Savage Hardwired

Skyrock

t. Sgeyerog :DDDDD
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Nachdem mich die Investigations-Regeln von Streets of Bedlam dazu gebracht haben, meine alten Aufzeichnungen rauszukramen und in vernünftige Form zu bringen, stelle ich mal meinen aktuellen Arbeitsstand zur Hardwired-Conversion vor.
(Sprache der Conversion ist englisch, da das Sourcebook eh nur auf englisch vorliegt und der zugehörige Roman auf deutsch nur noch antiquarisch zu bekommen ist.)

Kurzvorstellung von Hardwired:
Hardwired war ein Cyberpunkroman von Walter Jon Williams, der später in Form eines Sourcebooks als Alternativsetting für CP2020 erschlossen wurde.

Cyberpunk anno 2151, nachdem die Konzerne den dritten Weltkrieg gewonnen haben.
Die Erde war dank Treibhauseffekt und dem gestiegenen Meeresspiegel eh schon im Eimer, und dann haben die Konzerne den Erdregierungen noch mit orbitalen und lunaren Massebeschleunigern den Garaus gemacht. Von orbitalen Biosphären aus diktieren die Konzerne ihre Strohmänner, verkaufen ihre Solarenergie und die Produkte ihrer Nanofabriken und saugen den verbleibenden Reichtum der Erde aus.

Die USA und die USSR sind jeweils in Dutzende spinnefeinde Kleinstaaten zerfallen. Während die Sprawls klassisch Blade Runner/Neuromancer sind, sieht es auf dem flachen Land und zu Wasser aus wie bei Mad Max und Waterworld.

Eine der wenigen Boomindustrien ist der Schwarzmarkt. Im Auftrag von Thirdmen brechen tollkühne Männer in fliegenden Raumjägern bzw. tieffliegenden Hoverpanzern die Schlagbäume und bringen die "Post" dahin, wo der größte Reibach zu machen ist.
Daneben gibt es noch die ganzen klassischen Cyberpunkmöglichkeiten wie Mietverbrecher, Auftragskiller, Nomadenclans, Piratencrews, Max-Headroom-Medienteams, und und und.

Warum das ganze für Savage Worlds aufziehen?
Hardwired ist deutlich actionreicher und mehr in-your-face als der typische Cyberpunk. Wie WJW selbst in seinem CP2020-Sourcebook schreibt,
Combat In Hardwired happens in micro-seconds, and is, to some extent, not as nitpickingly realistic as FNFF. [The combat is] streamlined, high speed, MTV-level
Ich liebe das alte Interlock-System von CP2020 immer noch heiß und innig, aber bei Hardwired kommt es mit seiner Grittiness, seinen Details und seiner Buchhaltung ins Stottern und streckt alle vier Pfoten spätestens dann von sich, wenn eine Kompanie Söldner ein Strandhaus mit zwei Dutzend Verteidigern angreift (typische Szene in der mitgelieferten HW-Kampagne), oder wenn 3 Panzer sich eine Verfolgungsjagd mit einem Coleopter, einem Kampfhubschrauber, 5 Rotordrohnen und 12 Streifenwagen liefern.

Was im Moment noch fehlt:
Netrunning.

Hier bin ich im Moment noch unschlüssig.

Das originale System in Hardwired war die beste Umsetzung von Hacking, die ich bisher im Rollenspielbereich gesehen hatte, und bietet Möglichkeiten sich sowohl durch die Probleme durchzuwürfeln, als auch durch Spielerleistung und Nachdenken die Systeme rein durch Kombination, Intuition und detektivischem Gespür zu knacken. - Allerdings hat es einiges mehr an Details und Feinkörnigkeit, als SW gut tun kann. Daneben würde ich gerne etwas mehr Hilfestellung zum Aufbau von Netrunning-Hacks geben (durch Kartenziehen bestimmte Sicherheitslücken etc.), als das Hardwired-Sourcebook es auf seinem knappen Raum konnte.

Das Investigations-System in Streets of Bedlam weist einige Parallelen zu Hardwired-Hacking auf (insbesondere die Möglichkeit, sowohl durch Würfel als auch durch Spielerdenken zum Ziel zu kommen), aber irgendwie klickt es bei mir noch nicht richtig, die Mechanismen von Detektivarbeit zu Hacking zu transferieren und dabei die für das Spielgefühl wichtigen Elemente von Hardwired zu behalten.

Hier muss ich einfach noch etwas nachdenken.

Sobald Netrunning gemacht ist, sollte das ganze vollständig spielbar sein.
 

Anhänge

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F**k... das erscheint mir aber nahezu haargenau das Cyberfuture-Setting zu sein, was ich schon gesucht habe. Ich kenn mich nun mit den Cyberpunkregeln Null aus, so daß ich wenig dazu sagen kann, wie sich z.B. Netrunning anfühlen sollte, aber den Rest kuck ich mir gern mal an, mein Interesse ist mehr als geweckt. :)

Schade daß es nahezu utopisch erscheint, eine deutsche Ausgabe des Romans in die Finger zu bekommen (hab halt einige Spieler in meinen Runden, die überhaupt nicht auf englischsprachige Texte/Regelwerke abfahren), bedeutet im Zweifelfall einiges an Mehrarbeit für meine Vorbereitung.


Edith: Okay, das kommt dabei raus, wenn man nicht aufmerksam genug nachliest. Die deutsche Ausgabe des Romans heißt "Hardware" und scheint durchaus einigermaßen preiswert erhältlich zu sein...
 
Ja, die deutsche Übersetzung des Romans ist "Hardware", ist aber schon lange OOP. Für 2nd-Hand-Exemplare und deren Kurs die üblichen Quellen wie Amazon, Ebay, Abebooks etc. bemühen.

Das Quellenbuch ist aber nur auf englisch verfügbar, und wird es noch lange bleiben da die deutsche CP2020-Lizenz bei Games-In liegt.

Die Conversion selbst belasse ich auf englisch, da a.) das Originalmaterial nur auf englisch verfügbar ist (einschließlich der Cyberwareregeln von DTOTSprawl), der Mehrwert durch eine deutsche Fassung also sehr überschaubar ist und b.) ich keinen Bock habe, zwei Versionen parallel zu pflegen.


Was Netrunning in Hardwired angeht, so steht Wargames Pate:
http://www.ovguide.com/video/wargames-hacking-the-school-ed7ca39ce100891b0e11e88b2e988567#

Netrunner klinken nicht direkt ihr Hirn ins Netz ein und benutzen keine Angriffsprogramme, um ICE zu zerfetzen. Stattdessen hacken sie Kommandozeilen in Keyboards, lesen den Bildschirm-Output und versuchen, mit Accounts und Passwörtern die nötigen Privilegien für das System zu erhalten.

Hardwired sieht hier vor, dass der SL ein Computersystem in Form eines Detektivszenarios entwirft, mit ganz konkreten Passwörtern und Hinweisen und Wegen, um diese auszuspähen. Der Spieler kann hier abstrakte Würfe auf System Knowledge machen, um sich mit Würfelglück den Zugriff zu verschaffen. Oder er kann sich die Lösung erspielen, indem er sich ganz konkret mit dem Szenario auseinandersetzt um Mails zu durchforsten, Workstations auf Post-It-Aufkleber zu untersuchen und anderweitig Hinweise zu sammeln und zu verfolgen. Oder er kann auch Social Engineering zu betreiben, etwa so, oder so wie sich der CCC in den 80ern Zugang zum Teleboxdienst der Bundespost verschafft hat:
Die Deutsche Bundespost praesentierte auf der Hannover-Messe ihren neuen Telebox-Dienst. Da der deutsche Rechner (geplant sind nur 58 Ports) noch nicht voll einsatzbereit war, wurde das Systzem in den Staaten bei ITT Dialcom (NUA 0311030100243 dann: ID DBP0xx) demonstriert. Das Passwort wurde schon fast verschenkt. DBP008, die ID (persoenliche Kennung) von Herrn Christian Jonas wurde von mehreren Hackern ausgekundschaftet. Herr Jonas wollte uns und sich die Arbeit nicht zu schwer machen und verwendete seinen Nachnamen auch als Passwort.
[...]
Als erstes wurden dann die Passwoerter geaendert. Die DBP liess sich das Herumstoebern ganze vier Wochen lang gefallen. Dann wurde es ihr zu bunt und der Zugriff wurde gesperrt. Man wollte den Hackern wohl einen Gefallen tun und sie ein bisschen spielen lassen. Dafuer herzlichen Dank. Aber was ein richtiger Hacker ist, der kommt immer wieder an den Tatort zurueck. Und er kam. mit >social engineering<. Da in dem Dialcom System ein genaues Verzeichnis aller Teilnehmer und ihrer Telefonnummern ist (schon alles auf Floppy!), konnte gezielt vorgegangen werden. Dazu erfanden wir einen Wartungsmenschen fürs SEL-System: Herrn Dau. SEL heißt Standard Elektrik Lorenz; die und Siemens schieben sich gegenseitig die Postaufträge zu.

Eines schönen Tages klingelte beim FTZ Darmstadt das Telefon. >Guten Tag, mein Name ist Dau von SEL, wir haben hier ein Problem mit dem Password Overlay. (Der freundliche Postler wurde darüber informiert, daß die halbe Passwortdatei, unter anderm auch das zu DBP003, >weg< sei. Auf die Frage, welches Pass wort er denn nun gerne neu hätte, antwortetete er: >YYYY<. >Wird erledigt!< antwortete der Anrufer und schob eine kleine Frage nach: >Und wie lautete Ihr altes?< >STEFAN< kam es postwendend. Mit Mühe bewahrte der Anrufer die Fassung, bedankte und verabschiedete sich, um 5 Minuten ununterbrochen zu lachen. Anschließend gingen wir mit seinem alten Paßwort >Stefan< ins System und änderten es auf >YYYY(. Da >YYYY< nur ein vorübergehendes Passwort war, das ja immerhin dem >SEL-Techniker< bekannt war, änderte das FTZ das vier Tage später. Es ersetzte das neue durch das alte (Stefan, Sohn des Operators ). Das war eine sehr intelligente Tat, somit stand uns das System für weitere Wochen zur Verfügung.

Und dann kann man noch beide Wege kombinieren, indem man sich konkret umschaut, Hinweise sammelt und dann einen deutlich einfacheren Intuitions-Wurf macht, um das richtige Passwort zu erraten.

Das Ergebnis ist spielbar, intuitiv für jeden Spieler verständlich und näher dran an "echtem" Hacking als die VR-Minigames in den meisten anderen Cyberpunkrollenspielen.


Was mir hier vorschwebt, ist, diesen detektivischen Ansatz ans Hacking zu nehmen und mit den schon bestehenden Investigationsregeln in SoB zu verbandeln.
 
Hardware: Supercooler Roman, super Setting!
Lesen lohnt in jedem Fall.

Hardwired: Vielleicht hätte ich mir die Hacking-Regeln doch mal durchlesen sollen...

Klingt nach nem tollen Projekt, auch wenn ich kein ausgesprochener Fan vom "Savagen" bin.
Aber das Setting hat ne Umsetzung mehr als verdient.
 
Erst mal: Respekt. Coole Sache.

Dann ein paar Anmerkungen:
- Body Transfer: 5 Skillpoints für eine minor hindrance ist zu viel. Schon klar, man muss "noble" sein, dennoch!
- Personalized Craft: eher eine Professional denn eine Combat Edge, oder?
- Cyberware und Wilddie: ich hatte eine ähnliche Einstellung, aber inzwischen denke ich, da sollte man vorsichtig sein. Du bekommst Superhelden. Klar, das ist Cyberpunk. Allerdings wertest du Edges ab, und zwar nicht zu knapp. Denk noch mal drüber nach.
- Cyberpsychose habe ich ähnlich gemacht. Allerdings ohne Zufallselement. Ein zusätzlicher Slot für eine minor Phobia oder Delusion, zwei für Mayor. Je mehr Cyber du dir reindrehtst, desto mehr Psychosen...

Sieht gut aus, hat Stil, fängt die Atmosphäre ein. Ein paar Aspekte sehe ich anders, die sind aber reine Geschmackssache. Cool!

Hochachtungsvoll,
Ollie
 
Im Moment bin ich noch beim Netrunning und sammele Sicherheitslücken für die Zufallstabelle. Das Chaos-Computer-Buch und die HaBis habe ich schon durch; als nächstes arbeite ich die Büher von Kevin Mitnick durch.

- Body Transfer: 5 Skillpoints für eine minor hindrance ist zu viel. Schon klar, man muss "noble" sein, dennoch!
Diese 5 Skillpunkte sind analog zur Elderly-Hindrance gewählt.

Wenn jemand eines seiner raren und in diesem Fall wirklich fast nur zur Charaktererschaffung verfügbaren Background Edges für Smarts-Skills verblasen will, dann soll er mein Gast sein. Gerade für jemanden mit Noble und Rich gibt es Background Edges mit weitaus stärkeren Synergieeffekten, wie Filthy Rich (das den Geldbonus und das Einkommen nochmals kräftig steigert) oder Attractive (was den Charisma-Bonus weiter ausbaut). Body Transfer ist da ein Nebenzweig ohne solche Synergieeffekte.

- Personalized Craft: eher eine Professional denn eine Combat Edge, oder?
Ich habe beides in Erwägung gezogen, aber mich dann für Combat Edge entschieden, weil es a.) in erster Linie dem Fahrzeugkampf dient (s. Schiffskampfsedges wie Firepot Specialist in POTSM) und b.) keine Profession im Sinne eines Professional Edges darstellt.

- Cyberware und Wilddie: ich hatte eine ähnliche Einstellung, aber inzwischen denke ich, da sollte man vorsichtig sein. Du bekommst Superhelden. Klar, das ist Cyberpunk. Allerdings wertest du Edges ab, und zwar nicht zu knapp. Denk noch mal drüber nach.
Ich bin da unbesorgt.

Da nur der Wild Die und nicht der Skill selbst verbessert wird, entfällt die wichtigste Funktion von hohen Werten, nämlich das Freischalten von Edges. Shooting/Fighting d4 und Wild Die d10 erkaufen einem nicht den Weg zu Trademark Weapon, Florentine, etc. pp.
Alles was man davon hat sind leicht erhöhte Erfolgschancen und eine deutliche Reduktion der Gefahr eines kritischen Fehlschlags.

- Cyberpsychose habe ich ähnlich gemacht. Allerdings ohne Zufallselement. Ein zusätzlicher Slot für eine minor Phobia oder Delusion, zwei für Mayor. Je mehr Cyber du dir reindrehtst, desto mehr Psychosen...
Ich habe mich für Zufall entschieden, da Hardwired selbst eine Zufallstabelle bemüht und SW bereits Präzedenzfälle hat in Form von Ripperpsychose (Rippers) und Sanity (Horror Toolkit).
Gerade durch den Zufall wird das Überziehen gefährlich, da man sich nicht die Rosinen rauspicken kann, sondern man in Gefahr läuft sich wirklich krasse Nachteile einzufangen.
 
Ich muß gestehen, daß ich die Regelung bevorzuge, nach der Cyberware den Wild Die nicht über die Stufe der zugehörigen Eigenschaft erhöht. Werde aber mal bei Gelegenheit die weniger restriktive Variante ausprobieren. Möglicherweise mit Cyberware-Backlash bei ner 1 auf dem Fertigkeitswürfel... hm... gibt so viel, was man mal ausprobieren könnte / müsste / wollte... ;)
 
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