Grimm Aurelsson stellt sich vor
Grimm Aurelsson
Hallo, Ihr Wanderer, Abenteurer und Narren!
Mein Name ist Grimm Aurelsson. Ich bin ein Satia-Mavari der Peleahn Konvokation. (Unwissende mögen mich auch einen Feuermagier nennen). Der eine oder andere mag schon einmal von mir gehört haben – und sei es nur von einer meiner früheren Erzählungen.
Ich wandere nun schon seit gut drei Jahren umher und habe unzählige Abenteuer bestritten, habe Freunde verloren und neue gewonnen… Nun dürstet es mich jedoch, meine Erfahrungen mit anderen zu teilen und von meinen Erlebnissen zu berichten. Auch wenn die eine oder andere Gegebenheit im Laufe der Jahre verblasst sein mag, und wiederum andere Ereignisse verfälscht in meiner Erinnerung vorliegen mögen, so entspricht das Geschilderte im groben den tatsächlichen Gegebenheiten, also hört gut zu und lernt.
Ich bin im Jahr 700 in Modestor, im Reiche Kaldor geboren worden. Unser Dorf umfasst etwa 150 Seelen und lebt von der Landwirtschaft. Ich selber wurde von Stiefeltern großgezogen – zumindest so lange, bis man meine arkanen Fähigkeiten bemerkte und ich von Lehrmeister Vildor Merlon in Olokand zum Satia-Mavari ausgebildet wurde. Unnötig zu erwähnen, daß mir die körperliche Arbeit auf dem Feld von klein auf nicht zusagte, weshalb mich mein Stiefvater als unnützen Schmarotzer betrachtete und nur zu froh war, als ich das „Elternhaus“ verließ. Einzig meine Stiefmutter schien schlummernde Mutterinstinkte mir gegenüber zu hegen, welche ich – wann immer erforderlich – auch bestens zu nutzen wußte…
Während meiner Zeit als Mavari stellte sich heraus, daß ich außerordentlich fähig war. Ich sage dieses jetzt nicht, um mich aufzuspielen – und mir sind während meiner Wanderungen auch schon wesentlich talentiertere Shek-Pvar begegnet – nichtsdestotrotz war ich einer der besten meines Jahrganges – was vielleicht der einzige Grund ist, weshalb ich heute noch am Leben bin – und viele meiner Gefährten nicht. (Böse Zungen mögen behaupten, daß es auch etwas mit meinem skrupellosen Charakter zu tun haben könnte – aber es dürften nicht mehr viele Leute sein, die so etwas von mir behaupten könnten).
In verhältnismäßig kurzer Zeit beendete ich meine Ausbildung und wurde als Satia-Mavari für mindestens ein Jahr von meiner Gilde in die Welt geschickt – um mindestens zwei eigene Sprüche zu entwickeln und um mit drei magischen Artefakten zurückzukommen, so daß ich danach im Rang steigen könne und mehr Ansehen in meinem Stift erhielte… Wie gesagt, ich wandere inzwischen seit drei Jahren, habe mehr als zwei eigene Sprüche entwickelt und auch meine drei Artefakte habe ich wohl – aber ich bin noch nicht zurückgekehrt. Wahre Macht äußert sich meiner Meinung nach nicht in einem Titel – und je höher die Position, desto höher das Interesse, das andere einem entgegenbringen – und desto beschränkter sind die Möglichkeiten, das strenge Regelwerk der Shek-Pvar zu beugen (dieses zu brechen würde ich nie wagen – was erwartet Ihr, soll ich anderes behaupten?? Soll ich mich etwa selbst belasten?).
Ich schweife ab.
Ich beendete also meine Ausbildung und wurde fortgeschickt. Und auch wenn ich sehr gut war, war mir durchaus bewußt, daß ein Shek-Pvar alleine keine allzu große Lebenserwartung zu hegen pflegt – zumindest dann nicht, wenn er auf Wanderung ist und nach magischen Artefakten sucht (diese pflegen nicht auf Bäumen zu wachsen…). Weshalb es für einen Shek-Pvar gefährlich ist, alleine zu wandern, fragt Ihr !? Ihr Narren ! Wir mögen Kräfte beschwören und teilweise auch beherrschen, welche Euren Kiefer vor Staunen herunterklappen lassen – aber das kostet Zeit. Und egal wie gut man auch sein mag – kein Spruch ist so schnell gesprochen, wie ein Dolch zustößt – zumindest dann nicht, wenn man gerade seine Ausbildung beendet hat. Alles klar?
Nun, ich beschloß folglich, mir einige Weggefährten zu suchen, um mit ihnen in der Welt herumzuziehen und so Erfahrung und Reichtümer zu sammeln. Und da für gewöhnlich die Leute in den Dörfern weniger gierig und zuverlässiger sind, als jene in den Städten (wo man Angst haben muß, daß man in der Nacht für eine Hand voll Silberpennies erdolcht wird), machte ich mich auf den Weg in mein Dorf.
Ich kam zu Hause an. Unnötig zu erwähnen, daß es kein großes „Hallo!“ gab, da mein Stiefvater befürchtete, mich auf unbestimmte Zeit durchfüttern zu müssen. Der Instinkt meiner Stiefmutter war jedoch prächtig ausgeprägt (vor allem weil meine Stiefschwester im vergangenen Winter an einer Erkältung gestorben war). Sie bereitete mir Essen, fragte mich nach meinem Wohlbefinden, nach meinen Plänen, … Eben all jene Dinge, die eine Mutter ihren Sohn nach drei Jahren fragen würde. Mit meinem Vater sprach ich kaum ein Wort.
Nach dem Essen ging ich in die einzige Dorfkneipe – in der Hoffnung, dort die Gefährten für meine Reisen zu finden. Ich blickte in die Runde und sah – Bauern. Meine Zuversicht, passende Gefährten zu finden, wollte schon schwinden – als ich in einer dunklen Ecke eine dunkel gekleidete, schmale Gestalt wahr nahm – die mich ebenfalls „unauffällig“ zu mustern schien. Nun, mein Interesse war geweckt – immerhin hatte ich ihn kaum bemerkt, als ich meinen Blick das erste Mal durch den Raum schweifen ließ.
Ich setzte mich erst einmal an die Theke und bestellte ein Ale, welches ich langsam trank und mich dabei weiter im Raum umsah. Nach einer Weile ging die Tür auf, und ein extrem fetter junger Bursche kam herein, kam schnurstracks auf die Theke zu und sagte: „Ale !“. Ich musterte ihn interessiert. Auf den zweiten Blick konnte man feststellen, daß dieser Bursche unter seiner Fettschicht eine gehörige Masse an Muskeln besaß – eigentlich genau das, was man für seine Wanderungen benötigt – jemand, der Probleme so lange fern hält, bis man seinen Zauber gesponnen hat. Zudem schien er durch seine Erscheinung in der Lage zu sein, manche Personen direkt am Ausführen von „dummen Taten“ zu hindern – aus Angst, dieses könne sein Mißfallen erregen.
Wie dem auch sei – nach dem dritten Ale (welche er im übrigen auf ex trank), schien sein „Primärdurst“ verflogen und er schien sich mitteilen zu müssen. Also drehte er sich zu mir um, legte seinen fetten Arm um mich, stierte mich mit seinen kleinen Schweinsäuglein an und sagte: „Dich kenne ich hier noch nicht. Bist Du neu? Was willst Du hier? Bleibst Du lange? Ich bin übrigens Krufor, der Meisterschmied.“
Daraus schloß ich folgende Dinge:
1. Er konnte hier nicht viele Freunde haben, da er nicht etwa einen der ortsansässigen ansprach (und auch beim Betreten der Kneipe niemanden grüßte bzw. von niemandem gegrüßt wurde), sondern mich auserkoren hat. Das dürfte es leichter machen, ihn davon zu überzeugen, mit auf die Wanderschaft zu kommen.
2. Die Tatsache, daß er Schmied war, erklärte seinen widerlichen Gestank nach kaltem Schweiß. Es erklärte aber auch die gewaltigen Muskelpakete, die unter dem ganzen Fett an seinem Arm zum Vorschein kamen.
3. Er nannte sich „Meisterschmied“. Folglich mußte er an einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung leiden – denn was soll man mit einem „Meisterschmieden“ in einem Nest wie diesem hier? (Man kann behaupten, daß auch ich an Selbstüberschätzung leiden würde – aber ich denke, daß ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen durchaus das Recht erworben habe, mich so zu bezeichnen – aber urteilt selbst!).
4. Er war offensichtlich von einfachem Gemüt. Nicht nur, daß er mir, einem wild-
fremden, durch die Umarmung quasi freien Zugriff auf seine Börse ermöglichte – nein, die ganze Art an ihm schien eine geistige „Schlichtheit“ auszudrücken, die so offensichtlich vorhanden war, wie das Ale in meinen Händen. “Solche Leute sind leicht zu manipulieren” dachte ich bei mir. Sehr gut.
Ich stellte mich nun meinerseits höflich vor (verschwieg jedoch die Kleinigkeit, daß ich ein Shek-Pvar war) und versuchte mich, von seiner Umarmung zu befreien (ich wollte schließlich nur einen Mitstreiter und keine Zärtlichkeiten).
Er legte nach kurzer Zeit jedoch erneut seinen Arm um mich und erzählte mir von seinen Heldentaten, seiner tollen Arbeit, seinen tollen Fähigkeiten, während er an seinem fünften Ale trank … Kurzum: Er nervte gewaltig ! (gleichzeitig verstärkte sich der Verdacht seiner geistigen Beschränktheit).
“Wollen wir mal sehen, wie er auf unerwartetes reagiert” dachte ich bei mir und sprach einen Zauber, welches sein Ale auf eine außerordentlich eklige Temperatur erwärmte.
Es dauerte nicht lange, bis Krufor einen tiefen Schluck nahm – und ihn direkt wieder laut prustend ausspuckte – und Ärger anfing. Ich meine mich zu erinnern, daß diese Geschichte bereits ausführlich erzählt wurde und will mich deshalb kurz fassen. Krufor machte einen mordsmäßigen Ärger und wurde letztendlich – wenn mich meine Erinnerung nicht trübt – rausgeschmissen. Es stellte sich dabei jedoch heraus, daß er durchaus in der Lage war, es mit mehreren Personen gleichzeitig aufzunehmen – was er in späteren Tagen des öfteren beweisen sollte – aber leider auch, daß er von aufbrausendem Temperament war und wenig einsichtig, was uns so manchen Ärger einbringen sollte. Trotz alledem – mein erster Weggefährte war gefunden (auch wenn er selber es noch nicht wußte).
Auch mein zweiter Weggefährte offenbarte sich noch am selben Abend.Es war jener dunkel gekleidete junge Mann, der in der dunklen Ecke des Raumes saß. Ich hatte ihn schon völlig vergessen, als er mich irgendwann ansprach (ob es vor oder nachdem Krufor die Kneipe verließ war, vermag ich nicht mehr zu sagen): „Wie ich sehe, verfügt Ihr über außergewöhnliche Fähigkeiten.“
Ich war beeindruckt. Ich hatte beim sprechen meines Zaubers ganz bewußt nur kleine Handbewegungen und leise Worte verwendet. Dadurch wird der Zugang zur Magie zwar ungleich schwieriger – aber man wird in der Regel nicht entdeckt. Dieser Kerl hier hingegen schien es durchaus bemerkt zu haben und konnte es zudem noch einordnen.
Er selber hieß Tafe und war außerordentlich geschickt. Die ganze Art, wie er sich bewegte ließ an eine Katze erinnern – und die tatsache, daß er absolut problemlos die Börse eines Anwesenden entwendete, ließ diesen Verdacht erhärten. Wir verbrachten einen sehr angenehmen Abend. Auch er war erst kürzlich zurück in dieses Dorf gekommen und war seinerseits auf der Suche nach einigen Begleitern… Das Schicksal hatte uns offensichtlich zusammengeführt.
Am nächsten Morgen saß ich verkatert am Frühstückstisch (meine Stiefmutter mir gegenüber, ihre Augen auf mich geheftet), als mein Stiefvater hereingestürmt kam und mich anfuhr: „Bist Du endlich wach!? Und wie Du nach Alkohol stinkst! Hör mir gut zu: So lange Du unter meinem Dach lebst und ich dich durchfüttere, stehst Du gefälligst bei Morgengrauen mit mir auf und hilft mir auf dem Feld!“
„Ich bin nicht hier, um mich den niederen Arbeiten auf Deinen Feldern zu widmen, STIEFvater!“ war meine Antwort, woraufhin er nach einem Knüppel griff und mir an die Wäsche wollte. Ich stand fix auf, stellte mich hinter meine Stiefmutter und sprach mit weicher, verängstigt klingender Stimme: „MAMA, …!“ – die Hand heimlich an meinem Dolch.
NATÜRLICH rettete mich meine Mutter – aber auch sie konnte nicht verhindern, daß mein Stiefvater mich rausschmiß. Immerhin ging ich mit einem Rucksack voller Proviant.
Die Abenteuer mußten eben etwas früher als geplant beginnen. Aber dazu mehr beim nächsten Mal!
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