Die Ethik der WoD

Bathora

Arkanomechaniker
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10. August 2007
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So: Fortgesetzt vom CtL-Erste-Eindrücke-Thread.

Nein, nicht jede Nacht, nicht bei jeder Jagd. Aber mindestens jede zweite Sitzung spiele ich mit meinen Spielern die Jagd aus. Beschreibe ihnen genau ihre Opfer. Versuche richtige Menschen aus den Opfern zu machen, mit richtigen Motivationen und Ängsten. Es ist schon was anderes einfach nur zu sagen: "Ich geh jagen." oder zu wissen dass man gerade aus Versehen meinetwegen Ursula umgebracht hat, die kein Selbstbewusstsein hatte weil sie ein bisschen zu viel auf den Rippen hatte und deswegen verzweifelt glücklich über jede Aufmerksamkeit war. Sogar um die Aufmerksamkeit eines Monsters. Wenn man das wegläßt und das Spiel auf seine "sauberen" Aspekte reduziert, spielt man (finde ich) am Thema vorbei.

Die WoD behandelt Themen, die unangenehm sind. Vampire sind Triebtäter, die ihren Opfern grausame Dinge antun (die Zähne dringen nicht umsonst in das Fleisch ein - die Vampir-Vergewaltiger-Parallele hab ich mir nich ausgedacht, die ist schon in deutlich angelegt). Prometheaner sind die ärmsten Schweine, die man sich vorstellen kann. Werwölfe entmenschlichen völlig, ergeben sich ihren Instinkten und - naja, Kannibalismus, Vergewaltigung (zum Beispiel bei den Ivory Claws ist das deutlich erwähnt), und so weiter. Magier kommen noch am besten weg, aber schön ist das auch nicht.

ALLE in der WoD sind Opfer, manche sind gleichzeitig noch Täter. Die Changelings haben es sogar insofern noch gut dass sie sich erstmal aus dem allerschlimmsten wegbewegt haben.

Außerdem: Du hast geschrieben, dass bei CtL die Situation deshalb anders ist als bei Vampire, weil einem das wirklich passieren kann. Jein. Der Mißbrauch, den ein Changeling erlitten hat, kann so surreal sein, dass er kaum mit richtigem Mißbrauch verglichen werden kann. Anders als bei z.B. Kleine Ängste ist das Thema sowieso schon ein bisschen entschärft.
 
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Außerdem: Du hast geschrieben, dass bei CtL die Situation deshalb anders ist als bei Vampire, weil einem das wirklich passieren kann. Jein. Der Mißbrauch, den ein Changeling erlitten hat, kann so surreal sein, dass er kaum mit richtigem Mißbrauch verglichen werden kann. Anders als bei z.B. Kleine Ängste ist das Thema sowieso schon ein bisschen entschärft.

Für meinen Geschmack nicht entschärft genug. Das ist nichts, was ich meinen Spielern vorsetzen möchte. Das ist nichts, was ich selbst spielen möchte.
 
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Ich habe Schwierigkeiten Deinen Standpunkt zu verstehen. Ist Dir CtL jetzt zu heftig oder - um Dich mal paraphrasieren - nerven Dich diese Changeling-Jammerlappen zu sehr?
 
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Was ich nicht verstehe ist, warum du überhaupt WoD spielst. Oder spielst du das, was man zu V:tM Zeiten noch "Superhelden / Shadowrunner mit spitzen Zähnen" nannte?
 
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@Sturmschwinge: Mag ja deine Meinung sein, aber erkennst du die Parallelen zu den anderen WoD Spielen nicht?

Bei Vampire das Ausspielen der Jagt wegzulassen...das ist wie im Vampire-Live. Da fällt das zu 99% auch weg. Und schon hat man ein Politikspiel mit Zauberern.
 
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Ich spiele Rollenspiele, um zusammen mit meiner Gruppe spannende Geschichten zu erzählen und zu erleben. Dabei kommt es mir nie auf irgendwelche Kräfte oder Superhelden oder sonstwas an, sondern auf interessante, faszinierende Geschichten eben.

Keine Ahnung, ob wir die WoD so spielen, wie sie gedacht ist. Das ist mir, ehrlich gesagt, auch egal. Aber wir spielen die WoD auf keinen Fall so, daß wir Dinge wie Mißbrauch usw. aktiv thematisieren. Klar werden moralische und ethische Fragen gestellt, aber keinesfalls so, daß die Spieler dabei leiden müssen. Für mich ist CtL deshalb kein Spiel, das ich spielen würde (genausowenig wie Little Fears). Das ist meine Meinung, meine Entscheidung und mein gutes Recht.

Und ja, schlußendlich bin ich der Meinung, daß es besser ist Täter zu sein als Opfer zu sein. Wenn man sich schon zwischen dem einen und dem anderen entscheiden muß, heißt das. Besser wäre natürlich eine Welt ohne Täter und Opfer.
 
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Ahm .. ok, wie darf ich mir das vorstellen? Spieler: "Ich grabe meine Zähne in das weiße Fleisch." - Spielleiter: "Das Opfer zuckt und wimmert." Und das jede Nacht wenn die SCs jagen gehen? Für jeden? Jedesmal? Sorry, aber in meinen Runden hat man da irgendwie anderes zu tun als die Jagd auszuspielen.
Hier muss ich aber anmerken, dass es in gewissen Situationen unterstreicht, dass Vampire kein Running-Gunning Rollenspiel ist. Ich erinnere mich an eine gewisse Passage im ersten Drittel von Three Shades of Night [edit: oder war's Blood In, Blood Out?], in der der Hauptagonist in einer zeitkritischen Situation dringend etwas trinken musste. Zitieren darf ich's wohl aus rechtlichen Gründen nicht, zusammenfassen würde nur die Athmosphäre der beschriebenen Szene vernichten. Daher ohne weitere Erläuterung.
Wenn die Spielleitung sich hin und wieder Zeit nimmt zum Beispiel anhand solcher Gelegenheiten den Spieler daran zu erinnern, dass er schon lange kein Mensch sondern Monster ist, dann kommt auch das eigentlich angedachte Thema wieder auf - und das ist per se amoralisch und morbide.
 
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@Sturmschwinge: Ok. SO ein Spieler bist du also :D Ist ja nicht unbedingt schlecht.
 
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Ich kann verstehen wenn man solche Themen nicht am Spieltisch haben will, kann mir aber ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen wie ein WoD-Spiel ohne diese Kernthematiken aussehen soll. Will hier nicht stänkern, ich kann es mir nur einfach nicht vorstellen. Das käme mir vor wie ein Mittelalterspiel ohne Schwerter.

Außerdem: CtL ist ja gar nicht schlimmer als der Rest. Ich persönlich finde die Täterperspektive bei Vampire ja schon sehr unangenehm.
 
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Ich würde sagen Sturmis spielweise entspricht am ehesten dem Corebook bzw Mage, und würde sich am wenigsten mit C:tL, V:tR und P:tC vertragen...
 
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Ich kann verstehen wenn man solche Themen nicht am Spieltisch haben will, kann mir aber ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen wie ein WoD-Spiel ohne diese Kernthematiken aussehen soll. Will hier nicht stänkern, ich kann es mir nur einfach nicht vorstellen.

Ich kann mir dagegen nicht vorstellen, wie man diese Themen thematisieren UND dabei Spaß haben kann.
 
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Mittelalter ohne Schwerter ist sogar sehr authentisch. Es sei denn man ist adelig. ;)
Aber ein Raumfahrt Rollenspiel ohne Raumschiffe das wäre ein passender Vergleich.

Wems gefällt, ok, aber mein Ding ist es nicht wirklich. Es würde was fehlen.
 
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@ Infernal Teddy: Ja, wahrscheinlich. Mage ist noch allgemein recht "harmlos", und als Sterblicher hat man nicht so viel thematisches Gepäck.

@Absimiliard: Ja, ich weiß. Du weiß genau was ich meine. ;-)

@Sturmschwinge: Aber warum dann die WoD? Das kann ich einfach nicht verstehen.
 
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@ Absimiliard: Klugscheißer. :D

@ Sturmschwinge: Warum spielst Du die WoD? Ernstgemeinte Frage, ich versteh es nämlich nicht.
 
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Ich kann verstehen wenn man solche Themen nicht am Spieltisch haben will, kann mir aber ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen wie ein WoD-Spiel ohne diese Kernthematiken aussehen soll. Will hier nicht stänkern, ich kann es mir nur einfach nicht vorstellen. Das käme mir vor wie ein Mittelalterspiel ohne Schwerter.

Warum nicht? "Mein Superheld, der Vampir"-Spiele würden mir auch Spaß machen. Schließlich ist mein erklärtes Lieblingsrollenspiel Shadowrun :)
Aber das ist dann eben nicht mehr so ganz Requiem, wie es im Buche steht.
 
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Horror geht am Spieltisch nicht? Du hast die falschen Spieler und/oder die flasche Sl. Mit Call of Cthulhu zB geht das wunderbar. Und in der WoD erst recht, besonders als einfacher Mensch.
 
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@gflash: Ich mag's nicht so, aber jedem das seine. :)

@Sturmschwinge: Das stimmt einfach nicht. Ich habe einen Spieler am Tisch vor Angst zum Weinen gebracht. Und er hat jeden Moment davon genossen.
 
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Ich hätte keinen Spaß daran, meine Spieler zum Weinen zu bringen. Das wäre mir irgendwie peinlich.
 
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