Rezension Bloodbowl - Blut und Spiele [T-Rezi]

Taysal

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Blood Bowl - Blut und Spiele


Blood Bowl Comic [T-Rezi]


Bei Panini Comics erschien „Blut und Spiele“, ein Comic, das im Blood-Bowl-Universum spielt – und das ist wiederum im Warhammer-Universum ansässig. Bei Blood-Bowl handelte es sich um eine Mischung aus Football und Rugby, plus viel Blut, Gedärmen und unnötiger Brutalität. Dabei basiert das Comic auf einem Tabletop-Spiel aus dem Hause Games Workshop, dass auch Miniaturenspiele wie „Warhammer“ und „Warhammer 40.000“ auf den Mark brachte und bei Fans ebenfalls durch Spiele wie „Hero Quest“ und „Star Quest“ bekannt sein dürfte. In „Blut und Spiele“ wird das Thema Blood-Bowl nun aufgegriffen und die Leser können die wichtigen Spiele der Bad Bay Hackers verfolgen – inklusive aller Irrungen und Wirrungen abseits des Spielfelds.

Vom Aufbau her gleicht „Blut und Spiele“ dabei Oliver Stones Spielfilm „An jedem verdammten Sonntag“. Das bedeutet auf Personen und Einzelaktionen fokussierte Bilder, ein rasanter Schnitt und Persönlichkeitsentwicklung der Figuren, die auf das Spiel bezogen bleiben. Auch die gewollt detaillierte Gewalt gehört dazu, im Comic betont überspitzt dargestellt. Die Zeichnungen von Lads Helloven strotzen nur von überzeichneten Elementen als Stilmittel, erheben Brutalität und Gewalt zur Kunst und gleichzeitig auch zur Gesellschaftskritik – solange genug Blut und Geld fließt, bleibt die Moral auf der Strecke. Und das versucht auch Texter Matt Forbeck in seiner Geschichte einzufangen. Das gelingt ihm auch, doch beide Männer machen einen substanziellen Fehler im Aufbau: „Blut und Spiele“ mangelt es an Massentauglichkeit!

Es gibt für einen außenstehenden Leser keine Möglichkeit Zugang zum Comic zu bekommen. Wer „Blood-Bowl“ bereits kennt, der weiß worum es sich dreht, der weiß was ihn erwartet. Ohne dieses Vorwissen sieht der ganze Band nach einer kruden und kranken Story aus, in der chaotische Bilder und ein krakeliger Zeichenstil dominieren. Schade, denn Blood-Bowl ist weit mehr und das gilt auch für die Geschichte, die vor allem unterhalten will und den schwarzen Humor kräftig ausreizt.

Das gilt nun für die an den Haaren herbeigezogene Handlung, wie auch für die sprechenden Namen der Figuren. Die heißen so herrlich erfrischen wie Hoffnung, Schönheit oder auch Holzbein. Besonders lustig sind aber die beiden Kommentatoren aus dem Off: Jim und Bob. Diese kommentieren staubtrocken jedes der Spiele, wie es sich für Bewohner einer Fantasywelt nun einmal gehört. Dabei werden die Texte der beiden in eckige Kästen gesetzt und sind seitlich blau oder rot markiert – jenachdem ob nun gerade Jim oder Bob vom Leder ziehen. Das gibt dem Comic die richtige Würze.

Leider kann die Kolorierung der Panels das hohe Tempo des Spiels kaum mithalten. Sie erinnert oft an eine blasse Aquarelltechnik und weist stetig düstere Illustrationen auf, in denen die Farben dann gänzlich geschluckt werden. Bei einem solchen Thema wären knalligere und spritzigere Farben schicker gewesen, als der Versuch in eine überzeichnete Story mittels Farbe Ernsthaftigkeit hineinzubringen. Da gehören halt auch überzeichnete Farben hinein.

Ein weiterer Minuspunkt ist der Perspektive anzulasten. Lads Helloven verliert sich in der Totalen und Halbtotalen, konzentriert sich ausschließlich auf die Figuren und lässt eine Gesamtbetrachtung des Spiels unter den Tisch fallen. Abgeschlagene Köpfe, üppige Brüste und spritzendes Blut stehen alleine im Zentrum, der Leser hat keinen Überblick und kann kaum nachvollziehen, wie die Lage auf dem Feld ist. Das gehört bei solch einem Thema zu den existenziellen Eckpunkten. Hier haben Autor und Texter auf ganzer Linie versagt. So verwandelt sich die Handlung in eine dröge Geschichte.

„Blut und Spiele“ ist ein Comic der zwiespältige Gefühle hinterlässt. Auf der einen Seite Brutalität als überspitzt humorvolle Kunstnummer, auf der andere Seite eine mangelnde technische Ausführung. Dabei ist die handwerkliche Arbeit Paninis mal wieder vorbildlich und lässt keine Wünsche übrig. Der Nettetaler Verlag versteht sein Geschäft. Doch die deutsche Übersetzung kann die Nachteile kaum aufwiegen. Wenigstens bleibt das Comic dem Teamgedanken Blood-Bowl gerecht: Für die Fans!

Matt Forbeck, Lads Helloven
Blut und Spiele

Blood Bowl
Panini Comics, Softcover, 124 Seiten
OT: Blood Bowl: Kiler Contract
Text: Matt Forbeck
Zeichnungen: Lads Helloven
Farben: Lads Helloven, Sumi Pak, Andrew Dalhouse, Zac Atkinson
Ü: Hartmut Klotzbücher
Lettering: LetterFactory
ISBN 978-3-86607-549-8

Copyright 2009 © by Günther Lietz

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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