englischem Anstrich (Namen, Pilger) vor. Ich habe nur eine Geschichte von Howard gelesen, aber zumindest noch einen Comic gelesen, der war halt eher... düster, böse, auch langsam und mir sind da gerade auch die Dialoge und Begegnungen mit den Bösen, bevor man mehr über sie wusste, in Erinnerung geblieben.

Die Solomon-Kane-Abenteuer aus dem Buch erscheinen mir dagegen eher ziemlich platt zu sein. Motivationen der Gegner werden kaum erläutert. Es wird auch kaum Gelegenheit gegeben, sich mit den Gegenspielern auseinanderzusetzen, bevor ihre böse Natur enttarnt wird. Manchmal hat es für mich etwas von Monster/Satanist of the Week. Anstatt interessante Dialoge zu führen und das Böse zu ergründen wird irgendwie fast nur gekämpft und das Böse beschränkt sich auf ... äh ... unterstes B-Movie-Niveau? Ich habe aber auch noch nicht alle Abenteuer gelesen, nur die für die Alte Welt. Vielleicht ändert es sich ja auf den anderen Kontinenten. Auch die Abenteuer in Savage Foes schienen mir interessanter zu sein als alles, was ich im Regelwerk gesehen habe, naja. Das nur als Randbemerkung, soll nicht als Kritik verstanden werden, sondern eher als Erklärung meiner Unsicherheit bezüglich der Solomon-Kane-Grundstimmung.

Die Reaktion meiner Spieler auf die Traumsequenz mit N'Longa die sie in die Sammel-Quest einführt war auch erstmal, nach London zu reisen und sich dort nach Logen umzuhören, die ihnen vielleicht wertvolle Informationen liefern können (also Freimaurer, Rosenkreuzer und so was). Das scheint mir auch viel klüger zu sein als ziellos durch das Land zu wandern. Mein Vorschlag wäre sonst gewesen, dass ich wie bei manchen Computer-Adventures einfach 5 Orte vorgebe die abgeklappert werden können, bei jedem der Orte ist ein Abenteuer und einer der Orte hat halt das PPK-Abenteuer... Die Orte natürlich immer mit einer kurzen Vorstellung oder einer Art zugehörigem Gerücht, so dass es einen Grund gibt, den Ort zu besuchen. (Z.B. "In Venedig herrscht die Pest und es heißt, der TOD PERSÖNLICH wandelt über die Straßen.")

Aber halt jetzt London... ich habe keine Ahnung, wie ich das darstellen soll: Eher historisch wie man es vielleicht wie im deutschen Cthulhu machen würde, wenn es Spätrenaissance/Frühbarock abdecken würde... Oder mehr wie in Pulp-Storys, ich muss da mehr an diese ganzen Düster-Filme denken die in Städten spielen, in denen ständig Nacht zu sein scheint... Sin City, From Hell usw. ... Oder eher so wie in einem Roman von Charles Dickens nur ein bisschen früher ;).

Ich spiele inzwischen sogar mit dem Gedanken, in London einfach mit einer in diese Zeit versetzten Cthulhu-Kampagne anzufangen, um etwas mehr Dichte und Gehalt im Spiel zu haben... Und ob man Vampire, Blutnebel und Blutbeuteln in den Arsch tritt oder Tiefen Wesen und Byakhees...
 
Es hilft WIRKLICH sich mal eine Gesamtausgabe der Original-Geschichten von Robert E. Howard durchzulesen. (Der Film hieß zwar "Solomon Kane", aber da war WENIGER Solomon Kane drin als im überkandidelten "Van Helsing"-Film etwas von der literarischen Figur des van Helsing enthalsten war. Der Solomon-Kane-Film ist alles, aber KEIN Sword&Sorcery und überhaupt KEINE Umsetzung der Figur und der Stimmung von Solomon Kane.)

Wichtig: Solomon Kane ist NICHT "historisch akkurat", sondern lebt von einer "schwebenden zeitlichen" (und oft auch räumlichen) Verortung.

Die STIMMUNG ist hier wichtiger als jegliche historische Faktenlage. Das fängt auch die Präsentation im Solomon-Kane-Rollenspiel recht gut ein.
 
Denk daran, dass dies Pulp-Fantasy ist. Da wird nicht hinterfragt. Der Held ist heldenhaft, wenn auch mürrisch, die Gegner immer böse und es gibt immer genügend Jungfrauen zum retten.

London des späten 16ten - frühen 17ten hat etwa 200000 Einwohner, ist ein dreckiger versiffter Ort und es gibt (glaubensbedingte) Kabbeleien an jedem Ende. Da kannst du dich ruhig am historischen Original orientieren, wenn du die historische Genauigkeit aus dem Fenster kippen kannst. Nenn ein paar bekannte Personen und Orte in dieser Zeit und das reicht schon. Wie Zornhau schon erwähnt, ist hier die Story das Wichtigste...

Übrigens sind alle Helden Howards nach dem gleichen Muster gestrickt, damit er ohne viele Änderungen eine Story verkaufen konnte, wenn sich die Nachfrage geändert hatte. Darum ähneln viele Stories von Bran Mak Morn, Conan, Solomon Kane, Kull etc einander.
 
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