Löwenclub Kosten eines Rollenspiels

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Guest
Normalerweise verirre ich mich ja nicht hier her. Aber ich weiß, das einige Personen aus dem Verlagsbereich hier lesen.

Mich (und ich denke auch einige andere) würde mal interessieren, was an Kosten für die Produktion eines Rollenspielbuches anfallen. Um mit konkreten Werten zu arbeiten nehmen wir einfach mal ein Hardcover GRW mit 300 Seiten. Das Innenleben sollte doch zumindest hin und wieder bunt sein, ich denke, das schlägt sich auch im Preis nieder.

Nicht zu vergessen, Lagerhaltung, ISBN-Nr., Freiexemplare an die Landesbibliothek, Kosten für Künstler, druckfertiges PDF erstellen, etc.

Was erhoffe ich mir davon? Nun, zum einen einen hoffentlich interessanten Einblick in das Verlagsgeschehen, zum anderen, dass der ein oder andere evtl. mal dazu angeregt wird, weniger über die Preisgestaltung der deutschen RPG-Bücher zu schimpfen.


Ich schätze ja die Preissituation so ein, dass für ein oben beschriebenes GRW zum Ladenpreis von sagen wir mal 35 Euro mit Produktionskosten in Höhe von ca. 20-25 Euro zu rechnen sein wird. Was das für einen Verlag heißt, der auch noch Gehälter, Steuern, etc zu zahlen hat, bleibt jedem selbst zum Nachdenken offen.

Ich hoffe doch, dass sich der ein oder andere Mensch mit Ahnung bemüssigt fühlt hier ein wenig näher drauf einzugehen.

EDIT: Ich beziehe mich hierbei speziell auf deutsche Gegebenheiten. In den USA und sonstwo ist das sicherlich wieder anders, mich interessiert aber, wie es in BRD ausschaut.
 
AW: Kosten eines Rollenspiels

Ich schätze ja die Preissituation so ein, dass für ein oben beschriebenes GRW zum Ladenpreis von sagen wir mal 35 Euro mit Produktionskosten in Höhe von ca. 20-25 Euro zu rechnen sein wird.
Eher weniger als 17,50 Euro. Wahrscheinlicher bei ca. 12 - 13 Euro.

Für ca. den halben Ladenpreis bekommen das die Spieleläden im Einkauf. Daher wollen ja ALLE Verlage lieber, daß man ihre Produkte im verlagseigenen Shop bezieht, da dann der volle Kaufpreis eingefahren werden kann.
 
AW: Kosten eines Rollenspiels

Reine Druckkosten? Möglicherweise. Dazu kenne ich mich mit Druckereien und deren Preisen zu wenig aus. Aber ist da auch schon drauf, was die Lagerhaltung, die ISBN-Registrierung, der Versand, die Kosten für Künstler, usw. kosten? Oder kennst du dich da zufälligerweise aus und kannst das mal exemplarisch vorrechnen? Meinetwegen an einer vernünftigen Auflagenzahl für ein deutsches RPG-Produkt (was dürfte das sein? 1000, 2000? ).
Was den Rabatt angeht würde ich wohl eher 30-35% veranschlagen, mal entliehen aus dem Buchhandel. Mehr ist dort auch unüblich, solange man nicht gerade Unmengen an Büchern bei dem entsprechenden Verlag bestellt.
 
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Reine Druckkosten?
Nein, Gesamtherstellungskosten. Alles drin.

Oder kennst du dich da zufälligerweise aus und kannst das mal exemplarisch vorrechnen? Meinetwegen an einer vernünftigen Auflagenzahl für ein deutsches RPG-Produkt (was dürfte das sein? 1000, 2000? ).
Ich kenne mich nicht wirklich damit aus, sondern gebe nur wieder, was für US-amerikanische Rollenspielprodukte hier in diversen Foren - ich glaube auch im Pinnacle-Forum mal was entsprechendes gelesen zu haben - so vorgerechnet wurde. Links habe ich nicht parat. Suchen hilft.

Anlaß der ältesten mir bekannten Informationen war die Erhöhung des Anteils am Verkaufspreis, den die PDF-Shops nach Zusammenlegung zu One-Book-Shelf verlangt hatten. In der Folge wurden dann von vielen Verlagen nicht nur eigene Shops für ihre Druckerzeugnisse, sondern mit PDF-Shop-Add-On eröffnet.

Da wurde vorgerechnet, daß ein US-Spieleladen im Einkauf den halben Endverkaufspreis an den Verlag bzw. Zwischenhändler (wie Studio 2) zahlt. Bei 35 Euro (ca. 40 US-Dollar) wäre das also ca. 17,50 Euro. Von dem Geld erhält der Zwischenhändler noch seinen Anteil bzw. wird die Lagerhaltung, Logistik usw. finanziert. Davon werden Druckkosten bestritten, sowie - weil z.B. Pinnacle sehr oft in Asien drucken läßt - die Transportkosten und Zölle. Es werden die Zeichner bezahlt, die Autoren, die Lektoren (if any!), usw. - Und dann hofft man darauf, daß noch etwas übrigbleibt, daß der Verlag nicht draufgezahlt hat.

Daher ist es auch so wirtschaftlich sinnvoll für Verlage ihre Produkte über den EIGENEN Shop zu verkaufen. Der Endverbraucherpreis ist derselbe, jedoch fällt hier einfach mehr für den Verlag ab (abzüglich des Anteils für den Unterhalt des eigenen Shops bzw. des Zwischenhändlers - Pinnacle verkauft ja die Produkte immer über Studio 2, während TAG z.B. direkt aus England seine Produkte verkauft).

Was den Rabatt angeht würde ich wohl eher 30-35% veranschlagen, mal entliehen aus dem Buchhandel. Mehr ist dort auch unüblich, solange man nicht gerade Unmengen an Büchern bei dem entsprechenden Verlag bestellt.
Die "Üblichkeiten" im normalen Buchhandel unterliegen deutlich anderen Randbedingungen - insbesondere hierzulande, im Land der Buchpreisbindung - als bei Spieleläden. Romane selbst mit geringer Auflage stecken immer noch an reiner Examplarsanzahl die meisten deutschsprachigen Rollenspielprodukte in die Tasche!

Mich würde auch ein Einblick in die Kalkulation deutscher Spieleläden und Spieleverlage interessieren.

Ein deutscher Spieleladen darf sich mit den hiesigen Mieten, mit Kosten für - ggf. - Angestellte, mit Werbemaßnahmen usw. herumschlagen. Und er hat ja meist ein Mischangebot aus Sammelkarten, Miniaturen/Tabletop-Ausstattung, Rollenspielen und oft auch Comics. - Hier ist schon interessant, ob ein deutscher Spieleladen im Einkauf bei einem 35-Euro-Endpreis-Produkt mehr als die Hälfte des Endpreises bezahlen muß. Bei US-Spieleläden ist der halbe Endpreis augenscheinlich üblich.

Ich gehe mal davon aus, daß ein deutscher Spieleladen zwar qualitativ andere Randbedingungen hat, als ein US-Spieleladen, daß aber auch bei dem Umsatz, der hierzulande mit Rollenspielen (und nicht allein mit Rollenspielen!) gemacht werden kann, der halbe Endverkaufspreis als Einkaufspreis nicht zu niedrig geschätzt ist. Es MUSS soviel "Luft" vorhanden sein, damit der Ladenbesitzer seinen begrenzten Regalplatz für ein Spiel belegt, daß für ihn selbst ja eine Art "Wette auf den Abverkauf" darstellt. Eventuell bleibt er darauf sitzen. Und dann muß es aus den Regalen raus.

Bei der Produktion würde mich von den deutschen Verlagen aber sehr interessieren, wie sie mit den Druckkosten umgehen. - Spielzeit hatte z.B. The Great Maze in den USA drucken lassen (was man an der Qualität des Softcovers deutlich zu spüren bekommen hat!). US-Verlage lassen gerne in Asien drucken (was man an der Qualität genauso deutlich zu spüren bekommt - verzogene Hardcover-Buchdeckel bei Produkten mit durchaus stolzem Preis sollte es NICHT geben!).

Ich wüßte z.B. gerne, wo die SW-GE gedruckt wurde. - Früher stand so etwas im Buch ("printed in Germany" oder "Gedruckt bei Ebner, Ulm").

Hierzulande wissen deutsche Rollenspielproduktkäufer durchaus die Qualität eines Druckerzeugnisses zu schätzen. Ein gut gedrucktes, gut gebundenes Buch ist die ERWARTUNG bei hiesigen Käufern. Das liefern auch viele deutsche Verlage. - Da stinken US-Druckerzeugnisse oft genug deutlich dagegen ab.

So kann es durchaus sein, daß hierzulande der Anteil der Druckkosten an den Gesamtkosten höher ist, als bei US-Produkten.

Dazu hätte ich gerne auch mal ein wenig mehr Information.
 
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Okay, ich hätte wohl in den Eingangspost noch reinschreiben sollen, dass ich mich hier speziell auf BRD beziehe. Für USA usw gelten ja wieder ganz andere Geschichten. :)
 
AW: Kosten eines Rollenspiels

Ich hatte vor längerer Zeit mal einen Artikel dazu geschrieben. Ein paar Infos sind sicher veraltet, aber interessant ist es trotzdem, :] http://www.blutschwerter.de/f91-run...praxistipps-rollenspiel-veroeffentlichen.html

Aber es kommt natürlich immer drauf an, ob es eine Übersetzung (Lizenzkosten) ist oder eine Eigententwicklung mit möglicher Weise vielen teuren Illustrationen und Texten. Wie viel Aufwand um die Vermarktung getrieben wird und so weiter.
Kaputt rechnen kann dir jeder Controller so eine Kalkulation, aber ich denke die Zeichen für eine günstige Buchproduktion stehen im Moment gut.

Und ja, ich würde eine Verlagsmeldung zu dem Thema auch gerne hören.
 
AW: Kosten eines Rollenspiels

Das kommt darauf an, wie das Buch aussieht.

Angenommen es handelt sich um ein Grundregelwerk mit folgenden Spezifikationen:
> 300 s/w Druckseiten
> Hardcover 4-farbig
> Umschlaginnenseiten 4-farbig, zwei verschiedene Karten
> ca. 100 Illustrationen
> Auflage 1.000

Druckkosten: 7500,- € in Deutschland, 6000,- € im Umland
Steuern, Versand, Verpackung: 2000,- €
Händlermarge zusammen mit Direktverkauf: 50% (wie im Buchhandel sieht es im Buchhandel aus)

Das ergibt einen Umsatz von 17.500 €, abzügl. Druck in Deutschland und Kram bleiben 8000,- €

Davon müssen bezahlt werden:
> 300 Druckseiten bedeuten etwa 500 Wordseiten Text
> Koordination, Korrektorat, Lektorat, Layout und Satz
> Sämtliche Illustrationen (sowie deren Briefings)
> Die ganze Verlagsarbeit Vertrieb, Lagerkosten, Arbeitskosten
> Werbung und Marketing
> Und natürlich die Entwicklung der Spielwelt und der Regeln

Vor allem Entwicklungs- und Autorenarbeiten sowie Backofficearbeit investieren die meisten Hobbyverlage on top. Um bestimmte Kosten kommt man nicht drum rum, wenn man nicht gerade alles selbst macht - etwa EPOS, ich möchte nicht wissen, wie viel Arbeit da bereits reingeflossen ist. Rechnet man das alles auf, liegt der Verdienst an einem GRW im 0,x Centbereich.

Fazit: Ein GRW rechnet sich in der ersten Auflage meistens nicht, man kann froh sein, wenn man irgendwann den Breakeven erreicht und seine Auslagen wieder drin hat. Berücksichtigen muss man auch, dass eine 1000er Auflage sich meistens über einen längeren Zeitraum verkauft, ein Jahr ist da realistisch, wenn es taugt. Die zweite Auflage und Folgeprodukte beginnen dann etwas mehr Geld abzuwerfen, aber ein Verlag kann nur dann funktionieren, wenn man viele Produkte hat, um bestimmte Kosten besser verteilen zu können (mehr Verpackungsmaterial zu günstigeren Preisen, gesammelter Versand, etc.).

Das ist nur so Pie mal Daumen. Im Einzelfall sieht es sicher besser oder schlechter aus.

m4lik
 
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soweit ich dass iwo gesehen hab werden die neuen DSA (4.1) nun in Polen gedruckt
 
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Was Eigenverlag-Rollenspiel angeht, hat John Wick es in seiner Kolumne sehr schön zusammengefasst.


So You Wanna Be A Rock ‘n’ Roll Star?


Wer Rollenspiele veröffentlicht, zahlt drauf. ;)

Dagegen hilft wohl nur Kostensenkung, sprich den Kreativen möglichst wenig zahlen und hohes Druckvolumen fahren, um gute Konditionen zu bekommen.

Was den Handel angeht, kann ich nur aus meiner begrenzten Erfahrung sprechen. Im Moment liegen die ausgewiesenen Rabatte auf den Bruttoverkaufspreis, die man bei Verlagen und Großhändlern bekommt, zwischen 35% und 50%. Die Rabatte können effektiv etwas höher sein, wenn man Skonti oder Umsatzboni bekommt, sind oft aber auch niedriger, da sie z.B. bei englischen Produkten mit empfohlenen Verkaufspreisen kalkuliert werden, die nicht unbedingt zu erzielen sind. Außerdem sind die Rabatte, wie gesagt, mit dem Bruttoverkaufspreis kalkuliert, die Umsatzsteuer wird in voller Höhe davon abgezogen.

Fiktives Beispiel:

Das Grundregelwerk eines deutschen Rollenspiels wird für 28,- Euro verkauft. Bei 42,5% Rabatt zahlt der Händler 16,10 Euro. Weil er zügig zahlt, gewährt im sein Lieferant 3% Skonto (ca. 0,48 Euro), Versandkosten fallen üblicherweise keine an. Der Nettoeinkaufspreis liegt damit bei 15,62 Euro, vom Verkaufspreis führt der Händler 1,83 Euro Umsatzsteuer ab, behält also 26,17 Euro und hat 10,55 Euro mehr eingenommen, als er ausgeben hat, eine Gewinnspanne von ca. 38%.

Fiktives 2. Beispiel:

Das Grundregelwerk eines ausländischen Rollenspiels wird in den USA für 35$ verkauft. Bei 50% Rabatt auf den vom Lieferanten empfohlenen Verkaufspreis von 35 Euro, zahlt der Händler 17,50 Euro. Weil er innerhalb von 3 Tagen seine Rechnungen zahlt, gewährt im sein Lieferant 3% Skonto (ca. 0,51 Euro), Versandkosten fallen üblicherweise keine an. Der Nettoeinkaufspreis liegt damit bei 16,99 Euro. Da Amazon das Buch für 26 Euro anbietet und der Versand um die Ecke 27 Euro nimmt, legt er seinen Verkaufspreis auf 28 Euro fest. Vom Verkaufspreis führt der Händler 1,83 Euro Umsatzsteuer ab, behält also 26,17 Euro und hat 9,18 Euro mehr eingenommen, als er ausgeben hat, eine Gewinnspanne von ca. 33%.
 
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...und hohes Druckvolumen fahren, um gute Konditionen zu bekommen.

Das ist eines der schlimmsten Dinge die mal in dieser Branche tun kann, um die Kosten pro Buch zu reduzieren. In die Falle bin ich auch schon mal reingelaufen.

Entweder man druckt soviele Bücher wie der Markt hergibt und wie man auch verkauft bekommt (und damit meine ich nicht über den Zeitraum von 10 Jahren) und kommt mit der Kalkulation dafür zurecht oder man lässt es bleiben. Jedenfalls wenn das Ziel des ganzen Unternehmens ist, mindestens kein Geld zu verlieren.

Von einem Rollenspiel 1000 Stück mehr machen zu lassen, weil ja der Druckpreis pro Stück dann so schön viel billiger ist, ist sehr gefährlich. Damit sich das wirklich lohnt, müssen die 1000 Stück mehr sich auch verkaufen - wenn die im Lager liegen bringt der bessere Preis gar nichts - im Gegenteil.

Zu einem anderne Aspekt der Berechungen - bei den Überlegungen zu Rabatten kommt noch hinzu, das ein kleiner Verlag eher nicht (oder wenig) an Händler direkt verkauft, sondern recht viel über Großhändler läuft, die nochmal einen besseren Rabatt bekommen als Händler den kriegen.

Interessantes Thema - wenn ich nächste Woche mehr Zeit hab´ schreib ich hier mal einen laaaangen Post dazu.
 
AW: Kosten eines Rollenspiels

Das ist eines der schlimmsten Dinge die mal in dieser Branche tun kann, um die Kosten pro Buch zu reduzieren. In die Falle bin ich auch schon mal reingelaufen.

Jain. Ich wollte nicht darauf hinaus, von jedem Buch möglichst viele Exemplare drucken zu lassen. Obwohl ein Haus aus Rollenspielen sicher ziemlich werbewirksam wäre. :)
Es scheint sich aber für einige Verlage zu lohnen, auch kleinere und/oder externe Projekte ins Portfolio zu nehmen, um so ihr Druckvolumen zu erhöhen und im Ganzen bessere Druckkonditionen zu bekommen.
 
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