Rund um Bücher "Sprachzensur" und Rassismus in Literatur und der Umgang damit.

Es gibt noch so 'nen Winzling, der hat Federn, gleitet von Baum zu Baum, ist irgendwie mit dem Raptor verwandt und giftig. Der wurde erst vor ein paar Jahren entdeckt, und ich vergesse immer seinen Namen, aber den find ich auch gut.

Der afrikanische Brachiosaurus heißt übrigens Giraffatitan. Das ist insofern relevant, weil das große Skelett im Naturkundemuseum Berlin tatsächlich einen Giraffatitan beherbergt, keinen Brachiosaurus - das wäre der amerikanische.

Das hab ich ja nicht gewusst.
 
Milchreis-Elite
US-Studentenrevolte 2015: "Gutdenk" statt Dissens und Meinungsfreiheit.

Das ganze scheint mir im Moment in den USA ziemlich trend zu sein. Ich habe ein Review zu einem Battletech Buch auf Drivethru gelesen, wo allen ernstes festgestellt wurde, dass die vorhandenen Beispielcharaktere nur binäre Geschlechter haben. Es ist ein bisschen seltsam geworden, dass man insbesondere bei fiktionalen Sachen immer solche Diskussionen hat.
 
Mein Sohn liest im Moment die Vorstadtkrokodile... das müsste dann aber auch mal überarbeitet werden, bei all den Randgruppenbezeichnungen wie z.B. Itaker.

Gäbe es mehr Leute, die den Begriff als traditionell oder "normal" begreifen würden, gäbe es auch mehr Diskussionen zu dem Thema. Dann gäbe es auch mehr Menschen, die dagegen argumentieren würden und die Irren auf beiden Seiten hätten mehr Auftrieb.

Aber der Begriff hat sich halt als unhöflich etabliert. Der wird ja auch bei den Krokodilen abgrenzend genutzt. Zanken unnötig. So'n Affentheater wie da oben im Comic gibt's nur bei Begriffen, denen künstlich zuviel Relevanz zugesprochen wird.
 
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Ich störe mich da eh kaum dran. Auch nicht am Itaker usw. - ich hate das ganze eh für viel zu übertrieben.
 
Hier ein etwas älterer Beitrag über die Entscheidung, aufgrund von Lovecrafts rassistischer Einstellung beim World Fantasy Award als Trophäe keine Büste von ihm mehr zu vergeben: http://www.zauberspiegel-online.de/...puritanismus-und-die-world-fantasy-convention

Daniel Older, Initiator einer Petition, wonach stattdessen eine Büste von Octavia Butler die Trophäe sein soll (dies hat er nicht erreicht, die neue Trophäe stellt einen Baum dar), hat Lovecraft auch die schriftstellerische Leistung weitgehend abgesprochen.
 
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Jaja, stürzt nur alle weil sie irgendwo spinnert sind.
Und die Umstürzler lasst gar nicht erst nach oben. Neider sind das.

Wenn jemand die Moral von vor 200 Jahren lebt und das heute, dann ist das verwerflich.
Wenn das jemand vor 200 Jahren tat, dann kann ich über ihn richten, frage mich halt was denn andere, die man nicht so unter die Lupe stellt, gedacht und gesagt haben.

Und wie ist das Vergangene heuchlerischer als die Gegenwart?
Zur Gegenwart habe ich den aktuellen Kontext.
Zur Vergangenheit jenseits von Zeitzeugen nur Berichte 3ter Hand und unsere Deutungen.

Das ist insofern unfair als sich die Toten nicht wehren können.

Bravo!
Knickt ein vor jedem #Aufschrei!

Aktionismus, Wegduckertum und keinen Arsch in der Hose. YAY!
 
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Mal ein aktueller Artikel zum Thema: http://www.augsburger-allgemeine.de...alter-Langstrumpf-Buecher-auf-id42204096.html

Kurze Zusammenfassung: In Schweden von einer Gemeinde alte Pippi-Langstrumpf-Bücher aus der Leihbücherei entfernt und entsorgt, auch wegen der Verwendung des Wortes "Negerkönig" (entsprechend bearbeitete Bücher sind in der Bücherei immer noch vorhanden). Dies wurde von einem in Schweden bekannten Enthüllungsjournalisten stark kritisiert. Astrid Lindgren hat allerdings 1970 gesagt, daß sie das Wort "Neger" inzwischen nicht mehr verwenden würde.
 
Und wir wundern uns wenn ich Bamiyan Buddha-Statuen in die Luft gesprengt werden.....

Intolerantniks der Welt vereinigt Euch!
Auf dem Mond ist noch genug Platz!
 
Als historisches Dokument verstanden sehe ich ein gewisses Maß an Kritik zwar als berechtigt an, dennoch möchte zugleich in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass wir in der Regel nicht davon ausgehen können, dass der gewöhnliche Leser ein solches Buch als Quelle für Forschungsarbeiten zum Sprachgebrauch am Anfang des 20. Jahrhunderts heranziehen wird, sondern in der Regel an der Lektüre der enthaltenen Geschichte interessiert sein wird.

Hier ist weniger eine buchstabengetreue Widergabe des Inhalts interessant, sondern viel mehr eine im Sinne der intendierten Bedeutung.

Sprache verändert sich! Wurden die überarbeiteten Begriffe zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrdeutig verwendet, so ist im heutigen Sprachgebrauch je nach gewünschter Bedeutung, eine differenziertere Wahl üblich.

Sicher, die Frage in welchem Sinne der Autor ein bestimmtes Wort gewählt hat, ist zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr eindeutig klärbar.
Sehen wir die Behauptung: "Astrid Lindgren hat allerdings 1970 gesagt, dass sie das Wort "Neger" inzwischen nicht mehr verwenden würde." als gegeben an, so können wir zumindest in diesem Fall recht sicher davon ausgehen, in welcher Bedeutung das Wort "Negerkönig" gemeint war.

Um Missverständnisse, die angesichts des aktuellen Sprachgebrauchs entstehen könnten, zu vermeiden, scheint mir eine Überarbeitung hier durchaus angebracht und sinnvoll.
Eine buchstabengetreue Wiedergabe hingegen würde ich als sehr viel größere Verfälschung des Werkes sehen, als eine sinngemäße Anpassung an aktuelle Gewohnheiten.

Sicher, das bloße Austauschen eines Wortes ändert nichts an Umständen und mag nur allzu gerne suggerieren mit dem Austausch eines Wortes allein wäre es getan.
Hierzu abschließend ein, wie ich finde recht treffendes Zitat aus Roger Willemsens "Wer wir waren" (Fischer Verlag GmbH, 2016 - ISBN 978-3-10-397285-6)

Auch in der Sprache bildeten wir immer neue Empfindlichkeiten aus, verfemten Wörter wie "Neger", "Zigeuner", [...] Reizbar waren wir durch die Vorstellung, dass da unter dem Gesagten etwas Gemeintes sei [...] All das fand mehr in der Sprache als in der Welt der politischen Tatsachen [...] statt, die wir schmerzlos quittierten.

In diesem Sinne: Quittiert nicht schmerzlos! Seid Aufmerksam und wehrt Euch gegen Rassismus, wo immer Ihr ihn trefft!
 
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