[28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

Discordia

B! scheuert
Registriert
7. Januar 2005
Beiträge
6.305
Es war früh am Abend und Enio mußte gleich aufbrechen. Bereits beim Aufstehen hatte der Brujah schon eine glänzende Idee und hoffte inständig, daß er die auch umsetzen konnte. Die Idee war nicht einem scharfen Geist oder einer genialen Kombinationsgabe entwachsen, sonder dem Teil des Brujahs, der seit einigen Nächten so laut und intesiv zu ihm sprach wie schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr. Sein Gewissen!

Er hatte heute allen ernstes vor mit einem Raketenwerfer oder wie auch immer man dieses Ding nennen mochte, auf eine Kneipe zu schießen und sie komplett dem Erdboden gleich zu machen. Dem Enio, den es noch vor ein paar Wochen gab, hätte das warscheinlich nur ein Schulterzucken entlockt und vielleicht noch einen trockenen Kommentar wie "Geiler Sound wenn so ne Hütte in die Luft fliegt", aber Enio hatte sich verändert und nicht alle Veränderungen waren sonderlich hilfreich. Vor allem wenn man ein Massaker plante oder eventuell eines daraus werden konnte.

Der Sheriff konnte schlecht in die Spelunke gehen und vorher alle Gäste bitten das Gebäude zu verlassen. "Achtung ihre Stammkneipe wird heute gesprengt. Bitte bleiben sie ruhig und verlassen sie geordnet das Lokal. Warme Erbsensuppe und Einwegkammeras für ein Erinnerungsfoto gibts drausen auf der Straße." Schlecht wär das nicht... aber eben unmöglich. Dennoch hatte Enio eine Möglichkeit den Schaden zu minimieren und wenigstens den einen oder anderen von dem Laden fern zu halten ohne etwas über seine Vorgehensweise zu verraten.

Der Plan war Reuters anzurufen. Enio wußte die Straße noch und mit dem Familiennamen war es ein leichtes die Telefonnummer von Kurt herauszufinden. Der Italiener nahm sein spezielles Handy und wählte die Nummer des alten Mannes. Er mußte einfach zu hause sein.
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

Es dauerte eine Weile, dann ging eine Frauenstimme ran.

"Hallo, hier Reuters", meldete sich diese. "Wer ist denn dort?"

Sie klang schon älter und etwas abgehetzt, aber nicht unbedingt unfreundlich.
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

Enio schwang sehr schnell um. Wollte er gerade noch besorgt und überwichtig klingen, so mußte er sich jetzt freundlich und interessiert anhören.

"Schönen Guten Abend Frau Reuters. Salvatore am Apparat. Ich bin auf der Suche nach ihrem Mann... wir haben uns vor kurzem kennengelernt. Ist er zu hause? Kann ich ihn sprechen? Es wäre sehr wichtig."
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

"Guten Abend, Herr Salvatore", antwortete die Frau. "Mein Mann ist gerade von der Arbeit gekommen und beim Essen, ist es wichtig, dann hole ich ihn ans Telefon."

Sie klang auch nicht gerade unfreundlich, es konnte ja ein Arbeitskollege oder so was von ihrem Mann sein.
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

Die Frage nach dem "wichtig" hatte Enio ja bereits bei seiner Begrüßung und der Frage nach ihrem Mann miteinflechten lassen. Aber klar... so waren alte Menschen nunmal. Man mußte alles zweimal sagen.

"Och tut mir leid wenn ich etwas ungelegen anrufe aber mir wäre schon recht wenn sie ihn mir kurz geben könnten." Ausgezeichnet... er war wenigstens zu hause. Warscheinlich würde ihm gleich das Herz in die Hose rutschen wenn er mitbekommen würde wer da am Telefon war. Der geheimnissvolle Agent, der für den Staat arbeitet und eine Kneipe observiert in der sich mutmasliche Terroristen herumtreiben. Nichts für den Alltag eines alten Mannes, dessen highlight der Woche warschienlich daraus bestand einmal ganz spontan die Biersorte zu wechseln um einfach mal etwas total verrücktes zu machen.
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

Enio würde hören wie die Frau durch die Wohnung ging und kurz darauf kam der Mann ans Telefon.

"Reuters, guten Abend", sagte er etwas nuschelig. "Meine Frau meinte es gäbe was wichtiges."

Es schluckte wohl gerade den letzten Bissen seines Essens runter.
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

Der Alte wirkte jedenfalls nicht sonderlich aufgeregt oder nervös. Das war schon mal gut. Oder es hatte bei ihm noch nicht "klick" gemacht als er den Namen Salvatore gehört hatte aber das konnte sich Enio nicht wirklich vorstellen. Es war ja nicht so, daß sein unangemeldeter Besuch bei Kurt bereits Wochen zurück lag. Aber das waren jetzt Überlegungen, die völlig unbedeutend waren. Enio hatte einen Plan und je aufmerksamer und ruhiger sein Gesprächspartner die Sache angehen würde desto besser.

Enio Stimme veränderte sich wieder und nahm den leicht verschwörerischen Tonfall an, den er Reuters gegenüber benutzt hatte, als er ihm den ganzen Unfug mit diesem Thomas und dem Zusammenhang mit terroristischen Aktivitäten und "Salvatores" Ermittlungen im Dienste des Staates aufgetischt hatte. "Hey Reuters... !" Enio wußte eigentlich immer noch nicht, daß der Mensch am anderen Ende der Leitung Kurt mit Vornamen hieß. "Du erinnerst dich doch bestimmt noch an den guten alten Salvatore, der dich neulich Nachts besucht hat und dir hoffentlich glaubhaft eingetrichtert hat, daß es am allerbesten für dich ist, wenn du so wenig wie möglich mit der Sache zu tun hast und am besten gar nichts drüber weißt was in der Kneipe so abgeht." Ein kurzer Moment des Schweigens, der für Reuters höchtens die Möglichkeit offen lassen würde mit einem zustimmenden "Hmmmh" zu bestätigen. "Die Dinge haben sich geändert. Ich brauche deine Hilfe... dein Vaterland braucht deine Hilfe. Aber keine Angst... die Sache wird für dich völlig stressfrei ablaufen und du mußt keinerlei Risiko eingehen. Will ja schließlich nicht, daß mein Brötchengeber nachher noch für die Witwenrente aufkommen muß." Enio unterbrach sich selbst um eine Reaktion von Kurt abzuwarten. Es gab verschiedene Möglichkeiten für den alten Typen. Entweder würde er jetzt vor Angst in die Hosen scheißen oder er würde eine Möglichkeit sehen sein langweiliges Leben ein wenig mit dem Hauch von Agentenspielchen würzen zu können. Letzteres wäre Enio natürlich lieber aber soweit konnte er Reuters doch noch nicht einschätzen.
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

"Ja, nee, habe ich nicht vergessen", meinte der Alte und war nun doch aufgeregt. Enio konnte hören, daß er seine Frau ins Wohnzimmer scheuchte und dann auch die Tür schloß. "Macht dieser Thomas schon wieder Ärger, gibt es etwas, was hier passieren könnte oder was ist denn passiert?" Ja, er klang interessiert, sogar sehr interessiert. Also in die Hosen zu machen schien er jedenfalls nicht.
"Also ich war noch nicht wieder in der Kneipe, hatte leider zuviel zu tun, Überstunden und so. Aber ist es denn so gefährlich?"
Es klang etwas zusammenhanglos, aber doch sehr sehr interessiert.
"Soll ich meine Frau und meine Familie hier weg bringen?"
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

Reuters war anscheinend richtig motiviert. Das war schon mal nicht schlecht... zuviel Motivation war aber auch nicht das was Enio brauchen konnte. Somit war aber wenigstens eingermaßen gewährleistet, daß sein Gesprächspartner das machen würde wozu ihn Enio auffordern würde.

"Jetzt mal Ball flach halten! Ich hab doch gesagt, daß es nicht riskant ist. Du brauchst weder deine Familie aus der Stadt bringen, noch Hamstereinkäufe erledigen. Wenn du das machst wozu ich dich auffordere, werden wir einen gemütlichen Abend verbringen und ich werd einen ausgeben." Eine kurze Pause entstand in der sich der Brujah vorstellte wie Reuters am anderen Ende still vor sich hin nickte. Für Enio war es wichtig, daß Reuters die Dringlichkeit in Enios Worten erkannte, ohne dabei in Verfolgungswahn zu verfallen.

"Jetzt hör genau zu. Wir müssen uns heute Abend treffen. Aber ich möchte nicht nur dich treffen, sondern sämtliche Leute, die du aus Resis` Kneipe kennst und mit dennen du ab und zu an der Theke rumlungerst. Die ganze Sache scheint weitere Kreise zu ziehen als wir bisher angenommen haben und ich brauche eure Unterstützung. Ihr müßt meine Augen und Ohren sein. Wir werden uns genau um 0:00 Uhr im Cafe [Name einsetzen] am Steed treffen. Ihr müßt absolut pünktlich sein, denn wenn ich dort um 12 auftauche und dich nicht sehe, werd ich weiterziehen und nicht dort auf euch warten. Also seid am besten überpünktlich.

Noch was! Das ist wichtig! Erzähl deinen Kumpels nichts von mir und unserem Treffen... das werde ich vor Ort selbst übernehmen und entsprechende Beweise vorlegen damit das glaubwürdig ankommt was ich zu sagen habe. Dir würden sie vielleicht nicht glauben und dich für bekloppt halten. Lad sie einfach ein und verzapf ihnen irgend ne Story von wegen... du hast etwas zu feiern und würdest sie auf ne Flasche Champus einladen oder was weiß ich was. Laß dir was einfallen, das bekommst du schon hin. Alles andere wird sich dann ergeben. Das ist wichtig Mann... sonst hätt ich nicht angerufen! Soweit klar?"

Der Plan war einfach. Wenn Reuters Enios Aufforderung nachkommen würde und es ihm gelingen würde ein paar Saufkumpels mitzunehmen, dann wären das schon ein paar gerettete Leben. Der Italiener hatte absolut kein Interesse daran unschuldige Menschen zu Staub zu verwandeln. Das Attentat würde schon genug Aufsehen erregen, da mußte sich Enio nicht auch noch damit herumplagen, daß er das Leben von Reuters... einem Familienvater, der kurz vor der Rente stand, auf dem Gewissen hatte. Es wäre zu verräterisch gewesen, dem Alten einfach zu sagen, daß er an diesem Abend nicht in der Kneipe auftauchen sollte und seine Kumpels dazu auffordern hätte sollen ebenfalls von dort wegzubleiben. So verriet Enio nichts und hielt sich weiterhin bedeckt.

Nun... Enio würde natütlich nicht zu dem Treffen erscheinen aber Reuters würde wissen warum, wenn er am nächsten Tag oder noch in der Nacht erfahren würde was mit der Kneipe passiert war und er würde es hoffentlich zu schätzen wissen was Enio getan hatte und seine Motivation erkennen. Wäre Kurt schlau würde er seine Kumpels im Glauben lassen, daß er sie lediglich auf ein Bier einladen wollte. Soviel zur Theorie.
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

Ja, Kurt würde mehrmals nicken und dachte schon darüber nach, was er wem wohl erzählen würde, damit sie mitkamen. Wenn der Agent ihm so etwas auftrug, dann konnte es doch nur wichtig sein - oder? Würde jemand von der Regierung einen verdienten Arbeiter verarschen? Na, die in Berlin taten es zwar, aber die waren auch nicht vor Ort.

"Ja, ich werde dafür sorgen, daß möglichst viele mitkommen, Resi wird zwar nicht begeistert sein, wenn ihre Kneipe leer ist, aber es ist ja nur für heute Abend", meinte er dann. "0.00 Uhr sagst du, das ist reichlich spät, da werden nicht mehr viele dort sein, die meisten genen schon gegen 11, aber ein paar werde ich schon finden, das bekomme ich hin.

Ich habe auch schon eine Idee, wie ich die dorthin bekomme."

Der Mann war sich sicher, daß es eine gute Sache war, wie er allerdings auf die Aktion reagieren würde, die sich da andeutete, das war noch nicht klar, außer ein paar Schlägereien hatte es hier noch nie was großes gegeben.
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

Keine Probleme... keine "Au das ist heute Schlecht, gehts Morgen?"-Geschichten. Sehr gut. Die Sache hatte also soweit funktioniert wie Enio es sich vorgestellt hatte. Blieb zu hoffen, daß nicht doch noch irgendetwas dabei schief ging. Der Brujah hatte somit wenigstens ein bißchen sein erst kürzlich erwachtes Gewissen erleichtert. Es würde auch schon so schwer genug werden ein ganzes Gebäude in die Luft zu jagen aber Enio wollte wenigstens nicht für den Tod von Reuters und seinen Saufkumpels verantwortlich sein, weil die ja am allerwenigstens mit der ganzen Sache zu tun hatten.

"Ausgezeichnet! Würd mir keine Sorgen machen. Die Tante aus der Kneipe wird schon nicht gleich bakrott gehen, wenn sie mal einen Abend wenig Gäste hat. Dann bis Morgen... und denk dran... Pünktlichkeit ist wichtig." Fall Reuters nichts mehr hinzuzufügen hatte würde der Italiener auflegen. Er hatte seinen Teil erledigt. Leider würde das für die heutige Nacht warscheinlich die einfachste Aufgabe sein.
 
AW: [28.4.2008] ein Anruf des Gewissens

"Nee, ist klar, dann machen wir es so", antwortete Reuters. "Ich werde schon etwas früher mit denen abhauen."
Ein leichtes Räuspern. "Ich weiß ja nicht, ob man in ihren Kreisen viel Glück sagt, aber wenn dem so ist, dann wünsche ich es ihnen natürlich."

Nun mit Reuters und seinen Kumpels würden schon einige weniger in der Kneipe sein, darauf konnte sich Enio verlassen, aber ein paar Unschuldige wird es schon noch trotzdem erwischen.
 
Zurück
Oben Unten